f och5Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. September 2019, Teil 20

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Die phantastische Geschichte über eine Familie von Teufelsanbetern bedingte natürlich eine entsprechende unheilvolle und gruselige Location. Produzent Tripp Vinson erklärt, warum man sich früh entschied, eine echte Location als Drehort zu suchen: „Es ging uns einfach um Authentizität – und wir mussten nicht auf aufwändige visuelle Effekte zurückgreifen. Was man in unserem Film sieht, ist im Prinzip alles echt. Wir haben die Ärmel hochgekrempelt und uns die Hände schmutzig gemacht.“

Das Action-geladene und überaus physische Skript verlangte nach mehr als nur einer Location. Letztendlich brauchte man drei, um den Ansitz der Le Domas’ glaubwürdig darzustellen. Oshawa, Ontario’s Parkwood Estates, ist eines der letzten großen kanadischen Anwesen. Hier lebte einst R.S. McLaughlin, der Gründer von General Motors of Canada. Die Schauspieler und die Crew benutzten die Freiflächen um Parkwood für die Hochzeitsfeier, in einigen der 55 Zimmer der Villa wurden Innenaufnahmen für READY OR NOT gemacht. Im lokalen YWCA in Oshawa filmte man die Esszimmersequenzen.

Zwei Wochen lang drehte man im Oktober 2018 in Parkwood, dann zog die Produktion nach Toronto um. Hier steht das historische Casa Loma, die einzige wirklich große Burg Nordamerikas. Sie wurde 1911 für 3,5 Millionen Dollar errichtet und ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen der Stadt. Das Casa Loma war wegen seines üppigen Interieurs mit den zahlreichen Ornamenten für READY OR NOT ein idealer Schauplatz. Die zahllosen, liebevoll gestalteten Brettspiele, die die Familie reich gemacht haben, konnten hier bestens präsentiert werden. Zudem besitzen die dunklen, verwinkelten Räume ein mysteriöses Flair – kurzum ein idealer Spielplatz für eine mörderische Jagd.

Hinzu kam, dass man in diesen beiden Häusern viel Raum zum Drehen hatte. Die Kamera konnte den Schauspielern leicht und schnell folgen, sie umkreisen, ob in den einzelnen Zimmern, den langen Fluren oder in den hohen Hallen. Zwar hat man an so einem Drehort nicht die Annehmlichkeiten und die Kontrolle wie in einem Studio, dafür aber sind die kreativen Möglichkeiten umso größer.

Hilfreich war außerdem die authentische Atmosphäre, für die das Produktionsdesignteam sorgte. Produzent Tripp Vinson war von der Arbeit von Produktionsdesigner Andrew Stern sehr beeindruckt. Der legte viel Wert auf den Entwurf der verschiedenen Brettspiele, die mit der dunklen, tödlichen Geschichte der Le Domas’ wesentlich zu tun haben. Vinson führt aus: „Er traf sich mit Radio Silence und begann dann sofort mit der Umsetzung seiner Ideen, präsentierte Skizzen, Illustrationen und Bildmaterial. Uns gefielen seine Vorschläge, die er in der Geschichte verankerte. Seine Spiele haben dieses klassische, nostalgische und historische Flair.”

Als Ko-Drehbuchautor Guy Busick die Sets erstmals betrat, fühlte er sich gleich wie im Film – genau jenem, zu dem er und R. Christopher Murphy das Skript geschrieben hatten. Begeistert erinnert er sich: „Sich am Set zu bewegen, fühlte sich surreal an. Alle schienen auf derselben Wellenlänge zu sein wie wir. Es war, als würde man durch seinen eigenen Traum spazieren.“

„Man hat nie gewusst, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet. Und das meine ich sowohl bildlich als auch wortwörtlich”, betont Schauspieler Mark O’Brien.

Kollege Kristian Bruun fügt hinzu: „Es gab da Geheimgänge – und sogar von Geistern wurde gemunkelt. Das Ganze war mehr als opulent!”

Die Filmemacher entschlossen sich schon im Verlauf der Vorproduktion – wie bei den Locations – für echte Requisiten und Stunts. Das sollte den Darstellern ihre Arbeit erleichtern. Produzent Tripp Vinson erläutert: „Diese kluge Entscheidung verdanken wir Radio Silence. Es kann zwar überaus frustrierend sein und lang dauern, bis man alles richtig im Kasten hat, aber sobald dies der Fall ist, sieht man, dass sich alle Mühen gelohnt haben.”

Diese Herangehensweise war sehr anstrengend, denn die Stunts waren extrem kompliziert. Es wurde sehr viel Wert auf die Details und bestimmte Bewegungen gelegt. Hinzu kamen explodierende Blutbeutel und die Drähte, an denen man zeitweise hing. Nicht zu vergessen, dass man dabei immer im Blickwinkel der Kamera bleiben musste. Vinson ergänzt: „Eines der echten Highlights unseres Films besteht darin, dass wir eine Gruppe Menschen in die Luft sprengen. Das haben wir ganz echt umgesetzt. Dabei sind zig Blutbeutel am Set explodiert.”

O’Brien ist der Meinung, dass das physische Spiel mit den Requisiten – Stunts freilich inbegriffen – sehr zur Authentizität beiträgt: „Wenn die Blutbeutel auf einem explodieren, hat man das Gefühl, dass man mehr als nur spielt. Alles wirkt auch für einen selbst echter.” Regisseur Bettinelli-Olpin pflichtet dem bei und ergänzt: „Unser Film ist ein Mix aus Gags und sorgfältiger Personenzeichnung – das hat ihn für uns so aufregend gemacht.”

Schauspieler Nicky Guadagni verrät: „Ich hatte noch nie eine Streitaxt geschwungen, es fühlte sich toll an, mit so einer Waffe im Haus herumzulaufen. Es gab eine leichte Gummi-Version, die schwerere war ganz klassisch aus Metall.”

Schauspielerin Elyse Levesque weiß zu berichten: „Meine Figur Charity hat sich eine Harpune als Waffe gewählt. Es fühlte sich toll an, mit ihr herumzuschleichen, obwohl ich mir nicht ganz im Klaren bin, wie man sie benutzt. Mir scheint, sie ist nicht die effektivste aller Waffen.”

Weaving merkt an, dass für ihre Grace einfach alles als Waffe in Frage kommt. Sie nimmt, was sie kriegen kann – und da trifft sie so manche überraschende wie auch witzige Wahl.

Tag für Tag bzw. Nacht für Nacht fiel den Schauspielern am Set von READY OR NOT auf, dass Weaving trotz des fordernden vierwöchigen Drehs, stets ein Lächeln bereit hatte. Samara dazu: „Horrorfilme zu drehen, macht wirklich Laune – und das obwohl ich mir im Kino bei schlimmen Szenen immer die Augen zuhalte. Aber da ich hier– dank des Skripts – stets wusste, was als nächstes passieren würde, hatte ich oft Schwierigkeiten, eine ernste Miene zu bewahren. Gut war auch, dass das ‚Blut’ nach Karamell schmeckte. Das war ebenso lecker wie erschreckend!” Etwas konsterniert gesteht Produzent Tripp Vinson: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir sie mit noch mehr Blut und Innereien hätten bewerfen dürfen.”

Obwohl die Dreharbeiten bei Weitem nicht so erschreckend waren wie das, was man jetzt auf der Leinwand sieht, haben die Darsteller laut Ko-Regisseur Gillett alles richtig gemacht: „Wenn man dreht, ist nichts wirklich gruselig. Man muss einfach aufs gesamte Team vertrauen. Auf die Darsteller, den Schnitt, das Sounddesign, die Musik... Passt das alles, gelingt es einem, das Publikum zu überzeugen – und in diesem Fall mächtig zu schockieren.”

Es war ein Anliegen der Filmemacher, die Zuschauer zu gruseln, bei ihnen eine Reaktion hervorzurufen. Sei es nun in Form von Schreckensschreien oder Gelächter. Das zu erreichen, bereitete viel Spaß, gerade bezüglich der Art, wie die verschiedenen Charaktere zu Tode kommen. Die Ausführende Produzentin Tara Farney erinnert sich: „Jede Figur kommt auf eine ganz besondere Weise ums Leben. Das bereitete den Schauspielern mächtig Spaß”. Tara weiter: „An den Tagen, an denen wir diese Szenen aufnahmen, war jeder blutüberströmt – und das ganze Set blutig. Es war eine echte Schweinerei, aber nach jedem Take versammelten sich die Darsteller hinter dem Videomonitor, um zu sehen, wie sie starben. Es war wirklich ein Mordsspaß.”

„Sämtliche Tode sind wirklich teuflisch”, bekräftigt Bruun, „ der Böse Witz beabsichtigt.” Murphy sagt: „Die diversen Tode entsprechen dem Ton und der Tonalität von READY OR NOT. Sie sind brutal und gewalttätig – und dennoch kann man sich ein Kichern kaum verkneifen.”