Die Show – am Freitag live im Ersten, Nachschiebsel
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Am Freitagabend wurde in Berlin der Deutsche Filmpreis 2020 ohne glamouröses Publikum vergeben. In der überzeugenden und innovativen TV-Schau führte Schauspieler und Moderator Edin Hasanović durch die Verleihung der 22 Lola-Trophäen an deutsche Filmschaffende.
Der Moderator agierte zunächst allein als Spaßmacher in der gigantischen verschachtelten Halle des Palais am Funkturm. Dann wurden auf riesigen Bildschirmen nach und nach nominierte Preisträgerinnen und (häufig) Gastmoderatorinnen aus ihren Wohnzimmern zugeschaltet. Selbst zuhause auf dem Sofa zu sitzen und den Filmleuten in ihren privaten Räumen zu begegnen, das war ein völlig neues Fernsehgefühl. Lediglich wenige Gäste wie Iris Berben oder Ronald Zehrfeld schauten leibhaftig in der Halle vorbei. Natürlich mit gebührendem Abstand oder von den riesigen Bildschirmen herab, stellten sie kenntnisreich und gefühlvoll ihre jeweiligen Kategorien - etwa „Bestes Szenenbild“ oder „Bestes Maskenbild“ - vor. Zu Video-Clips aus den nominierten Streifen erzählten sie, warum diese verschiedenen Gewerke so wichtig für gutes Kino sind.
Das wurde gerade beim Hauptpreis, der goldenen Lola für den besten deutschen Spielfilm „Systemsprenger“ deutlich. Nora Fingerscheid wurde ja jeweils als beste Regisseurin und beste Drehbuchschreiberin ausgezeichnet. Für die Haupt- und Nebenrollen wurden ebenso Lolas vergeben wie für den besten Schnitt und die beste Tongestaltung. Dieser Preis-Segen war für Kenner des Werks keine Überraschung.
„Berlin. Alexanderplatz“, der noch nicht im Kino lief, erhielt erwartungsgemäß ebenfalls einige Trophäen, darunter die silberne Lola für den zweitbesten Spielfilm. Überraschend doch nicht erstaunlich, dass Schauspieler Albrecht Schuch als bester Nebendarsteller und für „Systemsprenger“ als bester Darsteller geehrt wurde. Seine Rolle als Kontrahent von Francis im „Alexanderplatz“ war vielschichtiger und eindrucksvoller als die des Hauptdarstellers. Schon Regisseur Rainer Werner Fassbinder (der übrigens mit den meisten Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet wurde), fand diese Nebenfigur interessanter als Franz Biedenkopf, die Hauptperson des Döblin-Romans.
Der beste Dokumentarfilm „Born in Evin“ und der beste Kinderfilm „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ bewiesen wieder einmal, dass radikale politische Themen durchaus in großartigen cineastischen Werken dargestellt werden können.
Das Fazit dieser Lola-Nacht, es ist der ARD gelungen, unterhaltsam, spannend und doch mit dem nötigen Respekt in diesen schwierigen Zeiten, den Deutschen Filmpreis zu präsentieren. Zum ersten Mal ein gelungener publikumsfreundlicher Abend statt elitärer Gala!