f knivescraiggutSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Januar 2020, Teil 2

Redaktion

Los Angeles (Weltexpresso) - Rian Johnson mag man mittlerweile am besten kennen als Autor und Regisseur des epischen Blockbusters STAR WARS: DIE LETZTEN JEDI („Star Wars: The Last Jedi“, 2017), aber er hatte immer schon ein Händchen für klug erzählte Geheimnisse. Tatsächlich war sein Debüt als Autor und Regisseur der pfiffige und einfallsreiche BRICK („Brick“, 2005), der sich die Motive eines klassischen Film noir vornahm und in eine moderne Highschool in Südkalifornien verlegte.

Damit gab er einen Vorgeschmack auf das, was kommen würde. In folgenden Arbeiten wie BROTHERS BLOOM („The Brothers Bloom“, 2008), LOOPER („Looper“, 2012) oder der von ihm inszenierten Folge der Serie „Breaking Bad“ setzte er sich stets auf innovative Weise mit Genrekonventionen auseinander. KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE folgt einem ähnlichen Ansatz: Hier nimmt er sich die Elemente einer typischen Agatha-Christie-Mordgeschichte vor, um eine durch und durch zeitgemäße Geschichte zu erzählen.

Das Whodunit war eines der Lieblingsgenres von Rian Johnson, als er ein Kind war. Mit entsprechend großer Liebe setzte er sich daran, eine solche Geschichte mit standesgemäß exzentrischen Figuren und einem wilde Haken schlagenden Plot voller Überraschungen im Drehbuch von KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE zu Papier zu bringen. Sein Ausgangspunkt war jedoch ein Ensemble moderner Figuren, die sich zum Greifen real anfühlen sollten; Figuren, die dem undurchsichtigen Familienleben von heute Ausdruck geben sollten, während sie sich durch die Untiefen sozialer und politischer Mores navigieren. Und natürlich sollte es Spaß machen, ihnen dabei zuzusehen.

Das erwies sich für Johnson als eigentliche Inspiration für KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE. Als größte Herausforderung entpuppte sich, wie er schon bald feststellen sollte, das sorgfältige Plotten, mit dem dieses Genre steht und fällt: Das Publikum von heute sollte die Gelegenheit erhalten, sich selbst wie ein Detektiv zu fühlen und mitzurätseln, während einen die Spannung der Handlung an den Kinosessel fesselt.

„Wenn man ein Labyrinth mit so vielen verschiedenen Figuren hat, mit so vielen verschiedenen Motiven und ständig neuen Handlungswendungen, dann ist die Arbeit noch nicht gemacht, wenn man die Grundstruktur ausgetüftelt hat, wie das sonst der Fall ist. Dann geht die Knobelei erst richtig los“, erzählt Johnson über die aufwändige Arbeit, die er ins Drehbuch stecken musste (dessen Anfänge zehn Jahre zurückreichen, das er aber erst nach dem Abschluss der Arbeiten an STAR WARS: DIE LETZTEN JEDI detailliert auszuarbeiten begann). „Das Geheimnis besteht darin, dass das Publikum die Plotmechanik nicht merken darf, es muss sich voll und ganz auf eine unterhaltsame Geschichte einlassen können.“

Und doch war es auch seine Absicht, die Whodunit-Struktur so einzusetzen, dass das Publikum fasziniert ist von dem menschlichen Drama, das sich nebenher entwickelt. „Ich wollte meinen Kuchen haben und ihn gleichzeitig auch noch essen“, gesteht Johnson. „Ich wollte das Vergnügen, das man zu Beginn bei der Befragung durch einen exzentrischen Detektiv hat, und die große Szene am Ende, in der alles aufgeklärt wird – all das, was ich und vermutlich alle anderen an solchen Filmen lieben. Ich wollte die Mechanik eines Thrillers aber auch verwenden, um einen in das mit reinzuziehen, was in dieser Familie alles vorfällt.“ Je weiter er sich in seine Figuren vertiefte, desto mehr griff Johnson auf seine eigene, ebenfalls ziemlich große Familie zurück und gab dem Whodunit auch noch einen ganz persönlichen Dreh. „Ich stehe meiner Familie sehr nahe, und sie ist auch nicht im Entferntesten so schrecklich wie die Familie in KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE“, betont er. „Aber weil ich in einer großen Familie aufgewachsen bin, sind mir all diese komplexen Dynamiken und Dysfunktionen bestens vertraut – und das kann man natürlich prima nutzen, um sowohl Humor als auch Drama einzusetzen.“

Als Johnsons Produktionspartner Ram Bergman das Drehbuch las, konnte er sich nicht nur sofort den Film auf der Leinwand vorstellen, er spürte auch, wie eng sich Johnson den von ihm erfundenen Figuren verbunden fand. „Obwohl Rian Filme in vielen verschiedenen Genres macht, steckt doch auch immer etwas sehr Persönliches in ihnen“, erklärt Bergman. „Dieser Film könnte sein bisher persönlichster sein, auch wenn es sich um ein Whodunit handelt. Ich denke, man sieht das daran, wie vielschichtig und komplex die Familie ist.“

Mit dem komplettierten Drehbuch begann Johnson die Suche nach der geeigneten Besetzung für seinen Stoff – und hatte kein Problem, namhafte Darsteller dafür zu begeistern. „So ein Drehbuch findet man nicht alle Jubeljahre, so ein Drehbuch findet man eigentlich nie“, sagt Don Johnson, der den verzweifelten Schwiegersohn spielt, Richard Drysdale. „Alles fügt sich ineinander. Alles ist miteinander verbunden. Die Figuren sind witzig und wahrhaftig. Man liest es und denkt sich: ,Diese Figur muss ich spielen!‘“

Um sicherzustellen, dass sich der Thrombey-Clan wie eine richtige Familie anfühlte, lud Johnson sein Ensemble ein, ein paar Wochen gemeinsam in einem altehrwürdigen Anwesen außerhalb von Boston zu verbringen, das später auch die Hauptkulisse des Films sein sollte. „Es fühlte sich beim Dreh fortwährend wie eine große Party an... eine höchst produktive, konzentrierte Party, wohlgemerkt“, sagt Johnson über die höchst gemeinschaftliche Atmosphäre und aufrichtige Kameraderie – bei der sich die Beteiligten auf spielerische Weise stets selbst zu übertreffen versuchten. „Wir hatten einen kleinen Aufenthaltsraum im Keller des Hauses, und oft kamen die Schauspieler zusammen, setzten sich in einen großen Kreis und erzählten sich Geschichten. Jedes Mal, wenn ich runterging, um etwas zu holen, war ich traurig, dass ich wieder hochgehen musste. Es war wie bei einem Lagerfeuer. Alle genossen es, diese Reise gemeinsam zu unternehmen.“

Produzent Ram Bergman merkt an, dass die entspannte Atmosphäre beim Dreh von Johnsons Filmen nicht einfach nur den Kern seiner Philosophie als Filmemacher bildet. Es ist vielmehr so, dass sie genau deshalb funktionieren. „Für uns beantwortet das die Frage, wie man den bestmöglichen Film auf die bestmögliche Weise machen kann. Alles dreht sich darum, eine entspannte Atmosphäre und Vertrauen aufzubauen. Auf Rians Sets findet man immer viele Leute, die eine großartige Zeit haben.“

Foto:
© Verleih

Info:
mit
Daniel Craig, Chris Evans,
Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon,
Ana de Armas, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jaeden Martell
und Christopher Plummer u.a.

Regie & Drehbuch: Rian Johnson

Abdruck aus dem Presseheft