Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. Mai 2013, Teil 2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Dokumentarfilme kommen derzeit wieder häufiger ins Kino, wobei auffällt, daß sie meist kürzer als die Spielfilme sind. Das ist verständlich, denn uns bleibt stärker als bei gefilmten Fiktionen die Zeit auch im Kinosessel stets gegenwärtig.

 

DAS WEITERLEBEN DER RUTH KLÜGER

 

Zuerst war sie nur als Literaturwissenschaftlerin, für Eingeweihte also, eine Bekanntheit. Berühmt wurde sie mit ihrer Biographie „weiter leben“, die sie im Göttinger Wallstein Verlag herausgegeben hatte, nachdem der Suhrkamp Verlag noch unter seinem seligen Leiter Siegfried Unseld ihr Manuskript abgelehnt hatte. Sie erzählt, wie sie als Kind, ja, als elfjähriges jüdisches Kind, aus Wien 1942 ins Konzentrationslager verfrachtet wurde und wie sie dann auf dem Todesmarsch kurz vor Kriegsende zusammen mit ihrer Mutter fliehen konnte.

 

In ihrem zweiten Buch „unterwegs verloren“ kann man dann auch mehr über Siegfried Unseld erfahren, was einen ob seiner Ignoranz schmerzt. Sie hatte mit 15 Jahren in Regensburg zu studieren begonnen und ist ein Jahr später, 1947, in die USA emigriert, studierte dort Germanistik und Bibliothekswissenschaften und wurde Professorin für Germanistik in Kalifornien, hielt aber immer den Kontakt nach Deutschland und Österreich und schrieb auch auf Deutsch. Inzwischen ist sie 82 Jahre und der Film über sie kreist vor allem um das Sein nach dem Holocaust.

 

Gleich am Anfang hört man, wie der Tod durch die Nazis, der Mord durch die Nazis bei den Weiterlebenden tabuisiert wurde. Erst recht vor den Kindern verschwiegen. Das schrieb sie in Erinnerung an die Überraschung, daß es nicht Sex war, was die Erwachsenen vor den Kindern verheimlichten, sondern die tausend Tode, die die Familienangehörigen und andere Juden gestorben waren. Das Kind Ruth, das nie richtig Kind und erst recht keine 'richtige' Pubertierende sein durfte, ist zu einer unabhängigen Frau geworden, der nie wieder andere sagen dürfen, wo es lang geht.

 

Damit weiß man, daß sie kein Fall für die im Wirtschaftswunder erstarkende Bundesrepublik war, wo Frauen erst einmal wieder an den Herd geschickt wurden, nachdem sie als Trümmerfrauen gezeigt hatten, was sie können – und aushalten. Die Filmemacherin Renata Schmidtkunz spült hier nichts weich und läßt Ruth Klüger das Kluge, Unbestechliche, Analytische, was ihre Aussagen auch in der Literaturgeschichte auszeichnen. Beliebt wird man dadurch nicht.

 

Der Film ist weder Vorzeigefilm, noch heroischer Überlebensfilm, sondern ein nachdenklicher und zum Nachdenken zwingender. Zum Nachdenken und Nachfühlen, wie man selbst wäre, wären einem Vater und Bruder ermordet worden. Es bewegt einen auch, wie sie Wien zwar als Stätte der Kindheit erkennt, diese Stadt aber dennoch keine Heimat für sie sein kann und wie zwiespältig ihre Gefühle sind, als die Stadt Wien ihr zu Ehren einen Empfang gibt, wo auch einer ihrer Söhne und die Enkelin dabei sind. Da ist sie auch stolz, aber ihr Umgang mit der Welt ist geprägt von Distanz. Wird man nicht so, wenn man bei vielem Leid um einen herum, überhaupt überleben will?

 

 

NO PLACE ON EARTH

Noch ein Film über unglaubliche Vorgänge der Nazizeit und Ausfluß dessen, was ein amerikanische Höhlenforscher in der Ukraine entdeckte,als er dort 1993 in einer Höhle Spuren fand. Er entdeckte, da´dort in der Kriegszeit jüdische Familien eineinhalb Jahre vor den deutschen verstecken konnten, ohne daß sie erwischt oder verraten wurden, was aber ihr Angstgefühl die Zeit über dominierte.

 

 

STARLET

Den Filmtitel steuert der Hund bei und die junge Frau, Urenkelin des Autors Ernest Hemingway, um die es geht, hat beim nachbarlichen Flohmarkt eine Kanne gekauft mitsamt viel Geld in ihr und sucht nun den Kontakt zu der Alten Dame, die ihr die Kanne verkaufte. Aber eigentlich ist sie ein Pornostar und das paßt alles in diesen Film.

 

 

HANNI & NANNI 3

Der Verfilmung der Enid Blytonbücher dritter Teil, in dem die Zwillinge sich in ein und denselben Jungen verlieben, als die britischen Boys das Internat besuchen.

 

 

THE END OF TIME

Ein Dokumentarfilm mit einem Thema, das uns nie genug wird: die Zeit und das Verständnis von ihr: wie man sie fühlt und bemerkt und vermißt und was das alles mit dem kulturellen Hintergrund zu tun hat, aus dem man selber kommt.