Bildschirmfoto 2019 06 20 um 17.57.19Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. Juni 2019, Teil 7

Redaktion

Paris (Weltexpresso) - Was hat Sie davon überzeugt, diese Rolle anzunehmen?

Ich hatte Ludovic Bernards DER AUFSTIEG gesehen, ohne seinem Namen ein Gesicht zuordnen zu können, und ich war beeindruckt von der Inszenierung. Allerdings hatte ich oft mit ihm zusammengearbeitet, bei Filmen, für die er der erste Regieassistent war. Als ich ihn also in einem Café traf und ihn wiedererkannte, hielt ich es für ein gutes Zeichen.


Was halten Sie vom Drehbuch?

Ich fand es sowohl berührend als auch inspirierend, es hat alle Qualitäten für einen guten Film. Mir gefi el die Entwicklung dieses Jungen, der ein verrücktes Talent, aber keinen Zugang zu einer musikalischen Ausbildung hat.


Zuerst haben wir das Gefühl, dass die Gräfin ein ziemlich kalter und distanzierter Mensch ist, aber wir verstehen mit der Zeit, dass dieser Eindruck falsch ist.

Genau so ist es. Diese beängstigende Frau ist frustriert von ihrem Leben als Lehrerin. Ich habe schon oft Frauen wie sie getroffen. Plötzlich zerbricht sie an diesem Jungen, der so ganz anders als all seine MitschülerInnen ist und der einen ganz anderen Zugang zur Musik hat. Die Gräfi n ist eine sehr aufmerksame Person und nimmt sehr genau wahr, was von ihm kommt. Sie findet in Mathieu etwas, das sie nicht besitzt und das ist sicher auch das, was ihr für eine großartige Solokarriere gefehlt hat. Ich glaube jedoch nicht, dass ihr die Pädagogik am Herzen liegt: Es gibt Lehrer, die geboren wurden, um zu unterrichten, und die Gräfin gehört nicht zu dieser Art. Sie ist von einer Art Wut getrieben, und wenn sie diesen Jungen schätzt, dann deshalb, weil er es wagt, Dinge zu sagen und zu tun, die sie sich nie erlaubt hat zu tun.


Zu Beginn ist sie nicht so überzeugt von Mathieu wie Pierre, weil sie ihn zwar für begabt, aber auch für faul hält. Warum ändert sie ihre Meinung?

Ihre Zweifel sind vor allem Zweifel an sich selbst, weil sie Gefahr läuft, das Vertrauen der Institutsleitung zu verlieren und sich lächerlich zu machen. Sie wusste von Anfang an, dass es schwierig werden würde, weil Mathieu keinerlei Grundlagen hatte. Es ist eine interessante Figur: eine Frau in den Fünfzigern, mit viel Erfahrung, aber müde und desillusioniert. Dieser junge Mensch wird alles vorantreiben und sie neu beleben: Sie entdeckt, dass sein Talent beispiellos ist und stimmt zu, ihm zu helfen. Und plötzlich gibt es auch in ihrem Leben wieder einen Sinn.


Was halten Sie von Ihrem jungen Partner Jules Benchetrit?

Er ist sehr beeindruckend. Als ich den Film sah, war ich erstaunt! Ich schüchterte ihn ein wenig ein, weil meine Figur sehr dominant ist, aber wir wurden schnell Freunde. Er ist sehr süß, freundlich, überraschend, und es steckt eine Kraft in ihm, die man nicht ahnt, wenn man ihn zum ersten Mal trifft.



IN DER ROLLE DER GRÄFIN: KRISTIN SCOTT THOMAS

Kristin Scott Thomas wurde 1960 in England geboren. Im Alter von 19 Jahren zog sie nach Paris und absolvierte eine Schauspielausbildung an der École Nationale des Arts et Technique de Théâtre. Kurz nach ihrem Studienabschluss erhielt sie ihre erste Rolle in dem vom US-amerikanischen Popstar Prince gedrehten Film UNTER DEM KIRSCHMOND (1986). In den folgenden Jahren war sie überwiegend in französischen Filmproduktionen tätig und spielte unter anderem in Jean-Pierre Mockys MORD AUS VERSEHEN (1987) an der Seite von Catherine Deneuve. Mit ihrer Hauptrolle in Roman Polańskis BITTER MOON (1992) an der Seite von Hugh Grant konnte sie sich als europäischer Filmstar etablieren. 1997 erhielt Kristin Scott Thomas eine Oscar®-Nominierung als Beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle in DER ENGLISCHE PATIENT. Hauptrollen in den Kinohits DER PFERDEFLÜSTERER (1998) und GOSFORD PARK (2001) folgten. 2008 erhielt sie für ihre Rolle in Philippe Claudels Drama SO VIELE JAHRE LIEBE ICH DICH den Europäischen Filmpreis als Beste Darstellerin gefolgt von einer Golden Globe-Nominierung. In dem Drama DIE SCHWESTER DER KÖNIGIN (2008) überzeugte Kristin Scott Thomas neben Natalie Portman und Scarlett Johansson. Kinoerfolge wie THE PARTY (2017) von Sally Potter oder der Oscar®-Gewinner DIE DUNKELSTE STUNDE (2017) mit Gary Oldman zählen ebenfalls zu ihrer umfangreichen Filmografi e. Neben ihrem Engagement in Kinofi lmen ist sie auch auf Theaterbühnen zu sehen. 2004 erhielt sie eine Nominierung als Beste Schauspielerin für den „Laurence Olivier Theatre Award“ und gewann die Auszeichnung 2008 für ihre Rolle in Tschechows „Die Möwe“ in London. Im Kinofi lm DER KLAVIERSPIELER VOM GARE DU NORD spielt sie die strenge Klavierlehrerin, die Gräfin.

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller

Mathieu Malinski   Jules Benchetrit
Pierre Geithner       Lambert Wilson
Die Gräfin               Kristin Scott Thomas
Anna                       Karidja Touré
Mathilde Geithner   Elsa Lepoivre, von der Comédie Française
André Ressigeac    André Marcon
Monsieur Jacques  Michel Jonasz

Abdruck aus dem Presseheft