Bildschirmfoto 2019 10 24 um 02.06.35Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. Oktober 2019, Teil 9

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Dies ist keine der herkömmlicher französischen Filmkomödien, die in der Regel ja wirklich amüsant, aber sehr vorhersehbar sind, sondern eine eigene, andere Art von Komödie, die erfrischend witzig ist und eine Adéle Haenel von einer komödiantischen Art zeigt, die man trotz ihrer sonstigen Begabung nicht vermutet hätte.

Schon der Ausgangspunkt ist hanebüchen. Denn es geht um einen supertollen Cop, der ja in Frankreich Flip genannt werden muß, aber ein echter Capitaine ist, der als junger Familienvater in Aufopferung seiner Tätigkeit ums Leben kam. Ein Volksheld also, dem die kleine südfranzösische Stadt posthum die Ehre erweist und ihm, Jean Santi, ein Denkmal errichtet, wo er so richtig als geliebter schräger Vogel verehrt werden kann, was geschieht. Seine Witwe Yvonne ( Adéle Haenel) erzählt jedem Abend dem kleinen Théo von den Heldentaten seines Vaters, der sich über jeden, den der Vater erwischte und hoffentlich auch gleich erschoß, freut.

Und dann das! Denn Yvonne, die selbst Polizistin ist, entdeckt anläßlich einer Razzia, daß ihr Göttergatte ein Gauner war, ein korrupter Kerl, der nur nach außen den Guten gab, aber seine Position als Gesetzeshüter genau ins Gegenteil verkehrte und sich in großem Umfang bestechen ließ. Kleinlaut muß sich Yvonne aber auch fragen, wie blauäugig sie eigentlich war, denn sie lebten in luxuriösen Verhältnissen, die Villa, das Schwimmbad. Aber noch schlimmer ist, daß Jean kaltherzig einen für einen Raub Verurteilten im Gefängnis schmoren ließ, obwohl er selbst der Räuber war. Das geht zu weit. Nachdem sich Ivonne kundig gemacht hat, will sie den Justizirrtum am verurteilten Antoine (Pio Marmai), der schon acht Jahre unschuldig sitzt, aufklären. Ihrem Sohn übrigens erzählt sie weiterhin die Geschichten über seinen Vater, in denen er aber vom Helden nach und nach zum Schurken wird.

Doch der arme Antoine hat sich in den acht Jahren sehr verändert. Seine ihn liebende und auf ihn wartende Ehefrau Agnès (Audrey Tautou) erkennt ihn kaum wieder, den er flippt ständig auf eine Art aus, die ihn unangenehm macht, wo er doch angepaßt sein sollte, damit er wegen guter Führung Jahre einspart. Die will ihm ja nun Yvonne verschaffen und er akzeptiert sie als seine Retterin, aber dann weiht er sie in etwas anderes ein. Denn er will zwar raus aus dem Gefängnis, aber dann will er sich rächen. Nun kommt Yvonne in Schwierigkeiten, von denen sie zuvor nichts ahnte. Denn sie hat einerseits ein schlechtes Gewissen, daß ihr Mann selbstsüchtig und gemein Antoine hat büßen lassen, andererseits versteht sie dessen Gefühle von Wut und Rachelust.

Und nun passieren Dinge, die man nicht verraten sollte, die aber völlig unerwartet eintreten, so daß der Zuschauer sich nie auf der sicheren Bahn bewegt, sondern ständig etwas Neues passiert. Das ist deshalb so amüsierend, weil ja Filmerzählungen allzuoft dem Zuschauer das bieten, was er selber voraussieht. Regisseur Pierre Salvadori zeigt sich als Meister seines Fachs, der souverän das Schicksal walten läßt.