Bildschirmfoto 2020 01 23 um 07.51.53Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Januar 2020, Teil 10

Redaktion

München (Weltexpresso) - Wie ist es nun zur Verfilmung von Das geheime Leben der Bäume gekommen?

Beim Schreiben des Buches hätte ich mir niemals träumen lassen, dass das irgendwann einmal ein Film werden könnte. Wie auch? Das ist ganz weit weg von meiner Realität. Als sich Constantin Film bei meinem Agenten wegen der Verfilmungsrechte erkundigte, fand ich es aber doch gleich spannend. Ich bin ja neugierig. Wie will man denn ein Sachbuch verfilmen, besonders so eines wie meines? Wenn Hape Kerkeling von seiner Kindheit erzählt, dann hat man gleich Kinobilder vor Augen, auch wenn es sich um ein Sachbuch handelt. Das kapiert jeder. Aber Das geheime Leben der Bäume als Kinofilm? Wie soll das gehen, wenn es nicht einfach eine Naturdokumentation sein soll, wie es schon viele gibt?


Ihnen war nicht klar, dass Sie direkt involviert sein würden?

Ich dachte, die ziehen los und irgendwann zeigen sie mir den Film. Und dann war ich nicht einfach nur involviert, sondern über eineinhalb Jahre in die Dreharbeiten miteingebunden. Das war eine verrückte Erfahrung.


Wie sind Sie denn vorgegangen?  

Bildschirmfoto 2020 01 23 um 08.04.24Der Film verfilmt einen Teil des Buches mit Naturaufnahmen von Jan Haft, der andere Teil ist dokumentarisch entstanden, mit Regisseur Jörg Adolph. Er folgt mir, sieht mir zu, was ich im Wald und mit anderen Menschen mache. Wir zeigen Dinge, die Anlass zur Sorge geben, wie der Hilferuf des kleinen Indianerstamms auf Vancouver Island, wo der Wald abgeholzt werden sollte, oder was im Hambacher Forst geschieht. Aber eben auch die andere Seite der Medaille, die Anlass gibt zur Hoffnung, weil man sieht, dass man es auch anders machen kann und vielfach bereits anders gemacht wird. Es findet ein Umdenken statt, auf großer Ebene. Die Mischung macht’s: Einerseits darf man nicht durch die rosarote Brille sehen und die Probleme vernachlässigen. Andererseits ist es mir wichtig, Faszination zu vermitteln und einen positiven Ausblick zu geben. Das ist bereits im Buch so angelegt, aber ich denke, dass sich das im Film noch stärker wiederspiegelt.


Was macht den Film denn nun anders?  

Uns war es wichtig, dass die Dinge nicht von einem allwissenden Erzähler aus dem Off erklärt werden, sondern dass sich die Erkenntnisse aus dem Film heraus erklären, dass Wissen durch die Bilder vermittelt wird. Das macht den Film superlebendig. Die Szenen spielen auf den ersten Blick in unterschiedlichsten Bereichen, aber ergänzen sich im Zusammenschnitt zu tollen Aussagen, die teilweise Schmunzeln lassen, aber auch Bildschirmfoto 2020 01 23 um 08.04.35
ernste Themen abdecken, ohne dass eine pädagogische Haltung dahinter stünde. Das wäre Quatsch.


Wie kann man sich das vorstellen?  

Wir haben irre lange gedreht, wie gesagt war die Kamera über eineinhalb Jahre immer mit dabei. Ich weiß gar nicht, wie viele hundert Stunden Material gedreht wurden, aus dem man auswählen konnte. Aber die Filmemacher haben genau die richtigen Szenen gefunden, die die verschiedenen Thesen aus dem Buch filmisch stützen. Das kann vom Wald in ein Seminar, zur Buchmesse, in ein Fernsehstudio und wieder zurück in den Wald gehen und behandelt doch den einen bestimmten Aspekt, der gerade im Fokus steht. Deshalb ist das auch sehr unterhaltsam und abwechslungsreich mitanzusehen – und gleichzeitig ein Mehrwert im Vergleich zum Buch, weil man auf eine filmische Reise mitgenommen wird, die einen abholt und an andere Orte transportiert und dabei immer wieder auch staunen lässt.

Fotos:
© Verleih

Info:
Das geheime Leben der Bäume (Deutschland 2019)
Genre: Dokumentation, Natur
Drehbuch und Regie: Jörg Adolph
Naturaufnahmen: Jan Haft
Mit Peter Wohlleben u. a.
Verleih: Constantin Film Verleih GmbH

Abdruck aus dem Presseheft