f enzo2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Oktober 2019, Teil 3

Redaktion

Los Angeles  (Weltexpresso) - Zu den Dingen, die Denny zu Eve sagt, gehören auch die Sätze „Es geht darum, sich auf das einzustellen, was vor dir liegt“, „in einem Rennwagen bin ich der Lenker meines eigenen Schicksals“, und „wenn du dir deine eigenen Bedingungen erschaffst, ist der Regen einfach nur Regen.“

„Autorennen sind eine Metapher“, sagt Curtis. „Denny und Enzo versuchen die Lektionen, die sie die Rennpiste lehrt, dazu zu nutzen, sicher durch die Unwägbarkeiten des realen Lebens zu steuern.“

Autor Garth Stein genoss es sehr, einen philosophierenden Hund zu erdichten. „Einiges an dieser Idee stammt von der mongolischen Auffassung von Reinkarnation. Doch es ist auch die Geschichte eines Außenseiters. Sie basiert auf der Idee, dass ein Hund, als unbeteiligte Figur, die Welt, die er sieht, aus seiner Sicht beurteilt. Und dass die Menschen ihr Leben verbessern könnten, wenn sie einfach nur ein bisschen mehr über die Auswirkungen ihrer Taten nachdenken würden.“

Beim Schreiben seines Buches, so Stein, bewegten ihn folgende Gedanken: „Ich nahm an Rennen in einer Klasse von Spec Cars (Autos mit identischer mechanischer Ausrüstung) teil, was also bedeutet, dass alle Wagen gleich sind. Der Trick dabei ist also, dass der Fahrer besser werden muss. Im Fahrerlager haben wir alle oft darüber gesprochen, wie man sich mental besser auf ein Rennen vorbereitet, um schneller fahren zu können – weil unsere Autos eben alle dieselben waren. Und aus diesen Gesprächen formten sich die Themen des Buchs. Dein Auto fährt dorthin, wo du hinschaust. All diese Lektionen versuchten wir auf der Rennbahn zu beherzigen. Wenn mein Freund und ich zusammensaßen, sagten wir oft: „wenn wir die Regeln, die uns zu einem besseren Rennfahrer machen sollen, auf unser alltägliches Leben anwenden würden, dann wären wir wirklich gute Menschen. Wir würden uns nicht um etwas sorgen, was bereits auf der Rennpiste passiert ist, denn es ist schon passiert, man kann es nicht mehr ändern. Man kann nur das ändern, was vor einem liegt.“ Deshalb sollte man nicht seine Energie darauf verschwenden, über das Vergangene nachzugrübeln, oder sich schlecht zu fühlen, oder andere Menschen deswegen zu verurteilen. Es ist vorbei. Es ist egal, wie ich bis zu diesem Punkt gekommen bin. Ich bin jetzt hier, auf der Rennpiste. Wie kann ich meine Position verbessern? Und daraus entstand irgendwie die Idee von Enzo, der sich bei der Verwandlung in ein menschliches Wesen an diesen Grundsätzen orientiert. Wo das alles herkam, weiß ich nicht so genau – Enzo hat es mir wohl beigebracht.“

Stein sagt, „der Gedanke, dass nur das zählt, was vor dir liegt, führt zu dem Gedanken, dass wir, mit der richtigen Vorbereitung und der richtigen mentalen Einstellung, fast alles in Angriff nehmen können und darauf hinwirken können, das es gelingt. Es geht darum, Opfer zu bringen, Disziplin zu entwickeln, um etwas zu erschaffen. Das Fahren auf der Rennpiste ist auch ein mentales Spiel. Man fährt sehr schnell, man fährt ein sehr großes, manchmal sehr teures, sehr schweres Auto, das einen theoretisch in jedem Moment umbringen könnte. Man braucht unbedingt eine Art mentaler Stärke, um zu erkennen, dass man die Fähigkeit hat, Dinge zu erreichen. Alles dreht sich um Vorbereitung, mental und physisch. Und ich glaube, dass diese Regeln sich auf fast alles anwenden lassen. Sport ist eine fantastische Metapher. Je glücklicher man ist, desto besser wird man, desto glücklicher wird man.“

Auch Bomback erklärt, dass die Metapher, die hinter ENZO UND DIE WUNDERSAME WELT DER MENSCEHN steht, ihn am stärksten anspricht. „Ich glaube, dass wir alle, wenn wir die Kontrolle über die Dinge verlieren, dazu neigen, entweder die Hände ringen oder die Schuld anderen Faktoren oder auch dem Schicksal zuweisen und etwa sagen ‚es sollte wohl nicht sein.’ Ich glaube, dass die Lektion, die Enzo lernt – und die Denny zwar verinnerlicht hat aber angesichts der vielen Hindernisse, die sich vor ihm auftürmen, zu missachten droht –, lautet, dass der Regen nur das ist, was man ihm erlaubt zu sein. Und in welchem Maße man die Kraft hat, eine Situation, die außer unsere Kontrolle geraten ist, zu meistern und ihr die Richtung zu geben, in die man letztlich will.“

Curtis sagt, dass es auch darum geht, „einen Sinn für Wunder und Zufälle zu entwickeln, positiv zu denken. Glück fällt jenen Menschen zu, die Schmiede ihres eigenen Glücks sind. Manche Dinge im Leben kann man nicht kontrollieren, doch das ist kein schlechtes Gefühl. Ich glaube, dass das zentrale Dilemma dieses Films davon handelt, wie es Enzo und Denny gelingt, die Lektionen, die sie auf der Rennbahn gelernt haben, auf die komplexe Lebensrealität anzuwenden. Enzo hat diesen Dokumentarfilm über die Mongolei angeschaut, und das hilft ihm – weil er am Ende seines Lebens als Hund gar nicht so traurig ist, er ist vielmehr gespannt darauf, was als nächstes kommt.“

Ventimiglia sagt, dass „wir nie wissen können, wie unser Leben sein wird. Wir können träumen und fantasieren, aber wir wissen es wirklich nicht, bis wir mittendrin sind, genau dann geschieht es. Man kann sich vorbereiten, aber man kann die Dinge, die geschehen, nicht planen. Etwa die Vorstellung von Regen – man weiß, dass er kommt, aber man weiß nicht, wann. Es handelt sich um die Haltung, in der Gegenwart zu leben, und man muss etwas ausprobieren und auch ein bisschen im Voraus träumen, so dass man eine gewisse Reaktionsebene erreicht. Denny spricht darüber, wie es ist, im Regen Rennen zu fahren, und wie er sich, wenn er die Umstände, in denen er sich befindet, als gegeben hinnimmt, seine eigene Realität erschafft und die Oberhand über sie gewinnt. Regen ist ein unbekannter Faktor, und wenn man dagegen kämpft, wird er gewinnen. Aber wenn man ihn dazu benutzt, seine eigene Lage zu verändern, gewinnt man die Kontrolle darüber.“

Er erklärt: „Vieles in Enzos Philosophie wird den Filmcharakteren nie offenbart, weil sie ja nicht die Erzählstimme hören. Aber wenn man das Drehbuch und den Roman liest, wenn man diesen hoffnungsvollen Blick auf die Menschen durch die Augen eines Hundes sieht, der sich so danach sehnt, ein Mensch zu sein, versteht man, wie groß der Einfluss ist, den wir auf andere Menschen ausüben. Man kann einen Richtungswechsel vollziehen, und es ist zu hoffen, dass es einem dabei gelingt mitfühlender und verständnisvoller auf das zu reagieren, was andere durchmachen. Und möglicherweise gibt es einem den Mut, ein besserer Mensch zu werden, empathischer, anständiger und liebevoller. Man hat immer diese Wahl. Ich glaube, dass wir von Enzos Sicht auf die Welt viel lernen können, von seinem Wunsch, in seinem nächsten Leben ein guter Mensch zu sein. Es ist ermutigend und spannend. Ich denke, es ist Enzos einziger Wunsch bewegliche Daumen zu haben und keine flache Zunge. Doch diese Dinge sind für Enzo auch eine Möglichkeit, das Richtige zu tun. Er sagt, dass er seine Seele mit den Erfahrungen imprägnieren will, die er gemacht hat, damit er sie in sein nächstes Leben einbringen kann. Und ich glaube, dass dies eines der wertvollsten Dinge ist, die wir verstehen müssen – wir müssen uns bewusst werden, dass wir uns weiterentwickeln können und die Dinge ändern können. Wir können tatsächlich den Verlauf eines Tages ändern und potentiell auch eines anderen Lebens. Und es ist ziemlich aufregend zu erleben, wie sich dies auch in der Seele und im Herzen eines Hundes abspielt.“

Patrick Dempsey meint dazu: „Im Sport existiert eine Art von Achtsamkeit. Es ist Zen – will heißen, dass, was auch immer du denkst, ob bewusst oder unbewusst, sich physisch vor einem manifestiert. In gewisser Weise kann man so sein eigenes Schicksal kontrollieren. Das ist glaube ich, das Tolle an diesem Roman, es ist das, was Garth als Autor wirklich klar zu machen versucht. Ich finde auch, dass dies so viel Lebenswahrheit ausdrückt. Es handelt sich, besonders in der Welt, in der wir heute leben, um eine wirklich grundlegende Botschaft. Die Metapher‚Rennen fahren im Regen’ beinhaltet etwas Spirituelles, eine Philosophie, eine Religion des Autorennens. InWirklichkeit ist es nicht der Kampf mit deinem Wettbewerber, sondern der Kampf mit dir selbst. Und das betrifft uns alle, es ist eine universelle Botschaft.“

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„Der Film hat eine Botschaft, die in der Welt von heute dringend gebraucht wird“, sagt Regisseur Simon Curtis. „Es geht um menschliche Verbundenheit, um Güte und darum, das Richtige zu tun. Und ich glaube, dass es uns in dieser Zeit, in der wir leben, sehr gut tut, diese Botschaft zu vernehmen. Es ist ein Liebesbrief an eine Familie, ein Liebesbrief an Tiere, und ein Liebesbrief an den Optimismus.“

„Es ist etwas, dass man untergründig spürt“, sagt Milo Ventimiglia. „Es ist ein Gefühl, das man empfindet, wenn man in die Augen eines Haustieres schaut und sieht, wie strahlend es zurückblickt. Es gibt einem das Gefühl, dass es gut ist, ein Mensch zu sein. Hoffentlich wird dadurch in einer Welt, in der so viel Negatives existiert, eine positive Botschaft verbreitet. Ich bin sehr dankbar dafür, Teil eines Projekts zu sein, dass das Gute so verinnerlicht hat und das Gute fördern will.“

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Info:
Enzo und die wundersame Welt der Menschen (USA 2019)
Regie: Simon Curtis
Drehbuch: Mark Bomback
Darsteller: Kevin Costner (Sprecher), Milo Ventimiglia, Amanda Seyfried, Gary Cole, Kathy Baker, Ryan Kiera Armstrong, Martin Donovan u.a.

Abdruck aus dem Presseheft