Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Mai 2013; Teil 3
Anna von Stillmark
Frankfurt (Weltexpresso) – Immer wieder gab es in der Literaturgeschichte den Vorgang, daß ein (bekannter) Schriftsteller vorgibt, einen Text gefunden zu haben, den er ob seiner Qualität oder Exquisität veröffentlicht, aber Wert darauf legt, nicht der Urheber zu sein, der er gleichwohl ist. Sehr viel seltener ist der Fall umgekehrt.
DER DIEB DER WORTE
Aber genau um diesen Vorgang geht es in diesem Film, wo einer nicht nur zum Dieb der Worte eines anderen, sondern mit der Veröffentlichung des fremden Manuskripts unter dem eigenen Namen zum Dieb eines anderen Lebens und dessen ans Herz gehender Liebesgeschichte wird. Selten fanden wir eine Geschichte so verfilmenswert und selten fanden wir das Ergebnis trotz großer Schauspielernamen so nichtssagend.
Dabei fängt es richtig spannend an. Dennis Quaid ist der berühmte Schriftsteller Clay Hammond, der zu einer Lesung sein neues Buch WORDS vorstellt und dem vor allem die weiblichen Zuhörerinnen den Text an den Lippen ablesen. Das ist wie aus dem richtigen Leben, denn genau mit dieser weihevollen und gleichzeitig spöttisch-intellektuellen Art fangen sie ihre Leserinnen, die berühmten Volksschriftsteller oder sagen wir besser: Frauenschriftsteller. Er beginnt, was wir dann in Rückblende sehen und was vom Anfang des Glück des anschließenden Unglücks eines jungen Schriftstellers handelt.
Noch immer wundern wir uns, warum daraus kein richtig schöner, durchaus rührseliger Film wurde, sondern einer, der ausläuft. Am Anfang liegt es nicht. Lange nicht. Denn wir erleben im Vortrag des Dichters Hammond schnell den ehrgeizigen Rory Jansen (Bradley Cooper), der sich zum Dichter berufen fühlt, dessen Erfüllung sich seine schöne Frau (Zoe Zaldana) zur Lebensaufgabe macht. Mit dem ersten Höhepunkt setzt es ein, als Rory für seinen Roman THE WINDOW TEARS ausgezeichnet wird, dem eine Kette herausragender Besprechungen voranging und ein absoluter Bucherfolg folgte. Nur, irgendwas stimmt nicht. Denn die Freude, die doch da ist, die ist getrübt.
Wir wissen schneller als seine Ehefrau, woran das liegt. Denn wir haben die Rückblenden – also quasi gedoppelte, weil Hammond das ja vorträgt, was wir dann sehen, es aber um ein anderes Buch und einen anderen Schriftsteller geht, wobei Rory seinen Roman in der des auktorialen Erzählers, also der Ichform verfaßt hat. Wir sehen aber erst einmal den Autor Rory, wie er mit seiner schöne Dora durch Paris schlendert und ihm diese zur Überraschung in einem Zwittergeschäft von Trödel und Antiquitäten eine alte Ledertasche kauft und schenkt. Zur Erinnerung, dabei ist es die Büchse der Pandora. Unbewußt.
Zu Hause in New York will Rory nun endlich sein Lebenswerk beginnen. Die Attitüden eines Dichters hat er schon, die ihm soufflierende Frau sowieso, fehlen nur noch die Worte, die ihm einfach nicht gelingen wollen. Die vielen Anfänge, die er wegwirft, aber auch ganze Tage, wo überhaupt kein Wort auf das Blatt kommt. Auch sein Verleger, der erst einmal für Vorschüsse gut war, wundert sich und wartet. Das alles fühlt man mit und dennoch bleibt einem dieser Rory fremd, was eindeutig am Schauspieler liegt, der hier einfach fehlbesetzt ist. Das dachte man sich schon bei Dennis Quaid, der in der Rahmenhandlung immer wieder auftaucht, auch von einer attraktiven und superehrgeizigen Literaturstudentin umgarnt wird, was aber alles nichts bringt, will sagen. nicht weiterbringt.
Zurück zur eigentlichen Geschichte: Endlich ist Rory der Durchbruch gelungen. Wir wissen warum, denn wir erlebten, wie er durch Zufall in der alten Aktentasche tief innen vergraben ein Manuskript fand und nach Zögern, das einfach abschreibt, weil ihn die Lektüre so fesselte, die seine Frau für ein Meisterwerk, für sein Meisterwerk hält und ihn zum Publizieren treibt. Es ist das Werk, für das er ausgezeichnet wird und prompt begegnet ihm nach der Ehrung ein alter Mann, dem Jeremy Irons seine auf richtig Alt geschminkte Statur gibt. Der nun behauptet, der Autor des gerade ausgezeichneten Werkes zu sein, das ihm Rory gestohlen habe.
Und nun erfahren wir die Geschichte mit der Aktentasche und die tieftraurige Liebesgeschichte des im Film namenlosen Irons. Denn er lebte als US-Amerikaner am Ende des Zweiten Weltkriegs in Paris, glücklich mit seiner Frau und dem Baby. Das starb nicht nur, sondern seine Frau vergaß beim Kommen mit dem Zug sein Manuskript im Zug, sie ließ die Aktentasche mit dem einzigen getippten Manuskript einfach liegen. Beide können sich das doppelte Elend gegenseitig nicht verzeihen. Aber, so denkt der naive Zuschauer wie auch der clevere Rory, jetzt also wird dieser alte Mann seine Autorenschaft anmahnen und Rory als den großen Betrüger vor der Welt bloßstellen.
Mitnichten. Dem alten Mann war es nur wichtig, das gesagt zu haben und verschwindet und auch als Rory alles daran setzt, ihn aufzufinden, um der Welt die Wahrheit zu sagen, findet er ihn zwar, aber....ja, es läppert aus, was so spannend begann.
11 FREUNDINNEN
Nach wie vor ist Sung-Hyong Cho, die mit FULL METAL VILLAGE eine so erfolgreich-witzigen Film drehte, auf dieser Tour, aber beim Film zur Frauen WM geht der Witz nicht auf, was vielleicht auch am frühen Scheitern der favorisierten Deutschen liegt.
VIERZEHN
Mit vierzehn Jahren Mutter. Gleich viermal erleben wir diese jungen Mütter,wie sie mit der Situation umgehen. Cornelia Grünberg zeigt dies nüchtern im Alltag, nicht besserwisserisch oder moralisch, woran man dennoch zu schlucken hat.