Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Juli 2013
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Das Thema Flucht – egal, ob vor der Polizei, der Öffentlichkeit, dem Ehemann oder den neugierigen Nachbarn, erst recht vor den Paparazzi – ist ein idealer Filmstoff, weil sich die innere Bewegung der Handlung sozusagen von selbst ergibt. Politikthriller war dereinst die Vorzeigestücke, die es heute nur noch selten gibt.
DIE AKTE GRANT
Die DIE AKTE GRANT ist so ein Vorzeigestück, weil sie Menschen von heute, die sowohl die politische Auflehnung von unerschrockenen Aufklärern wie auch die polizeiliche Verfolgung und dadurch auch Kriminalisierung der Täter in einer gesellschaftlich zugespitzten Situation zeigt, wie es die nach 68-Jahre auch in den USA mit sich brachten, die schon von den Rassenunruhen und der Ermordung Kennedys gebeutelt waren. Wie im Baader-Meinhof-Umfeld sind auch in den USA, die eine spezielle Bürgerwehr kennen, einige in Verbrechen abgedriftet. Die Verfolgung aber galt allen.
Robert Redford war einst Bob Woodward, der WATER-GATE Reporter in DIE UNBESTECHLICHEN, der den amerikanischen Präsidenten Richard Nixon zu Fall brachte, und hat inzwischen als unerschrockener Aufklärer einige Filme zur geschichtlichen Aufklärung seines Landes auch als Regisseur gedreht, darunter letztlich DIE LINCOLN-VERSCHWÖRUNG. In DIE AKTE GRANT ist er als Regisseur auch sein eigener Hauptdarsteller, nämlich dieser Jim Grant, der in einer Kleinstadt als Anwalt gut beschäftigt ist, aber auch damit, seiner elfjährigen Tochter nach dem Tod der Mutter ein alleinerziehender guter Vater zu sein.
Die Idylle bricht zusammen, als ein findiger Reporter(Shia LaBeouf) nach der Festnahme einer Aktivistin der Siebziger Jahre, die den THE WEATHER UNDERGROUND angehörte, einen Zusammenhang von ihr und Nick Sloan herstellt, dem richtigen Namen des heutigen Jim Grant. Denn die radikale Protestgruppe hatte in den Siebzigern bei einem Bankraub einen Wachmann getötet, dessen Mörder nie gefaßt wurde. Dies wird nun auch Jim Grant vorgeworfen, wie auch all den anderen Protestlern, die längst unter anderen Namen ein bürgerliches unbescholtenes Leben führen. Anwalt Jim Grant, der unschuldig ist, weiß, was nun passieren wird, und flieht, um Klarheit über die damaligen Vorgänge zu gewinnen.
Diese sollen ihm die damaligen Gefährten liefern. Der Film bringt eine große Anzahl prominenter Namen und auch Schauspieler auf die Leinwand zurück, die man lange nicht sah. Zur ersteren Garde gehört Susan Saradon, die die gefaßte Umweltaktivistin spielt und die, nimmt man alles in allem, die herausragendste Leistung im Film bringt, derart 'von gestern' und also voller Wut und Aufruhr auch in späteren Lebensjahren. Zur zweiten Garde gehört Julie Christie, die man selten auf der Leinwand sieht, und die hier die geheimnisvolle damalige Geliebte und Untergrundgefährtin des Grant darstellt. Um sie zu finden, muß dieser allerdings erst den Aufenthaltsort aller anderen Gruppenmitglieder erforschen, was den Film in Spannung hält.
Wie dann als Höhepunkt diese Julie Christie erscheint, hat Robert Redford als Liebesidyll inszeniert, wo die Natur und das heißt die Schönheit und Einsamkeit amerikanischer Wälder die Stimmung erzeugen, der wie eine dea ex machina dann die Ex-Geliebte entsteigt. Diese, seine einzige Zeugin für die Unschuld des Grant, will allerdings mit der Öffentlichkeit nichts zu tun haben und ist nach wie vor der Meinung, daß alles gut war, was geschah. Wie es weitergeht, soll man sich ansehen, denn dieser Film ist ein guter Geschichtsfilm, den die heutige Jugend so nötig hat wie die damalige die über den 2. Weltkrieg. Hier geht es um die Nach-Vietnam Generation und so weit sind die USA nicht entfernt, daß die Vorgänge nicht auch für die Bundesrepublik Deutschland relevant wären. Was ist Terrorismus und wo fängt er an?
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