f kaninNachtrag: Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Dezember 2019, Teil  18

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) – Die Dreharbeiten für „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ begannen im Sommer 2018 und dauerten zehn Wochen. „Die größte Herausforderung war die Logistik“, sagt Produzent Jochen Laube. „Das ganze Team musste einmal quer durch Europa reisen, in Deutschland, in der Schweiz und in der Tschechischen Republik mussten historische Sets konzipiert und gebaut werden.“

Caroline Link setzte auf Teammitglieder, die ihr schon von früheren Projekten vertraut waren, darunter Szenenbildnerin Susann Bieling („Der Junge muss an die frische Luft“, „Exit Marrakech“, „Im Winter ein Jahr“), Kostümbildnerin Barbara Grupp („Der Junge muss an die frische Luft“, „Exit Marrakech“, „Im Winter ein Jahr“) und Maskenbildnerin Nannie Gebhardt-Seele („Exit Marrakech“, „Im Winter ein Jahr“, „Nirgendwo in Afrika“, „Pünktchen und Anton“). Auch mit Kamerafrau Bella Halben hatte Caroline Link bereits für „Exit Marrakech“ (2013) und „Im Winter ein Jahr“ (2008) zusammengearbeitet: „Bella Halben hat einen sehr intuitiven Kamerastil“, sagt die Regisseurin. „Sie dreht keine Szene zweimal auf die gleiche Weise, und ihre Kamera ist immer leicht in Bewegung. Mit dem Blick durch die Kamera beobachtet sie genau das Geschehen und folgt den Darstellern auf fast intime Weise durch den Moment.“

Dabei liege ihr vor allem die Arbeit mit Kindern am Herzen: „Bella Halben hat viel Humor, was in der Zusammenarbeit mit Kindern ausgesprochen hilfreich ist. Das ist keine technische, sondern eine sehr menschliche Herangehensweise ans Filmemachen. Bei dieser Geschichte waren wir uns einig, mit der Kamera möglichst wenig ,Schnickschnack‘ zu machen. Wir wollten einen klaren, ehrlichen Blick auf Annas Erlebnisse werfen, ohne dabei auf eine Kinoästhetik zu verzichten, die ja auch den Zauber dieser großen, unfreiwilligen Reise beschreibt.“

Die erste Klappe fiel am 17. Juli 2018 auf dem Bodensee, der im Film den Zürichsee doubelt. Gedreht wurde mit 70 historisch gekleideten Komparsen auf dem restaurierten Schaufelraddampfer Hohentwiel, der 1913 vom Stapel lief und auch schon im James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ (2008) zu sehen war. „Die Hohentwiel ist ein sehr gefragter Ausflugsdampfer und konnte nur an diesem Tag von uns gebucht werden“, erläutert Produzent Fabian Maubach die Entscheidung, gleich am ersten Drehtag alle Unwägbarkeiten des Bodensees, des Dampfers und des Wetters in Kauf zu nehmen. „Wir hatten sehr großen Respekt vor diesem Auftakt“, betont Jochen Laube.

Alle Blicke richteten sich auf Riva Krymalowski, die schon am ersten Drehtag einen langen Dialog mit ihrem Filmvater meistern musste. „Wären wir nicht von diesem Dampfer abhängig gewesen, hätte ich Riva erst eine Szene gegeben, in der sie still da steht und nur gucken muss“, sagt Caroline Link. „Wenn ich mit Kindern arbeite, will ich, dass sie am Anfang viele Erfolgserlebnisse haben und andauernd Lob bekommen. Es nützt nichts, wenn man mit einer komplizierten Szene anfängt und das Kind dann Angst hat vor allem, was noch kommt.“

Riva Krymalowski ging allerdings sehr gelassen mit dem Erfolgsdruck um und nennt den Auftakt rückblickend sogar den „schönsten Tag: Wir waren auf dem See, das Wasser war türkis, ich bin meiner Mama vor Freude in den Arm gesprungen, weil ich so einen Riesenspaß hatte“. Fabian Maubach wertet das als Beweis dafür, dass die junge Hauptdarstellerin „ein Naturtalent“ ist: „Es ist ein großer Unterschied für ein neunjähriges Mädchen, ob es beim Casting eine kurze Szene spielt oder später an einem Riesenset unter Zeitdruck arbeiten muss, wenn die Kamera, die Scheinwerfer und hundert Blicke auf sie gerichtet sind. Dann aber zu erleben, wie Riva ihre Szenen mit großer Leichtigkeit spielt, hat uns durch die ganze Produktion getragen.“ Jochen Laube ergänzt: „Wir sind nicht nur von ihrem schauspielerischen Talent begeistert, sondern von der ganzen Person. Riva ist eine Bombe.“

Eine Herausforderung bei Dreharbeiten mit minderjährigen Schauspielern sind die strengen Jugendschutzgesetze in Deutschland. „Die Kinder haben eine beschränkte Zahl an Arbeitsstunden, was zur Folge hat, dass die Logistik komplett um sie herumgebaut wird“, sagt Fabian Maubach. Oliver Masucci beschreibt die Folgen für die Arbeit der erwachsenen Schauspieler: „Wir drehen zunächst sechs Stunden lang alle Szenen ab, in denen die Kinder im Bild sind. Dann gehen die Kinder nach Hause, die Kamera ist auf uns gerichtet, und ich versuche mich zu erinnern, was ich einige Stunden vorher gespielt habe, als wir das Kind gefilmt haben, das ich nun nicht mehr sehe. Das ist manchmal sehr technisch, aber zum Glück gibt es auch Szenen, in denen wir alle gemeinsam vor der Kamera stehen. Nur müssen wir uns dann beeilen, weil die Kinder nicht so lang drehen dürfen.“

Diese Beschränkungen galten auch für die Dreharbeiten in der Schweiz und in der Tschechischen Republik, da die Kinder einen Vertrag mit einer deutschen Produktionsfirma hatten. „Dass Riva und Marinus sehr gut vorbereitet waren und immer schnell auf den Punkt kamen, war eine große Hilfe für uns“, sagt Produzent Fabian Maubach. „Das Paradoxe ist, dass die Kinder oft noch Lust hätten, länger zu drehen. Es ist ja nicht so, dass wir sie überlasten oder überfordern. Wenn Riva einen guten Tag hatte, wollte sie gar nicht mehr aufhören und hat das ganze Team unterhalten.“ Ohnehin sorgte die Produktion dafür, dass sich die Hauptdarstellerin vor und hinter der Kamera wohlfühlte: „Ich hatte eine tolle Kinderbetreuerin am Set“, sagt Riva Krymalowski. „Außerdem hat mich meine Mama die ganze Zeit begleitet, und ich konnte mich immer bei ihr zurückziehen, wenn ich wollte. Mein Lieblingsaufenthaltsort war aber der Maskenwagen, in dem ich alle möglichen Frisur- und Schminktipps bekommen habe, die ich an vielen erwachsenen Frauen am Set ausprobieren durfte.“

Foto:
© Verleih

Info:
DARSTELLER
Riva Krymalowski, Anna Kemper
Oliver Masucci, Arthur Kemper
Carla Juri, Dorothea Kemper
Justus von Dohnányi, Onkel Julius
Marinus Hohmann, Max Kemper.
Ursula Werner, Heimpi
Caroline Link, Regie, Drehbuch.
Anna Brüggemann, Drehbuch
Judith Kerr, Buchvorlage
Jochen Laube, Produktion
Fabian Maubach, Produktion.
Bella Halben, Kamera

HINTER DER KAMERA

Caroline Link, Regie, Drehbuch
Anna Brüggemann, Drehbuch
Judith Kerr, Buchvorlage
Jochen Laube, Produktion
Fabian Maubach, Produktion
Bella Halben, Kamera.

Abdruck aus dem Presseheft