Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) - „Wir gratulieren allen Gewinner*innen des Deutschen Filmpreises 2020! Gerade in dieser schwierigen vom Coronavirus geprägten Zeit ist es ermutigend, erneut zu sehen, welchen hervorragenden Beitrag Filme zu unserer Kultur leisten. Wir glauben an die kreative Kraft und die Magie des Kinos und möchten unsere Solidarität mit der gesamten Branche zum Ausdruck bringen. Der Deutschen Filmakademie und dem Filmpreisteam gratulieren wir zu einer würdigen Preisverleihung unter ganz besonderen Bedingungen“, kommentiert das Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian.
Diese Mitteilung an die Presse läßt uns dann doch noch einmal auf die Preisvergaben eingehen. Man ersieht nämlich aus der Tatsache, daß nur zwei Filme, die ausgewählt wurden, auf den Berlinalen liefen, gleich mehrere Probleme. Das erste ist der Zeitrahmen. SYSTEMSPRENGER war ein Wettbewerbsfilm des vorigen Jahres, bekam, also 2019 und war auch letztes Jahr als deutscher Film für den Auslandsoscar eingereicht worden. BERLIN ALEXANDERPLATZ ist beim diesjährigen Wettbewerb dabei gewesen und wurde unter Wert behandelt. Das Filmjahr gilt von Januar bis Dezember, das BERLINALEjahr von Februar bis Januar des nächsten Jahres. Damit das nicht mißverstanden wird, SYSTEMSPRENGER ist wirklich ein ganz wunderbarer und höchst ungewöhnlicher Film. Warum aber UNDINE von Christian Petzold überhaupt keinen Preis erhielt, kann man einer kinoversessenen Journalistin nicht erklären.
Zugegeben, manchmal möchte man nicht in der Haut dessen stecken, der preisen darf. Denn vieles ist einfach nicht vergleichbar und vieles eben auch richtig gut. Darum muß abgewogen werden. SYSTEMSPRENGER ist einfach deshalb so gut, weil die Geschichte derart explosiv auf die Leinwand kommt, daß man gebannt zuschaut, voller Schrecken und Schmerzen auch. Aber das gehört dazu, wenn wir ehrliches Kino sehen. Aber den Preis für ehrliches Kino gibt es noch nicht. Ohne die Hauptdarstellerin Helena Zengel wäre der Film nicht derselbe gewesen und ohne die Filmemacherin Nora Fingscheidt auch nicht. Und auch der Preis für die Beste weibliche Nebenrolle an Gabriela Maria Schmeide ist für ihre anrührende Darstellung angemessen. Aber mußte Albrecht Schuch unbedingt den Preis für die Beste männliche Hauptrolle bekommen, nachdem er - völlig zu Recht - den Darstellerpreis für die Beste männliche Nebenrolle für BERLIN ALEXANDERPLATZ bekam, wo er so umwerfend und unter die Haut gehend spielt, daß man den Film schon deshalb ansehen muß!
Uns ist das einfach zu massiert, wo so viele Preise einen Film geradezu zum Blockbuster machen, was die Kinokassen nicht erwidern. Wir belassen es bei dem Unverständnis, daß UNDINE überhaupt nicht vorkommt, man muß aber auch nach LARA fragen. War das im letzten Jahr? Ja und nein, der Film war auf jeden Fall nominiert und gehört zu dem Besten, was deutsche Filme der Gegenwart leisten. Das müssen wir uns alles noch einmal genau anschauen. Jetzt geht es um die Berlinalemacher, die auf durch Lolas ausgezeichneten Filme gerne verweisen!
Folgende Berlinale-Filme gehören zu den Gewinnern des Deutschen Filmpreis 2020:
Systemsprenger (Regie: Nora Fingscheidt) - Berlinale Wettbewerb 2019
Bester Spielfilm in Gold: Peter Hartwig, Jonas Weydemann, Jakob D. Weydemann (Produzenten)
Beste Regie: Nora Fingscheidt
Bestes Drehbuch: Nora Fingscheidt
Beste weibliche Hauptrolle: Helena Zengel
Beste männliche Hauptrolle: Albrecht Schuch
Beste weibliche Nebenrolle: Gabriela Maria Schmeide
Bester Schnitt: Stephan Bechinger, Julia Kovalenko
Beste Tongestaltung: Corinna Zink, Jonathan Schorr, Dominik Leube, Oscar Stiebitz, Gregor Bonse
Berlin Alexanderplatz (Regie: Burhan Qurbani) - Berlinale Wettbewerb 2020
Bester Spielfilm in Silber: Leif Alexis, Jochen Laube, Fabian Maubach (Produzenten)
Beste männliche Nebenrolle: Albrecht Schuch
Beste Kamera / Bildgestaltung: Yoshi Heimrath
Bestes Szenenbild: Silke Buhr
Beste Filmmusik: Dascha Dauenhauer
Born in Evin (Regie: Maryam Zaree) - Perspektive Deutsches Kino 2019
Bester Dokumentarfilm: Alex Tondowski, Ira Tondowski (Produzent*innen)
Foto:
Wir haben mit Absicht ein Foto der Schauspielerin und Regisseurin Maryam Zaree ausgewählt, die den Preis für den Besten Dokumentarfilm erhielt. Sie spielt auch - wieder - bei Petzolds letztem Film UNDINE mit, der, wie wir oben ausführten, keinen einzigen Preis erhielt, was ein Skandal ist.
© berlinale.de