f baitSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. Oktober 2019, Teil 5

Marc Jenkin

London (Weltexpresso) - Ich wollte schon immer einen Film über die Fischindustrie realisieren. Auf 16 mm und in Schwarzweiß drehen, schmutzig und mit grober Körnung, Aufnahmen von Gesichtern machen, von arbeitenden Händen, von den rauen Ecken, schonungslos, wild, handfest, real.

An diesem Ort der Welt ist der Fischfang eng mit dem Tourismus verbunden. Über Generationen hinweg haben diese beiden Bereiche nebeneinander existiert, als ungleiche und voneinander abhängige Bettgenossen. In der heutigen, von Sparpolitik und Unsicherheit geprägten Zeit geht es plötzlich um Haben und Nichthaben. Es gibt nicht nur Schwarzweiß in BAIT, vielmehr bewegt der Film sich in den Grauzonen.

Dicht unter der Wasseroberfläche des müden Atlantiks, der sich zum Schlafen in dem idyllischen Hafen eingerollt hat. Doch Achtung: Auf eine gefährlich hohe Flut folgt oftmals extremes Niedrigwasser. In diesem Fischerdorf wird Tourismus positiv gesehen, Zweitwohnsitze allerdings werden als problematisch erachtet; dabei wurden diese beiden Aspekte niemals miteinander in Verbindung gebracht oder als zusammengehörig betrachtet. An diesem Ort haben die Fischer nichts zu sagen, während die Zugezogenen sich in ihrer neuen Gemeinde laut zu Wort melden.

Altes kollidiert hier mit dem Neuen. Wenn allerdings am Ende alle manipuliert werden, wird jedem eine Lüge aufgetischt. Trotz der guten Absichten der meisten Anwohner ist jeder von ihnen der Überzeugung, etwas von dem zu benötigen, was ein anderer besitzt, sei es Geld, Respekt, Kontrolle, das Gefühl von Zugehörigkeit, Frieden, eine Zukunft. Auch in einem historischen Küstendorf in Cornwall muss das Leben weitergehen. Traditionelle Ansichten werden von modernen Erwartungen ersetzt. Veränderung ist unumgänglich, unaufhaltsam und sogar willkommen. Aber wer denkt angesichts der glänzenden Zukunft, die vorausgesagt wird, an die Dinge, die dabei verloren gehen, vergessen werden und nach denen man sich am Ende sehnen wird? An dieser Stelle kommen die Form meines Films und sein Inhalt zusammen.


Über den Regiseur

Mark Jenkin (*1976) wuchs im englischen Cornwall auf, wo er auch heute lebt. Von 1995 bis 1998 studierte er an der Bournemouth University. Seit 1997 hat Jenkin mehr als fünfzig Filme gedreht. Neben seiner Arbeit als Filmemacher ist er Lehrbeauftragter für das Fach Film an der Falmouth University. 2012 verfasste er das aus 13 Regeln bestehende SILENT LANDSCAPE DANCING GRAIN 13 FILM MANIFESTO, dem er bei der Realisierung seiner Filme folgt. Filme (Auswahl): 2001: Golden Burn (69 Min.). 2007: The Midnight Drives (95 Min.). 2011: Happy Christmas (109 Min.). 2016: A Forest (82 Min.). 2019: Bait.

Foto:
© Verleih

Info:
Bait
Oktober 2019 / 1 Std. 27 Min. / Drama, Tragikomödie
Von Mark Jenkin
Mit Edward Rowe, Simon Shepherd, Mary Woodvine