f hochSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. September 2019, Teil 21

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Doch, das muß man schon sagen, hier ist der deutsche Filmtitel sehr passend. Aber ärgerlich, daß bei der jetzt häufig angewandten Methode, den Originaltitel auch im deutschen Verleih zu verwenden – was übrigens nur für das Englische gilt, nicht für französische oder gar russische Filme - , wobei die meisten nicht mehr wissen, um was der Film geht, so absonderlich sind die Titel, was ärgerlich ist, das ist, daß dann auch noch deutsche Bezeichnungen dazu kommen, die die Filmtitel endlos lang machen, ohne den Inhalt zu erhellen.

Denn was vermutet man, wenn man AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, TOT! Liest? Und beim amerikanischen Original fällt einem schon gar nichts ein. Und jetzt zum Film. Nein Polanskis Rosemaries Baby aus dem Jahr 1968 kann man nicht als Referenz anziehen, aber trotzdem ist der zweite Film von Antje Wessels fesselnd und vergnüglich, wenn man nicht allzu hohe Maßstäbe anlegt. An diesem Film kann man aber wohl auch gut sehen, worin sich amerikanischer Humor und deutscher unterscheiden. Und man kann gut darüber nachdenken, welchen Sinn die Unterteilung in Genres in der Filmkultur hat, hier die Frage, ob wir einen Horrorfilm vor uns haben oder eine Hochzeitskomödie.

Aua. Schwierige Frage, die wir mehrfach beantworten müssen. Erst einmal ist ja Horror das Gegenteil von Hochzeitskomödie. Aber gleichzeitig sind – wer es erlebt hat, weiß es – die großen Lebensfeste fast immer von Ängsten, Vorahnungen, Zwängen begleitet, die dann durchaus etwas Horrormäßiges an sich haben oder gewinnen – und mit die stärksten Familienfilme haben mit solchen Familienfesten zu tun, wo entweder eine Familie zu einer richtigen Gemeinschaft zusammenwächst oder auseinanderbricht.

Das ist also sowieso schon der Fall, daß der Horror dem Feiern im Innersten beiwohnt. Wir stellen uns vor, daß die beiden Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett genau so etwas im Sinn hatten, der Tragfähigkeit als publikumswirksamer Film aber nicht trauten, und dann so eine schwarze Geschichte draufsetzten, die deshalb so vergnüglich anzusehen ist, weil ganz sicher eine solche Familie erst geboren werden müßte. Aber dann hat sie in READY OR NOT gleich ihr Vorbild. Denn schlimmer geht nimmer.

Es sollte nicht nur die große Liebe sein für Grace (Samara Weaving), wenn sie nun ihren Freund Alex (Mark O’Brien) heiratet, den sie nicht nur liebt, sondern der für sie aus einfachen Verhältnissen stammend auch der Sprung ins Geld und in die Oberschicht der USA bedeutet. Daß Reiche wirklich anders sind, wie Alex‘ Bruder Daniel (Adam Brody) seine zukünftige Schwägerin noch warnen will, doch damit kann sie nichts anfangen. Außerdem hatte sie seit Wochen auf dieses öffentliche JA in der Kirche gewartet und sich dazu – ebenfalls seit Wochen – treffsicher in ein so konventionell wie wirklich schönes, weil klassisches Spitzenbrautkleid geworfen, daß diese Hochzeit einfach sein muß.

Und es geht ja auch alles gut. Ihre Nervosität legt sich nach der Zeremonie und als sie nächtlich beseelt in ihr Zimmer wandelt, da hat sie nur noch die Hochzeitsnacht im Sinn. Es kommt jedoch ganz anders. Ihre neue Familie Le Domas hat einen Brauch, von dem sie nun erfährt. Der Reichtum der Familie entstammt der Produktion und dem vErkauf von Brettspielen. Also ist es schon fast folgerichtig, daß das mitternächtliche Treffen mit einem Kartenzauber beginnt, der den Verlauf der Nacht festlegen wird. Die Braut muß nämlich aus einem Kartenstapel eine Karte herausziehen, die dann bestimmt, welches Spiel die Familie spielt.

Das kann ganz harmlos sein. Und der Ehemann glaubt auch, daß alles gut geht. Aber da liegt so etwas in der Luft...sie zieht eine Karte. Ein Schock für die, die sie sehen. Und als sie die Karte niederlegt, ist der Schock für alle groß. Denn sie hatte die Versteckspielkartee ausgewählt, genannt HIDE AND SEEK, die gefährlichste Karte, das gefährlichste Spiel. DAs merken wir aber auch erst jetzt und die Braut noch viel später.

Dann aber zeigt sich, daß das neue Familienmitglied sich nicht einfach von den alten verputzen läßt. Grace geht erst mal gutwillig auf das Verstecken – sie muß sich verstecken – ein und weiß lange nicht, was hier gespielt wird. Und als sie merkt, daß es um ihr Überleben geht, da wird diese junge Frau so etwas von mutig und souverän. In ihrer Schwiegermutter hat sie große Gegnerin, die hat sich an die männlichen Regeln angepaßt und vertritt sie jetzt, die Ehre des Hauses ist angesagt. Was aber bei dem Versteckspiel alles passiert, wollen wir nicht verraten, jedes Mitglied kommt ins Rampenlicht, fast jedes trachtet ihr nach dem Leben- Mehr im Kino. Natürlich überlebt sie. Sonst gäbe es keinen Film!

Foto:
© Verleih

Info:

«Ready or Not»
Start: 26. September 2019
Genre: Horror/Komödie
FSK: 16
Laufzeit: 95 Min.

Kamera: Brett Jutkiewicz
Musik: Brian Tyler
Buch: Guy Busick, Ryan Murphy
Regie: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett

Darsteller: Samara Weaving, Adam Brody, Mark O'Brien, Henry Czerny, Andie MacDowell

OT: Ready Or Not (USA 2019)