f kanin5Nachtrag: Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Dezember 2019, Teil 17

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) – Alle Beteiligten wussten, dass der Roman nur dann glaubhaft verfilmt werden konnte, wenn die perfekte Besetzung für die Rolle der Anna Kemper gefunden wird. „Für diese Suche konnten wir eine der renommiertesten Casterinnen Deutschlands gewinnen“, sagt Jochen Laube. „Daniela Tolkien hat schon Filme wie ,Wickie und die starken Männer‘, ,Die Vorstadtkrokodile‘ oder ,Heidi‘ besetzt, aber auch Lea van Acken für unseren Film ,Kreuzweg‘ gefunden, die später die Hauptrolle in ,Das Tagebuch der Anne Frank‘ spielte.“

Die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen begann mit einem sogenannten Streetcasting. Die Sommerhaus Filmproduktion schrieb unter anderem Schulen, Sportvereine und Theatergruppen an. „Es gibt zwar spezielle Kinderagenturen, aber mir gefallen jene Kinder am besten, die vorher noch keinen anderen Film gedreht haben“, sagt Caroline Link. „Sie wirken meist natürlicher als Kinder, die sich schon ihrer Wirkung bewusst sind und es schon erlebt haben, wie Zuschauer auf sie und ihr Spiel reagieren.“ Fast 1000 Mädchen im Alter zwischen acht und zehn Jahren folgten dem Aufruf und schickten kurze Handy-Videos, die ihre Eltern oder Freunde von ihnen gemacht hatten.

Am Ende wählte Daniela Tolkien mehrere Mädchen aus, die zum Vorsprechen nach Berlin oder Hamburg eingeladen wurden. „Wenn man sich an einem Tag zehn bis 15 Kinder anschaut, ist man nach einer Weile ziemlich erschöpft“, sagt Caroline Link. „Man möchte ja lieb und aufbauend sein, auch wenn nach zwei Sätzen feststeht, dass es mit der Hauptrolle wohl nichts wird. Doch dann betrat ein Mädchen den Raum, bei dem wir alle sofort wieder hellwach waren.“

Riva Krymalowski, beim Vorsprechen neun Jahre alt, war über die Berliner Agentur Ixme Aydiho vorgeschlagen worden, hatte aber noch keine Erfahrung vor der Kamera. „Sie wollte aber etwas drehen und war deshalb schon in einer Kinderagentur“, sagt Caroline Link. Sie beschreibt Riva Krymalowski als „Glücksfall“ für die Produktion: „Sie ist ein sehr eloquentes und sprühendes Kind mit viel Humor. Zudem ist sie extrem gut erzogen, schüttelte uns allen brav die Hand und schaute uns dabei direkt in die Augen. Natürlich war sie aufgeregt, aber sie wusste das gut zu überspielen. Und ihren Text konnte sie natürlich perfekt. Mir war das zuerst nicht ganz geheuer, und ich suchte nach einem Haken. Aber es gab keinen. Riva erwies sich in jeder Runde des Vorsprechens als unsere perfekte Anna Kemper.“

Der Zufall wollte es, dass Riva Krymalowski dieselbe Schule in BerlinGrunewald besucht, auf die einst auch Judith Kerr ging. Das Buch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ gehört dort zur Pflichtlektüre. „Eigentlich erst in der sechsten Klasse“, sagt Riva Krymalowski, „aber meine Mama, die auch schon auf dieser Schule war, hat mir das Buch früher gegeben. Ich liebe es und wollte Anna unbedingt spielen, weil ich sie so bewundere.“

Riva Krymalowski erkennt Parallelen zwischen sich und Anna: „Wir sind beide nicht schüchtern, sondern mutig. Wir versuchen, aus einer schlechten Situation immer noch das Gute herauszufischen, und haben ein gutes Durchhaltevermögen. Vielleicht unterscheiden wir uns dadurch, dass sie mehr für die Schule getan hat als ich.“ Die junge Schauspielerin ist fasziniert vom „Durchhaltevermögen und Zusammenhalt der Familie Kemper“. Sich in Annas Situation hineinzudenken fiel ihr nicht schwer: „Weil ich das Buch schon kannte, war es relativ leicht, mich in diese dunkle Zeit zu versetzen. Ich habe mir vorgestellt, dass ich nicht Riva im Jetzt, sondern Anna in der damaligen Zeit bin.“

Produzent Jochen Laube findet nur lobende Worte: „Riva ist eine tolle Schauspielerin und ein ganz offenes, lebendiges Mädchen. Ihre große Gabe zeigt sich auch in Szenen, in denen sie keinen Text hat. Oft ist es bei Kinderdarstellern so, dass sie in stillen Momenten nicht wissen, wohin mit sich und ihrer Mimik, aber das ist bei Riva anders. Sie ist eine ganz fantastische Schauspielerin, die uns im Casting und bei den Dreharbeiten stets überzeugt hat.“

Auch für die Rolle von Annas älterem Bruder Max fand sich die ideale Besetzung: Marinus Hohmann, bei den Dreharbeiten 14 Jahre alt, spielte schon eine Hauptrolle in „Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier“ (2018) und überzeugte auch als rebellischer Filmsohn von Florian David Fitz in der Komödie „Willkommen bei den Hartmanns“ (2016). „Bei Marinus habe ich eine Ausnahme von der Regel gemacht, dass ich lieber mit Kindern arbeite, die noch keine Dreherfahrung haben“, sagt Caroline Link. „In den Probeaufnahmen hat er uns als offenherziger, gescheiter und liebenswürdiger großer Bruder von Anna überzeugt. Vermutlich hatte ich bei der Besetzung stets den Gedanken im Hinterkopf, dass aus Judith Kerrs Bruder später im wahren Leben ein bedeutender britischer Jurist wurde. Dazu passte die integre und ruhige Ausstrahlung, die Marinus auszeichnet.“

Produzent Jochen Laube ergänzt: „Durch Marinus und sein lebendiges Spiel ist die Rolle des Bruders im Film sogar noch größer und wichtiger geworden, als sie im Roman war.“ Marinus Hohmann gefällt an seiner Rolle, dass die Geschwister Max und Anna sich in einer Reihe von Ausnahmesituationen gegenseitig Halt und Trost geben. Nicht nur vor der Kamera, sondern auch in den Drehpausen wirkten die jungen Darsteller wie Bruder und Schwester: „Riva kann echt witzig blödeln, und mit neun Jahren verhält sie sich gegenüber anderen Menschen sehr erwachsen. Das finde ich überraschend und gut.“

Riva Krymalowski gibt das Kompliment zurück: „Marinus ist ein guter Kumpel geworden. Ich fühle mich wie seine kleine Schwester.“ Caroline Link schildert ihre Beobachtungen: „Marinus war für Riva ein liebenswürdiger, dreherfahrener Ratgeber und großer Freund. Das hat wohl auch damit zu tun, dass Marinus ein Spitzensportler ist, der es gelernt hat, sich zu disziplinieren. Als Skirennläufer geht es ebenfalls darum, sich in einem Team fair zu verhalten. Er spielt sich nicht in den Vordergrund und kann sehr professionell mit Regieanweisungen umgehen. Seine physische Power, verbunden mit seinem sensiblen schauspielerischen Talent, hat ihn für mich zu einem perfekten Max Kemper gemacht.“

Foto:
© Verleih

Info:
DARSTELLER
Riva Krymalowski, Anna Kemper
Oliver Masucci, Arthur Kemper
Carla Juri, Dorothea Kemper
Justus von Dohnányi, Onkel Julius
Marinus Hohmann, Max Kemper.
Ursula Werner, Heimpi
Caroline Link, Regie, Drehbuch.
Anna Brüggemann, Drehbuch
Judith Kerr, Buchvorlage
Jochen Laube, Produktion
Fabian Maubach, Produktion.
Bella Halben, Kamera

HINTER DER KAMERA

Caroline Link, Regie, Drehbuch
Anna Brüggemann, Drehbuch
Judith Kerr, Buchvorlage
Jochen Laube, Produktion
Fabian Maubach, Produktion
Bella Halben, Kamera.

Abdruck aus dem Presseheft