Bildschirmfoto 2019 10 15 um 22.24.37Vorschau auf die Filme der  VIENNALE 24. OKTOBER – 6. NOVEMBER 2019 in Wien, Teil 2

Anna von Stillmark

Wien (Weltexpresso) - Vergleichbares gilt auch für die Kurzfilme, die entweder Langfilmen vorangestellt oder in Programmen zusammengefasst sind, die thematischen und/oder ästhetischen Gesichtspunkten gehorchen. Das Kurze ist VITALINA VARELA Pedro Costa, Portugal 2019 LA VIDA EN COMÚN Ezequiel Yanco, Argentinien/Frankreich 2019 SERPENTÁRIO Carlos Conceição, Angola/Portugal 2019 ein Format, das sowohl die neuen Autor*innen unter den Filmemacher*innen wählen als auch die Veteran*innen, als Beispiel hierfür mag das Programm „Today, Yesterday and Tomorrow“ genügen.

Das Programm der diesjährigen Viennale bezieht seine Kraft aus den ästhetischen Sprachen und der Strahlkraft seiner Inhalte; und es stellt unverzichtbare Mittel bereit, künstlerischer Würde und historischem Bewusstsein Ausdruck zu verleihen.

Parallel zum reinen Filmprogramm bietet die Viennale auch in diesem Jahr wieder unterschiedliche weitere Veranstaltungen. Wie zum Beispiel „Live Cinema“, das im Rahmen der Sílvia das Fadas gewidmeten Monografie die Gelegenheit bietet, Kino einmal anders zu erleben: als experimentelle 16mm-Doppelprojektion LUZ, CLARÃO, FULGOR ..., die von einer Live-Vertonung durch João Farelo begleitet werden wird.

Und da das Kino schon immer gerne Verbindungen mit den anderen Künsten eingegangen ist – und unter diesen die Musik wohl die bevorzugte ist –, wird Luke Fowler, der mit zwei Kurzfilmen beim Festival vertreten ist, in der VIENNALE ZENTRALE als Musiker auftreten. Das dort präsentierte Programm wurde mit viel Liebe fürs Detail geplant und ist so abwechslungsreich wie reichhaltig. Selbstverständlich wird es die im vergangenen Jahr neu eingeführten APERITIVI wieder geben, die von Talks und Diskussionen begleitet werden; beispielsweise den in Kooperation mit dem Drehbuch-Forum organisierten Gesprächen mit Bertrand Bonello und Angela Schanelec.

Erstmals wird in diesem Jahr ein der Kritik gewidmeter Round Table stattfinden, an dem drei Generationen von Filmkritiker*innen teilnehmen, um über alte und neue Ansätze der Filmkritik zu sprechen. Die Aufmerksamkeit wird dabei nicht nur den filmischen Sprachen gelten, sondern auch den Filminhalten als Instrument der Lektüre und Interpretation unserer Zeitgenossenschaft sowie deren möglicher, handlungsweisender Implikationen.

ATLANTIS, den der ukrainische Regisseur Valentyn Vasyanovych bei der Viennale präsentiert, bietet den Anlass für eine weitergehende Diskussionsrunde, in deren Rahmen auch über die von der Friedrich Ebert Stiftung ROCPE kürzlich veröfentlichte, besorgniserregende Studie zur Instabilität des Friedens in Europa gesprochen werden soll.

Dem kürzlich verstorbenen langjährigen Präsidenten der Viennale, dem großen Produzenten und unermüdlichen Inspirator Eric Pleskow, der dem Festival weiterhin Bezugspunkt bleiben wird, widmen wir als Hommage und zur Erinnerung die Matinee-Vorführung von Billy Wilders Klassiker ONE, TWO, THREE.

Weitere Meister*innen, deren Werke mit der Kraft ihres jeweiligen Bemühens um ethische Kompromisse überzeugen, werden nach Wien kommen, eine Auswahl ihrer Filme zeigen und darüber sprechen. So Peter Brook, der unter anderem den Director’s Cut von MEETINGS WITH REMARKABLE MEN mitbringt. Und Cecilia Mangini, deren Werk stets intensiv in den politischen Diskurs und in den Kampf um gesellschaftliche Veränderung involviert war, und die ihren Platz in der Filmgeschichte nicht nur aufgrund ihrer Kollaborationen mit Pier Paolo Pasolini, Jules Dassin und Lino del Fra eingenommen hat.

Nicht zuletzt knüpft die Viennale an das Projekt „The Useful Book“ an und präsentiert unter dem neuen Namen „Textur“ ein Buch, das unterschiedliche Inhalte und Quellen, Worte und Bilder zusammenbringt. Der erste Band ist Angela Schanelec gewidmet; er bietet einen Überblick über ihr gesamtes bisheriges Werk und zugleich einen Einblick in die Vorarbeiten für ihren neuen Film. Denn kein geringer Teil der Arbeit der Viennale besteht in der Produktion von Inhalten und Texten über Film und Kino – die in kleinen Sammlungen und Katalogen gedruckt werden oder im elektronischen Format verfügbar sind –, und die weitergehende Verbindungen und gedankliche Vertiefungen anregen können und sollen.

Fortsetzung folgt

Foto:
ATLANTIS Valentyn Vasyanovych, Ukraine 2019
© Viennale