Sonntag, 29. September, bis Mittwoch, 30. Oktober im Kino des Deutschen Filmmuseums
Frankfurt am Main
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wir werden uns daran gewöhnen, daß jetzt jeden Tag neue Meldungen über Veranstaltungen zum diesjährigen Ehrengast der Buchmesse: Brasilien eintreffen. Das ist das Wunderbare, daß wir wirklich ein anderes Land aus so vielen Perspektiven erleben dürfen. „Brasilien – ein Land voller Stimmen“ lautet das Motto des diesjährigen Gastlandes der Frankfurter Buchmesse.
Diesen Leitspruch könnte man auch auf Brasiliens Filmszene anwenden, die das Deutsche Filmmuseum mit einer begleitenden Filmreihe vorstellt. Dabei werden zwei Schwerpunkte gesetzt: Neben aktuellen Filmen stehen einige sehenswerte Klassiker auf dem Programm. Besonders prägend für das brasilianische Kino waren die 1960er Jahre und die Erneuerungsbewegung des „Cinema Novo“, das sich als Gegenpol zum kommerziellen Unterhaltungskino entwickelte. Den jungen Regisseuren der ehrgeizigen Bewegung lagen soziale Themen und deren realistische Umsetzung im Film besonders am Herzen.
Die Militärdiktatur brachte von 1964 an eine Verschlechterung der Produktionsverhältnisse mit sich und ging mit einer immer strengeren Zensur einher, so daß die Filmemacher ihre Motive und Leitgedanken in Historienfilmen, Metaphernkino oder Literaturverfilmungen verschlüsseln mussten. Während der Buchmesse ist eine Auswahl dieser beeindruckenden Werke im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen. In der ersten Oktoberwoche steht das aktuelle brasilianische Filmschaffen im Vordergrund – einige Regisseure stellen ihre Filme persönlich vor.
Hélio Oiticica ist einer der bedeutendsten brasilianischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Das Museum für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt zeigt von Freitag, 27. September, an eine umfassende Retrospektive. Passend dazu präsentiert das Kino des Deutschen Filmmuseums am Sonntag, 29. September, um 20 Uhr eine Preview des Dokumentarfilms HÉLIO OITICICA. Vor dem Film spricht Cesar Oiticica Filho mit dem Kulturkritiker Max Jorge Hinderer Cruz. Der Film startet am Donnerstag, 3. Oktober, in den Kinos; am
Mittwoch, 26. September, um 14 Uhr findet eine Pressevorführung im Mal Seh’n Kino statt.
Sonntag, 29. September, 20 Uhr
HÉLIO OITICICA
Brasilien 2012. R: Cesar Oiticica Filho. 94 Min. DCP. OmU
In Cesar Oiticica Filhos Dokumentarfilm lässt er seinen Onkel selbst zu Wort kommen. Die
rhythmisch montierten Bilder und Farben sowie die Musik illustrieren die Erzählungen
des Künstlers nicht einfach, sondern machen s ie auch sinnlich erfahrbar und stellen sie in
neue Zusammenhänge. Vor dem Film spricht Cesar Oiticica Filho mit dem Kulturkritiker
Max Jorge Hinderer Cruz.
In Kooperation mit dem brasilianisischen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten
Mittwoch, 2. Oktober, 20:30 Uhr
TROPICÁLIA
Brasilien 2012. R: Marcelo Machado. Dokumentarfilm. 87 Min. OmeU
Der Dokumentarfilm schildert die Geschichte der kulturellen Bewegung Tropicália in den 1960er Jahren in Brasilien, bei der es in erster Linie um den Kampf der Künstler und ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ging.
Donnerstag, 3. Oktober, 20:30 Uhr
JOGO DE CENA
Brasilien 2007. R: Eduardo Coutinho. Dokumentarfilm. OmeU
In einer Zeitungsanzeige ruft der Regisseur Frauen auf, ihre Lebensgeschichten zu erzählen. Diese Geschichten lässt er dann von Schauspielerinnen nachspielen.
Freitag, 4. Oktober, 18 Uhr
LOST ZWEIG
Brasilien 2002. R: Sylvio Back. 113 Min. 35mm. engl. OF
Der Schriftsteller Stefan Zweig verbrachte die letzten Monate seines Lebens in Brasilien und schrieb dort seine wohl beste Erzählung. 1942 nahmen er und seine zweite Frau Lotte sich das Leben. Regisseur Sylvio Back versucht, dem Geheimnis des Selbstmordes auf die Spur zu kommen.
Samstag, 5. Oktober, 20:15 Uhr
XINGU
Brasilien 2011. R: Cao Hamburger. 102 Min. 35mm. OmeU
1943 beginnen die Brüder Villas-Bôas ihr großes Abenteuer im Mato Grosso: die Erforschung der Welt der Xingu-Indianer. Bald entdecken sie ihre eigentliche Aufgabe: Sie errichten einen Nationalpark für die Xingu-Völker.
Sonntag, 6. Oktober, 20:15 Uhr
GIRIMUNHO
Brasilien/Deutschland/Spanien 2012. R: Helvécio Marins Jr., Clarissa Campolina. 90 Min. 35mm. OmeU
Nach dem Tod ihres Mannes wird die 81-jährige Bastú von geheimnisvollen Erscheinungen heimgesucht, die sie als Zeichen des Verstorbenen deutet.
Donnerstag, 10. Oktober, 20:30 Uhr
MACUNAÍMA
Brasilien 1969. R: Joaquim Pedro de Andrade. 108 Min. 35mm. OmeU
Der Film, der auf einem Roman von Mário de Andrade beruht, verarbeitet eine alte brasilianische Legende. Der Protagonist Macunaíma bringt die Ordnung der modernen Zivilisation durcheinander.
Freitag, 11. Oktober, 18 Uhr
VIDAS SECAS
Brasilien 1963. R: Nelson Pereira dos Santos. 103 Min. 35mm. OmU
Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Graciliano Ramos markiert einen Höhepunkt des “Cinema Novo” – als bittere Symphonie der Armut, gezeigt in poetischen Bildern eines kritischen Realismus.
Samstag, 12. Oktober, 20:30 Uhr
SÃO BERNARDO
Brasilien 1971. R: Leon Hirszman. 113 Min. 35mm. OmeU
In Form einer Lebensbeichte wird die Geschichte eines Emporkömmlings erzählt, der seine Frau ebenso als persönlichen Besitz betrachtet wie seinen Hof, und der mit Menschen umgeht wie mit unbelebten Dingen.
Sonntag, 13. Oktober, 20:30 Uhr
EX-ISTO
Brasilien 2010. R: Cao Guimarães. 88 Min. HDCam. OmeU
Frei nach dem Roman „Catatau“ des Dichters Paulo Leminski folgt der Film einem der Urväter der europäischen Philosophie an den Amazonas, wo er seine Forschungen unter dem Einfluss von halluzinogenen Kräutern aufnimmt.
Dienstag, 15. Oktober, 18:00 Uhr
BARRAVENTO
Brasilien 1962. R: Glaube Rocha. 80 Min. 35mm. OmU
Die Fischer in einem Dorf an der Nordküste Brasiliens werden ausgenutzt, aber ertragen dies im Glauben an ihre Götter. Einzig der junge Firmino, der aus der Stadt in sein Dorf zurückgekommen ist, rebelliert dagegen.
Mittwoch, 16. Oktober, 20:30 Uhr
CINEMA, ASPIRINA E URUBUS
Brasilien 2005. R: Marcelo Gomez. 99 Min. 35mm OmeU
Im Jahr 1942 reist der Deutsche Johann durch Brasilien, um dem Krieg zu entkommen. Eines Tages nimmt er Ranulpho, der auch auf der Flucht ist, mit. Trotz der Unterschiede entsteht eine echte Freundschaft zwischen ihnen.
Freitag, 18. Oktober, 18:00 Uhr
ANTONIO DAS MORTES – O Dragão da maldade contra o santo guer
Brasilien 1969. R: Glauber Rocha. 100 Min. OmU
Ein Cangaceiro ist ein durch Armut zum Banditen gewordener Mann im Sertão zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Um diese Figur ranken sich viele volkstümliche Legenden, die in diesen Film Einzug gefunden haben.
Samstag, 19. Oktober, 20:30 Uhr
TERRA EM TRANSE
Brasilien 1967. R: Glauber Rocha. 106 Min. 35mm. OmU
Im fiktiven Land Eldorado liegt der Dichter Paulo Martins im Sterben. In Rückblenden werden entscheidende Ereignisse seines Lebens gezeigt.
Sonntag, 20. Oktober, 12 Uhr
LIMITE
Brasilien 1931. R: Mario Peixoto. 95 min. 35mm. OmeU
Zwei Frauen und ein Mann finden sich nach einem Schiffbruch allein auf einer Insel wieder, deren Natur zum Spiegel ihrer Sehnsüchte und Ängste wird.
Sonntag, 20. Oktober, 18 Uhr
O BANDIDO DA LUZ VERMELHA – The Red Light Bandit
Brasilien 1968. R: Rogério Sganzerla. 92 Min. 35mm. OmeU
Basierend auf Polizeiakten über einen legendären Verbrecher in São Paulo, zeichnet der Film den Aufstieg eines mysteriösen und berühmten Plünderers nach.
Mittwoch, 23. Oktober, 20:30 Uhr
UMA HISTÓRIA DE AMOR E FÚRIA Rio 2096. A Story of Love and Fury
Brasilien 2013. R: Luiz Bolognesi. Animationsfilm. 98 Min.
Ein unsterblicher Held ist seit 600 Jahren in Janaína verliebt. Die tragische Liebesgeschichte spielt vor dem Hintergrund vierer Epochen der brasilianischen Geschichte.
Samstag, 26. Oktober, 20:30 Uhr
SUDOESTE – Southwest
Brasilien 2011. R: Eduardo Nunes. 128 Min. 35mm. OmeU
In einem entlegenen Fischerdorf stirbt Clarice im Kindbett. Ihre Tochter wird gerettet, und in ihr erlebt Clarice ihr eigenes Leben noch einmal – im Verlauf eines einzigen Tages.
Sonntag, 27. Oktober, 20:30 Uhr
O SOM AO REDOR – Neighboring Sounds
Brasilien 2012. R: Kleber Mendonça Filho. 131 Min. 35mm. OmeU
Während der findige Chef einer Sicherheitsdienstes versucht, die Bewohner eines Stadtviertels in Recife vom Nutzen seiner Dienste zu überzeugen, lernen die Zuschauer die komplexen Lebensgeschichten kennen, die dieses Stadtviertel prägen.
Mittwoch, 30. Oktober, 20:30 Uhr
FRANCISCO BRENNAND
Brasilien 2012. R: Mariana Brennand Fortes. Dokumentarfilm. 75 Min. OmeU
Francisco Brennand ist ein 85jähriger Maler, Bildhauer und Keramik-Künstler.
Mariana Brennand Fortes zeichnet anhand seiner Tagebücher dessen Leben
nach.