Das eDIT 14. Filmmaker's Festival lehrt bis 1. November junge Hasen die Kniffe und technischen Tricks der alten

 

von Anna von Stillmark 

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Losgegangen war es schon tagsüber, am Sonntag, dem 30. Oktober, als rund um die E-Kinos, wo die meisten Veranstaltungen des lehrreichen Filmfestivals stattfinden, noch die Marathonläufer unterwegs waren und sich mit den Occupy-Demonstranten ganz und gar nicht in die Haare gerieten. Am Abend dann im Schauspielhaus Frankfurt konnte eine rundherum zufriedene Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann vor über 700 Gästen aus Wirtschaft, Kultur und Politik das Festival eröffnen und persönlich den Ehrenpreis an James Horner überreichen, der die Filmmusik zu Titanic und Avatar komponiert hatte.

 

 

Die Anwesenden hätten auch einen Ehrenpreis überreichen wollen, was sie im anschließenden festlichen Beisammensein immer wieder artikulierten, und zwar der Moderatorin Carol Campbell. Die hat so warmherzig wie kompetent alle zusammengebracht, die alten Männer, die Preise erhielten, die Laudatoren, auch nur Männer, die Größen der Branche durch Einspielungen auf eine Riesenleinwand über der Bühne, den Festivalleiter Rolf Krämer, die Ministerin und ihre Mitstreiter, Stadtrat Markus Frank und  Wolfgang Thaenert, Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk, und die Mitausrichter des Festivals, die Herren von Imago (European Federation of Cinematographers) und ACE (American Cinema Editors) sowie MSPS (Motion Picture Sound Editors). Nicht zu vergessen die junge Dame Tertia Botha, die lautstark und musikalisch sang und von Andreas Hillesheim am Klavier begleitet wurde.  

Schmissig war denn auch das eigentlich ob der Rederituale nicht besonders veränderbare Programm, wo vier Preisübergaben deshalb nicht ermüdeten, weil zu jeder etwas anderes passierte. Pawel Edelman erhielt den Ehrenpreis des Europäischen Kameraverbandes IMAGO aus den Händen dessen Präsidenten Nigel Walter. Wofür seine Kameraarbeit steht, konnte man nicht nur aus filmischen Beispielen mit eigenen Augen sehen, sondern auch die Glückwünsche ‚seiner‘ Regisseure Andrzej Wajda und Roman Polanski von der Leinwand her mitverfolgen. Vor allem DER PIANIST hat Pawel Edelman bekannt gemacht, für die Kameraführung hatte er die Oscar-Nominierung und den César der Franzosen sowie den BAFTA Award in England erhalten. Sehr bescheiden bedankte sich der Ausgezeichnete mit dem Satz: „Film ist ein Gemeinschaftswerk“.

Wirtschaftsdezernent Markus Frank war dann sehr angetan, daß er Terry Rawlings, dem Schnittmeister so stilbildender Filme wie ALIEN, BLADE RUNNER oder PHANTOM DER OPER , aber auch dem Tonmacher, als der er angefangen hatte, den ‚Festival Honors‘ des eDIT Filmmaker’s Festival überreichen durfte, weil ihm dessen Mitarbeit an einem frühen Bond-Film bekannt war. Frank liebt alle Bonds. Rawlings gilt als Meister von Rhythmus und Montage und zu seiner Ehrung trugen per Video-Botschaft die Regisseure Ridley Scott und Hugh Hudson bei. Die Laudatio hatte Tom Atkin, Co-Direktor des Festivals gehalten: „Es ist alles wegen der Musik, die in seinem Kopf tanzt und es ihm möglich macht, die Essenz, das Gefühl der Geschichte zu fassen…Und zwar durch Sound und Bilder.“

 

 

James Horner ist derjenige, der den richtigen Ton finden muß und das kann. Aus den Händen der Ministerin erhielt er den weiteren „Festival Honors“ für seine profilierten Filmmusiken.

Nicht jeder kennt den Namen, aber jeder kennt die Musik zu TITANIC. James Cameron brach 1997 mit diesem Film alle Rekorde und Horner gewann dafür gleich zwei Oscars®: für die beste Originalmusik in TITANIC und für MY HEART WILL GO On als Besten Originalsong, von Celine Dion gesungen. Die – endlich eine Frau! – gratulierte ihm mit einem Videogruß auch auf der Gala. Ebenso schickte  James Cameron einen digitalen Gruß nach Frankfurt, in dem er betonte: „Ich freue mich schon auf unseren nächsten Film.“ Ein Kollege, Komponist Matthias Keller hielt die etwas zu lange geratene Laudatio, in der seine Aussage: “…Horner hat bewiesen, dass er die universelle Fähigkeit und das Potential hat, nahezu jede Geschichte und jeden Charakter authentisch mit seiner Musik zu fassen“, dann wiederum den Beifall des Publikums brachte.

 

Ein vierter Preis ist ein Nachwuchspreis. Der eDward wird jedes Jahr zu einem anderen Thema ausgeschrieben. In diesem Jahr, dem Jahr des Jubiläums zum Mauerbau und des arabischen Frühlings (und Sommers und Herbstes und sicher auch des Winters)  galt das Thema der „Freiheit“. Jeder kann mitmachen bei diesem Nachwuchswettbewerb, bei dem die Voraussetzungen sind, daß das ausgewählte Thema in 30 Sekunden – wie ein Werbespot – unter die Haut geht. Zehn Finalisten konnte das Plenum dann je 30 Sekunden anschauen, die vom hohen handwerklichen Niveau der eingereichten Arbeiten kündeten. „Wobei schon auffällig war“, so Festivaldirektor Rolf Krämer, „daß die Mehrzahl der Einreichungen die persönlichen Freiheiten in den Mittelpunkt gestellt haben“. Gewinner war dann DER  MUSTERKNABE von Nick Böse, Timm Markgraf, Timo Schröder und Dominik Stenzel – wieder nur Männer! Er überzeugte die Jury, weil er „eine gute und eigenständig Grundidee hat, eine runde Geschichte erzählt sowie ein zum Sujet passende Trickfigur entwickelt wurde“.

 

Das sind die nackten Fakten. Der Abend selber hatte schon dem Film Gewogene versammelt, die dann gemeinsam feierten. Dieser Abend war aber – noch einmal muß man auf die besonders liebenswürdige und kenntnisreiche Abendführung durch Carol Campbell verweisen – überaus geeignet, auch die zu Filmfreunden zu machen, die dem Film und vor allem dem Filmemachen noch ferne stehen. Wichtig noch einmal zu betonen, daß das eigentliche Festival unter der Webseite einsehbar ist und vor allem derzeit dem digital Machbaren gilt.

 

Info: www.filmmakersfestival.com.