f einzweiSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Dezember 2019, Teil 6

Hanno Lustig

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – So ist das halt im Leben. Immer dasselbe. Kinder werden geboren, wachsen heran, die einen finden einen guten Beruf, die anderen oder dieselben lernen den Mensch ihres Lebens kennen oder zumindest heiraten sie, Kinder werden geboren...das Leben, immer das Gleiche. Das ist der Ausgangspunkt von EINSAM ZWEISAM, den Cédric Klapisch mit neuer Verve ganz neu erzählt.

Das Sujet muß natürlich noch geklärt werden. Daß ein Mann und eine Frau dazugehört, ist normal. Daß junge Leute heute arbeiten, ist auch normal. Daß aber der Film alles tut, damit sich die zwei nicht treffen, ist ein amüsanter Einfall, der den Film gut trägt. Denn der Witz ist, daß wir sie zusammen sehen, sie sich aber nicht. Der Reihe nach. Es geht in erster Linie um C(Ana Girardot ) und Rémy ( François Civil), die beide in Paris leben, im 18. Arrondissement und beide nicht so recht wissen, wozu sie auf der Welt sind und zu wem sie gehören. Mélanie wird nicht mit der Trennung fertig, die ihr Freund nach einem Jahr des Zusammenlebens durchgezogen hatte. Und Rémy, der hat nicht mal eine Verflossene vorzuweisen. Er ist ein Landei, kommt von weither, aus der Alpenregion, wo die ganze Familie lebt, während er nun einsam in Paris ist, denn von Leben kann nicht die Rede sein.

Er arbeitet in einer Logistikfirma, aber kommt nicht gut zurecht, weder bei der Arbeit, noch in seiner Freizeit. Da ist der Beruf von Mélanie ein anderes Kaliber. Sie ist Biochemikerin, aber sie weiß gar nicht mehr, was sie da eigentlich soll. Alles ist zu schnell, sie zu langsam, als Wissenschaftlerin fehlt ihr oft der richtige Abstand. Wir haben also mit zwei jungen Menschen zu tun, die im falschen Leben stecken oder in den falschen Körpern. Und dann passiert etwas Absurdes. Ausgerechnet Rémy wird in seiner Firma befördert, während einem Großteil gekündigt wird. Das ist ihm ein Schock, der sich auch äußert. Denn er fühlt sich falsch ausgesucht, glaubt, daß ihm das nicht zusteht und findet alle anderen besser als sich. Vor lauter Schuldbewußtsein dreht er durch, sogenannte Panikattacken.

Währenddessen begegnen sich die beiden, die übrigens beide psychotherapeutische Hilfe suchen Camille Cottin ist dabei Mélanies Psychiaterin, François Berléand der Psychiater von Rémy– selten geht ein Film so sinnvoll mit Therapienotwendigkeiten, dem Verlauf um. Sie begegnen sich, aber da sie sich nicht kennen, wissen Sie nicht davon. Der Zuschauer ist der, der mit nicht nachlassendem Vergnügen ihr Aufeinandertreffen verfolgt und auch zeuge wird, als sie, die sich dauend beim Einkaufen begegneten, wirklich treffen und aneinander sich selbst wahrnehmen.

Die Ereignisse sind so fein gezeichnet wie die Figuren, denn jeder Mensch spielt in diesem Film seine eigene kleine wichtige Rolle für das gesamte Ganze, ganz wichtig Mansour (Simon Abkarian), dem der Laden gehört, in dem beide einkaufen und von ihm zu ihren Einkäufen verleitet werden und auch die kleine Katze hat ihre Funktion im Spiel. Denn ohne sie, wäre sowieso alles ganz anders. Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, davon handelt dieser Film, der ein kleines Glück für die Protagonisten, aber auch den Zuschauer findet.

Foto:
© Verleih

Info:
BESETZUNG
Ana Girardot     Mélanie
François Civil    Rémy
Camille Cottin   Mélanies Psychiaterin
François Berléand    Rémys Psychiater
Simon Abkarian       Mansour