Dienstag, 6. August, bis Dienstag, 27. August im Kino des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt am Main

 

Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Kino des Deutschen Filmmuseums zeigt sich wieder einmal topaktuell. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Ägypten, Brasilien und der Türkei zeigt es eine kleine Reihe mit außergewöhnlichen Revolutionsfilmen. In den Spiel- und Dokumentarfilmen über Aufstände und Umbrüche in Russland, Nicaragua und den USA werden gesellschaftliche Umstrukturierungen ebenso thematisiert wie persönliche Schicksale.

 

 

Dienstag, 6. August, 18 Uhr

KONEC SANKT-PETERBURGA Das Ende von Sankt Petersburg

SU 1927 R: Vsevolod Pudovkin. 100 Min. 35mm. OmU

 

Iwan vom Dorf überraschen die feudalen Paläste in Petersburg, hinter deren

Fassaden Kriegsgewinner feiern. Unversehens gerät er in revolutionäre

Kreise, ins Gefängnis und daraufhin an die Front. Bei seiner Rückkehr stürmt

er als begeisterter Bolschewik mit zum Winterpalast: „Petersburg gibt es

nicht mehr!“ Vsevolod Pudovkin durfte einen der Jubiläumsfilme zum

zehnten Jahrestag der Revolution machen, neben Eisensteins OKTJABR.

Beide drehen 1927 fast gleichzeitig Massenszenen am historischen

Schauplatz – bei Pudovkin gehen allerdings mehr Fenster des Winterpalasts

zu Bruch.

 

 

Dienstag, 13. August, 18 Uhr

DER AUFSTAND

BRD 1980. R: Peter Lilienthal. 101 Min. 35mm. OmU

 

Obwohl sich das herrschende Regime in der Defensive befindet, tritt der 18-

jährige Agustin der nicaraguanischen Nationalgarde bei. Als er erfährt, dass

seine Schwester auf der Seite der Rebellen kämpft, und auch sein

arbeitsloser Vater mit den Aufständischen sympathisiert, muss er seine

Position als Soldat rechtfertigen. Der Gewissenskonflikt seiner Familie

gegenüber ist schwer zu ertragen, und Agustin ist nahe daran, zu

desertieren. Doch sein Hauptmann, mit dem ihn mehr verbindet als nur eine

dienstliche Beziehung, holt ihn zurück in die Kaserne. DER AUFSTAND ist

eine geradezu dokumentarische Rekonstruktion der Revolution in Nicaragua.

 

 

Montag, 26. August, 18 Uhr

VOSSTANIE RYBAKOV Der Aufstand der Fischer von St. Barbara

UdSSR 1934. R: Erwin Piscator. 86 Min. 35mm. OmeU

 

Erwin Piscators einziger Kinofilm basiert auf dem ersten Buch der jungen

Anna Seghers: einer Geschichte über einen Aufstand von Fischern, die am

Ende der Fangsaison ihre Lohnforderungen mit Streik durchsetzen wollen.

Der Regisseur schrieb über die Erzählung, sie habe ein „eigentümliches

Aroma, einen speziellen Stil, der in seiner verharrenden Behutsamkeit

würdig und groß wirkt.“ Anders als das Buch endet der Film mit dem

siegreichen Kampf der Fischer und wirkt so als Appell an die Volksfront

gegen Hitler. „Hitler war schneller“, verzeichnete Piscator nach der Moskauer

Uraufführung im Herbst 1934, „der Film verlor seine Berechtigung“.

 

 

Dienstag, 27. August, 18 Uhr

THE BLACK POWER MIXTAPES 1967 – 1975

Schweden/USA/Deutschland 2011

R: Göran Hugo Olsson. Dokumentarfilm. 92 Min. DCP. OmU

 

Stokely Carmichael, Bobby Seale, Angela Davis und Eldridge Cleaver – heute

sind es fast vergessene Namen, doch in den 1960er Jahren waren die

Anführer der USamerikanischen Black-Power-Bewegung sehr bekannt. Die

Dokumentation zeigt die Ikonen der afro-amerikanischen Revolte von einer

ganz privaten Seite. Schwedische Journalisten reisten Ende der 1960er Jahre

in die USA, um mit den Freiheitskämpfern zu sprechen, die ihnen sehr offene

und ehrliche Interviews gaben. Lange galten ihre Aufnahmen als verloren;

mehr als 30 Jahre später hat sie der schwedische Filmemacher Göran Hugo

Olsson wiederentdeckt und neu arrangiert.