Bildschirmfoto 2019 12 26 um 00.22.21Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Dezember 2019, Teil 10

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Im Film wird, wie man unseren Bildern ansieht, der Held der Literaturkritiker Jean-Michel Rouche ( Fabrice Luchini), der mit detektivischem Handeln versucht, herauszufinden, wer sich hinter dem schon verstorbenen Monsieur Pick verbirgt, der den Bestseller aus dem Nichts schuf.

Denn da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu, das spürt er und das liest er.

Der Film beginnt jedoch mit dem Pärchen (in unserem Bild), das erst einmal die Hauptrolle spielt, die dann Rouche übernimmt. Denn wir erleben den grandiosen Erfolg eines Romans, „Die letzten Stunden einer großen Liebe“, der in dem Verlag, wo er erschien, mit Dankesworten an die junge und immanent erfolgreiche Lektorin Daphné (im Roman hieß sie Delphine) Despero (Alice Isaaz) groß gefeiert wird. Ihr letzter Erfolg ist in Person des Autors Frédéric Koska (Bastien Bouillon) auch anwesend, er ist inzwischen ihr Lebenspartner, der aber mit seinem neuen Roman nicht weiterkommt.

Während ihr Stern steigt, stagniert der seine, noch dazu ist er auch von ihr abhängig, da sie seine Lektorin ist. Diese Daphne ist eine tüchtige junge Frau und als das junge Paar die Ferien bei ihren Eltern in der Bretagne verbrachte, bemerkt man auch schnell, woher sie ihre literarischen Fähigkeiten hat. Von der Mutter auf jeden Fall. Dort besuchten beide die Bibliothek des Ortes, wo sie im hinteren Bereich eine Bibliothek der abgelehnten Manuskripte entdecken, eine Rarität. Daphne stöbert dort herum und einer der Romane scheint ihr außerordentlich interessant. Sie leiht ihn aus, liest ihn und weiß, das wird ihr nächster Bestseller. Wie es geschieht.

Zuvor jedoch hat sie versucht, den Autor zu eruieren und erfährt, daß dieser ein gewisser Pizzabäcker namens Pick ist, der eine Witwe Madeleine Pick (Josiane Stoléru) und eine Tochter Joséphine Pick (Camille Cottin) hinterlassen hat, die als Erben nun ihre Zustimmung geben müssen. Das wird insofern vergnüglich, als diese beiden es überhaupt nicht glauben können, daß Monsieur Pick überhaupt je ein Wort geschrieben hat, geschweige denn einen Roman. Doch dann findet sich im Keller ein Exemplar eines Romans von Puschkin, denn daß „Die letzten Stunden einer großen Liebe“ das Kennen russischer Romane voraussetzt, erkennen Literaturliebhaber sofort.

So auch der angesehene Kritiker Rouche, der jetzt die Hauptrolle übernimmt. Denn seine Erkenntnis, daß ein Pizzabäcker nicht der Autor sein könne, weshalb er der Witwe in seiner Fernsehsendung den Kopf wäscht, kostet ihn den Kragen. Beruflich und privat. Der Sender feuert ihn und seine Frau, die das dicke Geld verdiente, wirft ihn heraus.

Diesen Schmach will er nicht auf sich sitzen lassen und macht sich nun tatsächlich auf den Weg ins bretonische Dorf. Zuerst erleidet er lauter Fehlschläge, denn dort sind alle ob des Erfolges des Buches nicht gewillt, irgendetwas anzuzweifeln. Die Witwe und die Tochter, die auch finanziell davon einen großen Batzen haben, erst recht nicht. Schließlich ist ja auch gerade diese abenteuerliche Story vom schreibenden Pizzabäcker Teil der Erfolgsstory.

Was sich liebt, das neckt sich! Daran denkt man erst einmal nicht, als sich der arrogante Pariser Rouche bei Tochter Joséphine eine Abfuhr nach der anderen abholt. Aber genau mit ihr, die eine kluge, belesene, vom Leben und den Männern enttäuschte Frau ist, die aber rational nach und nach seinen Argumenten zugänglich ist, wird er tatsächlich aufklären, wer diesen Roman geschrieben hat. Daß es aus jeden Fall nicht Monsieur Pick war, ist das einzige, was man schon zuvor verraten darf. Das muß auch sein, sonst hätte der ganze Roman überhaupt keine Funktion.

Das alles ist nett inszeniert und gut gespielt und bleibt unterhaltsam. Was man jedoch nach dem Lesen des Buches empfindet, gibt der Film nicht wieder. Zwar wird auch im Film dem Literaturbetrieb der Marsch geblasen, aber doch sehr sehr dezent. Im Roman dagegen funkeln die literarischen Anspielungen um die Wette und geben der Handlung den besonderen Kick.

Foto:
Daphné Despero  (Alice Isaaz) und Frédéric Koska (Bastien Bouillon)
© Verleih

Info:
Besetzung
Jean-Michel Rouche      Fabrice Luchini
Joséphine Pick               Camille Cottin
Daphné Despero             Alice Isaaz
Frédéric Koska .              Bastien Bouillon
Ludmila Blavitsky            Hanna Schygulla
Madeleine Pick                Josiane Stoléru
Inès de Crécy                  Astrid Whettnall
Jean-Pierre Gourvec       Marc Fraize
Magali Roze                     Marie-Christine Orry
Brigitte Rouche                Florence Muller
Gérard Despero               Vincent Winterhalter
Bénédicte Le Floch          Annie Mercier