Bildschirmfoto 2019 10 22 um 20.30.5630. Hessischer Film- und Kinopreis 2019 in der Alten Oper am 18. Oktober, Teil 1

Hans Weißhaar

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es sollte alles ganz anders werden als sonst, an diesem feierlichen Abend, wo in starker Konkurrenz zu den Abenden der Buchmesse seit nun 30 Jahren Hessen sich und seine Filmlandschaft feiert, die wächst und wächst. Das dann schon, wenngleich in diesem Jahr nicht nur die Bühenden eine Rolle spielten, sondern auch ein gewisses Unkraut, das ausgerissen wurde, weil es auch nie in diese Paradieslandschaft hingehört hätte und von oben, nein, nicht Gottvater, sondern dem damaligen Minister installiert wurde, der sicher nichts dagegen hatte, daß seine Nachfolgerin den Namenlosen wegen des Protestes der Belegschaft entließ und der an diesem Abend nicht mal in den Gesprächen erwähnt wurde, so fatal war die Fehlbesetzung gewesen.
 
Also, alles ganz anders und kein Rückblick auf die 30 Jahre. Da mußten wir erst mal schlucken. Denn daß einen Tag später auf der Buchmesse die Preisverleihung der B3 stattfand, ebenfalls ein Filmereignis, wohin auch Jürgen Boos schon vor vielen Jahren den von der Buchmesse kreierten Preis der Buchmesse für die beste Literaturverfilmung wieder zurückgeholt hatte, der seinen Anfang aber im Rahmen des Hessischen Filmpreises genommen hatte, nichts mehr da an historischem Wissen, obwohl es erst gestern war. Und jetzt ist nicht nur der Preis zurück auf der Buchmesse, sondern hat zusammen mit den anderen Film- und Videopreisen einen anderen, stark auf den amerikanischen Markt ausgerichtetes Pendant, nein, eben kein Pendant, sondern einen Hybrid. Doch davon noch mehr, wenn wir das Ganz Andere vom Filmpreis in Ruhe mit dem Ablauf des Preisveranstaltung, die natürlich in der anbiederneden B3 Sprache nur Award genannt werden, vom Samstag der Buchmesse an uns vorüberziehen lassen und werten.

Darum geht es jetzt nur um die Informationen, die dem Publikum teilweise schon bekannt waren, hier aber wiederholt werden.

Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten geht an: DEUTSCHES FILMINSTITUT UND FILMMUSEUM (DFF)

Bildschirmfoto 2019 10 22 um 20.32.19Das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum (DFF) setzt die ihm zugeschriebene Aufgabe, Filmkultur lebendig zu halten und deren Stellenwert zu vermitteln, in herausragender Weise um. Das DFF ist eine Institution von internationalem Rang, sie verbindet das Bewahren des filmischen Erbes mit so lebendiger wie moderner Vermittlung von historischer und aktueller Filmkultur. Ob Bildschirmfoto 2019 10 22 um 20.32.11Museum, Kino, Archive und Sammlungen, Festivals, digitale Plattformen, Forschung und Digitalisierung – das DFF verbindet Verantwortung für Bewahren und wissenschaftliches Erforschen mit den Herausforderungen digitaler Realitäten und Zukunft. Das DFF feiert und würdigt den Film und alles, was ihn ausmacht, gestern wie heute. Und das seit 70 Jahren.

Darauf kann Hessen stolz sein! Geehrt werden stellvertretend für die Institution dessen langjährige Direktorin Claudia Dillmann und Ellen Harrington, ihre Nachfolgerin und aktuelle Direktorin, sowie das langjährige Vorstandsmitglied Dr. Nikolaus Hensel, der mit Harrington das Vorstandstandem bildet.



Der Newcomerpreis geht an: MARYAM ZAREE

Bildschirmfoto 2019 10 22 um 20.30.20Maryam Zaree ist eine erfolgreiche Schauspielerin. Nun hat sie mit „Born in Evin“ als Regisseurin ihren ersten langen Dokumentarfilm vorgelegt. Er behandelt ein unbequemes und persönlich schmerzhaftes Thema. Denn „Born in Evin“ ist sie selbst: Ihre Mutter, im Iran politisch verfolgt, brachte Maryam 1983 im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran zur Welt. Zwei Jahre nach der Geburt flüchtet die Mutter mit ihr unmittelbar nach der Entlassung nach Frankfurt am Main. Da Maryam Zaree selbst keine Erinnerungen an die Zeit im Gefängnis hat und ihre Mutter schweigt, begibt sie sich im Film auf eine Spurensuche zu der Zeit im Gefängnis. Sie gewährt dabei Einblicke in persönliche Abgründe, ihre eigenen und die anderer Opfer des Khomeini-Regimes. Bildschirmfoto 2019 10 22 um 21.00.24Maryam Zaree gibt den Opfern, nicht den Tätern eine Plattform.

Das tut oft weh, es berührt und bewegt, und wirft auch bei Zuschauerinnen und Zuschauern Fragen zur eigenen Geschichte und Gesellschaft auf. Maryam Zaree gelingt es dabei, diese Geschichte nicht nur auf emotionaler Ebene aufzuarbeiten, sondern auch auf filmischer Ebene einen herausragenden Debütfilm vorzulegen. Sie schafft es sogar, ihre filmische Spurensuche in ein dunkles Kapitel ihrer Familie und ihres Landes mit humorvollen und selbstironischen Sequenzen anzureichern und schafft eine Balance zwischen tragischen und warmen Momenten. Und sie meistert
die besondere Herausforderung, sowohl Regisseurin als auch Protagonistin des Films zu sein.


FORTSETZUNG FOLGT

Fotos:
Titel: Ministerin Angela Dorn
Text: 
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