Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Mai 2019, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Aladdin (Mena Massoud) ist ein kleiner Straßendieb in der märchenhaften Stadt Agrabah. In den Straßen der Stadt ist niemand vor ihm und seinem kleptomanischen Rhesusaffen Abu sicher. Bei einem seiner Streifzüge trifft er auf die Prinzessin Jasmin (Naomi Scott), die sich unerkannt in der Stadt bewegen möchte. Da Aladdin ihr Armband, das sie einem Händler geben musste, wieder stielt, müssen die beiden fliehen und Aladdin zeigt der ihm unbekannten jungen Frau seine Behausung in einem Turm mit einer wunderbaren Aussicht auf die Stadt.
Aladdin verliebt sich in die schöne Unbekannte aus dem Palast und möchte sie unbedingt wiedersehen. Im Palast wird er allerdings von Dschafar (Marwan Kenzari), den Großwesir des Sultans, gestellt. Der sucht nach einem unschuldigen jungen Mann, der ihm deine Wunderlampe aus der Tigerhöhle herausholen kann. Dabei darf allerdings keines der dort gelagerten Schätze angefasst werden.
Aladdin schafft es die Lampe zu finden, dabei befreit er auch noch einen fliegenden Teppich, der sich in einem Felsblock verkeilt hat. Als dann allerdings Abu doch einen Edelstein mitnehmen will, haben die beiden große Probleme, wieder aus der Höhle herauszukommen.
Nachdem der Wesir die Lampe hat, denkt gar nicht daran, Aladdin aus der Höhle entkommen zu lassen, doch Abu hat wieder einmal sein Talent genutzt und Dschafar die Lampe wieder entwendet.
Als Aladdin an der Lampe reibt, zeigt sich, dass sie von einem Dschinni (Will Smith) bewohnt ist, der dem Besitzer der Lampe drei Wünsche verspricht.
Aladdin muss jetzt sehen, wie er aus der Höhle herauskommt und mit Hilfe seiner drei Wünsche seine geliebte Jasmin erobern und wie er sich gegen den intriganten Großwesir behaupten kann, der unbedingt Sultan werden will. Der aber besitzt mit dem Papagei Jago (Alan Tudyk) einen spionierenden Verbündeten...
Das Walt Disney Studio stellt schon seit ein paar Jahren immer wieder Realverfilmungen von ihren bekanntesten Zeichentrickfilmen her. So sind z.B. "Maleficent – Die dunkle Fee" (2014) von Regisseur Robert Stromberg, "Das Dschungelbuch" (2016) von Regisseur Jon Favreau oder "The Beauty and The Beast" (2017) von Regisseur Bill Condon bereits in die Kinos gekommen, die letzten beiden wurden wie schon die Originale als Musical gedreht. Bei dem letztgenannten Film war wie bei "Aladdin" Alan Menken für die Musik verantwortlich.
Nach der Realverfilmung von "Dumbo" (2019) von Regisseur Tim Burton kommt jetzt mit "Aladdin" das Remake des Filmes von 1992 in die Kinos. Am 18. Juli wird auch noch "Der König der Löwen" ebenfalls von Regisseur Jon Favreau folgen.
Für "Aladdin" konnte als Regisseur Guy Ritchie gewonnen werden. Für die Musik war wie schon bei der Zeichentrickverfilmung von 1992 Alan Menken zuständig, der damals auch mit dem Oscar für die beste Originalmusik und für den besten Original Song (A Whole New World) ausgezeichnet wurde. Das Lied wurde im hier besprochenen Film wieder aufgenommen und gleich zweimal gesungen, einmal von Mena Massoud und Naomi Scott sowie während des Abspanns von Zayn Malik und Zhavia Ward.
Da der Film in Orient spielt, wollte Disney die Hauptrollen mit Schauspielern orientalischer Herkunft besetzen. Als Aladdin wurde der in Ägypten geborene kanadische Darsteller Mena Massoud, als Prinzessin Jasmin die Engländerin Naomi Scott, die eine indische Mutter hat, und als Dschafar der tunesisch-niederländische Schauspieler Marwan Kenzari gecastet. Auch die meisten Nebenrollen wurde so besetzt. Für die Rolle des Dschinni konnte Will Smith gewonnen werden, dem Papagei Jago gibt Alan Tudyk seine Stimme.
Guy Ritchie, der auch zusammen mit John August das Drehbuch geschrieben hat, hat eine märchenhafte Welt des Orients entwickelt. Dabei sind nicht nur die Kostüme von Michael Wilkinson, sondern auch die Sets und die Kameraarbeit von Alan Stewart eindrucksvoll gelungen. Vor allem das Gewimmel in Agrabah hält viele kleine Gags bereit.
Die Hauptperson des Films ist ganz sicher Will Smith als Dschinni. Er singt nicht nur selbst, sondern spielt seine Rolle als blauer Flaschengeist auch ausgesprochen charmant, aber auch ironisch. Denn Dschinni ist ein etwas eitler Geist, der sich von Zeit zu Zeit mal aufplustert, seine Muskeln spielen lässt, sich mit schweren Gewichten trimmt oder tanzt. Er ist aber auch loyal zu seinem Herrn Aladdin und gibt ihm immer wieder gute Ratschläge, wie er sich am besten der Prinzessin nähern kann. Daneben versucht er auch, das Selbstwertgefühl des jungen Mannes zu stärken.
Mena Massoud ist ein naiver Aladdin, auch bei ihm gibt es Szenen, die bewusst selbstironisch angelegt sind, z.B. wenn er zu stark beim Tanzen angibt ("War der Salto zu viel?"). Naomi Scott ist eine sehr moderne Prinzessin Jasmin, vermutlich viel fortschrittlicher als es augenblicklich den Frauen in Vorderasien erlaubt ist, denn sie denkt, dass sie als Nachfolgerin ihres Vaters als Sultan geeignet ist. Beide Schauspieler machen ihre Sache ordentlich, allerdings merkt man bei Naomi Scott, dass sie gesanglich doch an einigen Stellen ihre Schwierigkeiten hatte.
Marwan Kenzari kann als böser Gegenspieler Dschafar leider nicht überzeugen. Als Großwesir, der um jeden Preis Sultan werden will, ist er einfach nicht intrigant genug. Man nimmt ihm seinen Ehrgeiz eigentlich nicht unbedingt ab. Das mag an der Rolle aber kann auch an den schauspielerischen Fähigkeiten von Marwan Kenzari liegen.
Sehr viel eindrucksvoller sind drei Sidekicks, die nicht selten die Szene stehlen und zwar der intrigante Papagei Jago, der leider viel weniger zu tun hat als im Zeichentrickfilm, der kleptomanische Affe Abu, der häufig nicht auf seinen Herrn hört, und vor allen Dingen der fliegende Teppich. Er hat ein Eigenleben und kann sich verständlich machen, was wunderbar mit seinen Bewegungen dargestellt wird und viel lustiger als im Trickfilm ist. Er erinnert stark an den Mantel von Dr. Strange.
Die Abenteuer von Dschinni und Aladdin wurden von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet, da es dem Film gelingt, die Fantasiewelt des Zeichentrickfilms in die Realität zu übersetzen und trotzdem mit Humor und viel Herz etwas magisches Neues zu schaffen.
Insgesamt ist "Aladdin" ein gelungenes und modernisiertes Remake des Zeichentrickfilms von 1992. Gesang und Tanzeinlagen sind gut gestaltet, aber unterbrechen die Story nicht allzu sehr. Man sollte sich allerdings vom Zeichentrickfilm lösen, denn Will Smith ist zwar kein Robin Williams aber er kann als Dschinni jederzeit gefallen. Der Film ist kindgerecht und er wird ganz sicher auch Erwachsenen Spaß machen. Er ist ganz sicher bisher einer der besten Realverfilmungen von alten Disney-Filmen und er ist unbedingt sehenswert.
Zusatz: Da auch in der Realverfilmung wieder gesungen wird, ist hier die Songliste:
1. Arabian Nights
2. Legend of the Lamp
3. One Jump Ahead
4. Street Urchins
5. One Jump Ahead (Reprise)
6. Friend Like Me
7. To Be Free
8. Prince Ali
9. A Whole New World
10. Jafar’s Hour
11. Prince Ali (Reprise)
12. The Ends of the Earth
13. The Kiss
14. On a Dark Night
15. Jasmine Runs Away
16. Marketplace
17. The Cave of Wonders
18. Aladdin’s World
19. The Battle
20. Happy End in Agrabah
21. A Whole New World (Reprise)
Foto: Mena Massoud als Aladdin und Will Smith als Flaschengeist Dschinni © Walt Disney Studio Motion Pictures Germany
Info:
Aladdin (USA 2019)
Originaltitel: Aladdin
Genre: Märchen, Abenteuer, Action, Familie, Fantasy
Filmlänge: 128 Minuten
Regie: Guy Ritchie
Drehbuch: John August, basierend auf dem Animationsfilm "Aladdin" (1992)
Darsteller: Will Smith, Mena Massoud, Naomi Scott, Marwan Kenzari, Navid Negahban, Nasim Pedrad, Billy Magnussen, Numan Acar u.a.
Verleih: Walt Disney Studio Motion Pictures Germany
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 23.05.2019