Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die kinder- und enkellose Rentnerin Karin (Maren Kroymann) kann die Leidenschaft für Eisenbahnen ihres Rentnerehemanns Harald (Günther Maria Halmer) nicht mehr hören und sehen. Die findet nämlich nicht real statt, sondern im häuslichen Wohnzimmer, wo der ältere Herr penibel sein Modelleisenbahnreich auf dem Laufenden hält. Außerdem hat er mit dem Rasenmähen im großen, gepflegten Garten genug zu tun. Zeit nach Neuseeland zu fliegen, wie es sich Karin seit langem wünscht, ist auf jeden Fall nicht drin. Doch fehlt es wohl eher an der Lust. Das übrigens auch auf anderem Gebiet. Die unzufriedene Karin langweiligt sich.
Da kommt mit Haralds äußerst unkonentioneller Schwester Philippa (Barbara Sukowa!) gerade die Richtige, die dem Bruder Zunder gibt und die Schwägerin unterstützt. Es muß was passieren. Das geschieht aber erst, als Karin zufällig einen alten Freund trifft, Gerhard (Heiner Lauterbach) , einen Arzt, dem, nachdem schon sein Mann tot ist, nun auch der Hund gestorben ist, nach dessen Einäscherung ein Zusammenstoß mit dem kleinen Viktor die Urne zu Boden fallen und die Asche in alle Winde zerstreuen läßt. Daß das eine Freundschaft für's Leben werden wird, kann man da noch nicht ahnen. Aber der bärbeißige Gerhard, der laut schimpft, bekommt schnell ein schlechtes Gewissen, weil er die Sensibilität des Jungen spürt und auch, wie sich dieser sofort für alles verantwortlich fühlt und sich aus Prinzip entschuldigt.
Als Karin den Vorschlag von Philippa aufnimmt und in einer Agentur sich als Oma zum Mieten verpflichtet, was Philippa schon die ganze Zeit tut - daß sie keinen Kontakt zu ihrer Tochter und damit auch keinen Kontakt zu ihrer eigenen Enkelin hat, ist lange der running gag der Geschichte - kommt auch Gerhard mit dem kleinen Viktor ins Boot. Jetzt fährt der Film zweigleisig, denn wir erleben einerseits die Pleiten und Pannen, aber auch die Freuden beim Enkelhüten einschließlich des Konfliktpotentials mit deren Eltern und andererseits die Auswirkungen auf das häusliche Eheleben. Das allerdings, das merkt man so richtig erst in der Nachbetrachtung, betrifft nur und Karin und Harald, denn die beiden anderen leben ja alleine.
Daß dem Zuschauer und den Protagonisten bei ihrem Tun nichts fehlt, hat mit dem Trubel zu tun, in den die Enkelsitter geraten. Da hat jeder von den Dreien sein Päckchen zu tragen, wobei die schön verteilt sind: Karin hat einen überdrehten Jannik (Julius Weckauf) zu beaufsichtigen, doch dessen fast erwachsene Schwester Merle (Maya Lauterbach) wird das größere Problem, das Karin mit Verve und Direktheit löst. Daß aber das eigentliche Problem für sie dann doch der Vater Kai (Dominici Raacke) wird, der sich in sie verliebt, könnte sie verschmerzen, wenn sich die Liebelei nicht doch zum richtigen Problem mauserte, weil sie sich auch in ihn verliebt - und sich die beiden sogar küssen! Was seine Tochter mitbekommt. Igitt. Das läßt die Freundschaft zu Karin vereisen, mit Folgen.
Philippa dagegen mischt eine Öko-Familie kräftig auf. "Ist das Bio?", fragt die kleine Leonie (Julia und Luise Gleich), als Harald für alle im großen Garten grillt. "Nein", antwortet er, "Schwein". Von der Art gibt es viel zu lachen und gerade die Szenen mit Philippa sind urkomisch, weil sie mit der Kleinen alles das macht, was deren Öko- und übrhaupt sehr thesenhafte Eltern als Sünden brandmarken, einschließlich der Erfahrung, wie man eine Tafel Schokolade klaut und sich dann beim Hausdetektiv mit Alzheimer herausredet.
Von völlig anderer Art sind die Erfahrungen, die Gerhard mit Viktor und seiner russischen Mutter Jelena (Palina Rojinski) macht, die sein sprödes Herz erweichen, was allen zugute kommt und für Viktor geradezu existentiell wird, weil er erstmals ein positives Männerbild erlebt. Die Mutter auch.
Damit ist die Szenerie beschrieben, die bis Mitte des Films auch voll trägt. Warum empfindet man dann doch manches als klamottig? Das ist nicht ladylike ausgedrückt, sagen wir lieber, daß wir ab irgendwann uns wünschten, das aus diesem deutschen Film ein französischer würde. Denn die sind einfach Meister in den kleinen Themen, seien es Familie oder Kinder, sei es Liebe oder Trennung. Im deutschen Film muß alles auserzählt werden und gut ausgehen. Philippa besucht ihre Tochter, sieht erstmals ihre Enkelin, Karin fliegt allein nach Neusseland und freut sich auf ihren Harald zu Hause und Gerhard wird weiterhin den Opa von Viktor spielen. Ende gut, alles gut.
Foto:
Cover
Info:
Der Film lief an am 6. Februar 2020 , kam dann aber schon in die Coronaschließungen
Deutschland
Regie: Wolfgang Groos
Als Karin den Vorschlag von Philippa aufnimmt und in einer Agentur sich als Oma zum Mieten verpflichtet, was Philippa schon die ganze Zeit tut - daß sie keinen Kontakt zu ihrer Tochter und damit auch keinen Kontakt zu ihrer eigenen Enkelin hat, ist lange der running gag der Geschichte - kommt auch Gerhard mit dem kleinen Viktor ins Boot. Jetzt fährt der Film zweigleisig, denn wir erleben einerseits die Pleiten und Pannen, aber auch die Freuden beim Enkelhüten einschließlich des Konfliktpotentials mit deren Eltern und andererseits die Auswirkungen auf das häusliche Eheleben. Das allerdings, das merkt man so richtig erst in der Nachbetrachtung, betrifft nur und Karin und Harald, denn die beiden anderen leben ja alleine.
Daß dem Zuschauer und den Protagonisten bei ihrem Tun nichts fehlt, hat mit dem Trubel zu tun, in den die Enkelsitter geraten. Da hat jeder von den Dreien sein Päckchen zu tragen, wobei die schön verteilt sind: Karin hat einen überdrehten Jannik (Julius Weckauf) zu beaufsichtigen, doch dessen fast erwachsene Schwester Merle (Maya Lauterbach) wird das größere Problem, das Karin mit Verve und Direktheit löst. Daß aber das eigentliche Problem für sie dann doch der Vater Kai (Dominici Raacke) wird, der sich in sie verliebt, könnte sie verschmerzen, wenn sich die Liebelei nicht doch zum richtigen Problem mauserte, weil sie sich auch in ihn verliebt - und sich die beiden sogar küssen! Was seine Tochter mitbekommt. Igitt. Das läßt die Freundschaft zu Karin vereisen, mit Folgen.
Philippa dagegen mischt eine Öko-Familie kräftig auf. "Ist das Bio?", fragt die kleine Leonie (Julia und Luise Gleich), als Harald für alle im großen Garten grillt. "Nein", antwortet er, "Schwein". Von der Art gibt es viel zu lachen und gerade die Szenen mit Philippa sind urkomisch, weil sie mit der Kleinen alles das macht, was deren Öko- und übrhaupt sehr thesenhafte Eltern als Sünden brandmarken, einschließlich der Erfahrung, wie man eine Tafel Schokolade klaut und sich dann beim Hausdetektiv mit Alzheimer herausredet.
Von völlig anderer Art sind die Erfahrungen, die Gerhard mit Viktor und seiner russischen Mutter Jelena (Palina Rojinski) macht, die sein sprödes Herz erweichen, was allen zugute kommt und für Viktor geradezu existentiell wird, weil er erstmals ein positives Männerbild erlebt. Die Mutter auch.
Damit ist die Szenerie beschrieben, die bis Mitte des Films auch voll trägt. Warum empfindet man dann doch manches als klamottig? Das ist nicht ladylike ausgedrückt, sagen wir lieber, daß wir ab irgendwann uns wünschten, das aus diesem deutschen Film ein französischer würde. Denn die sind einfach Meister in den kleinen Themen, seien es Familie oder Kinder, sei es Liebe oder Trennung. Im deutschen Film muß alles auserzählt werden und gut ausgehen. Philippa besucht ihre Tochter, sieht erstmals ihre Enkelin, Karin fliegt allein nach Neusseland und freut sich auf ihren Harald zu Hause und Gerhard wird weiterhin den Opa von Viktor spielen. Ende gut, alles gut.
Foto:
Cover
Info:
Der Film lief an am 6. Februar 2020 , kam dann aber schon in die Coronaschließungen
Deutschland
Regie: Wolfgang Groos
Musik komponiert von: Helmut Zerlett
Drehbuch: Robert Löhr
Produzenten: Jakob Claussen, Ulrike Putz
Besetzung
Karin MAREN KROYMANN
Gerhard HEINER LAUTERBACH
Philippa BARBARA SUKOWA
Kai DOMINIC RAACKE
Harald GÜNTHER MARIA HALMER
Jelena PALINA ROJINSKI
Britt LAVINIA WILSON
Antje PAULA KALENBERG
Tobias TIM OLIVER SCHULTZ
Merle MAYA LAUTERBACH
Jannik JULIUS WECKAUF
Viktor BRUNO GRÜNER
Leonie JULIA und LUISE GLEICH
Verehrer MATTHIAS KÖBERLIN
DVD Studiocanal ab 20. August 2020
Alterseinstufung: Freigegeben ab 6 Jahren
Bisherige Artikel in Weltexpresso
https://weltexpresso.de/index.php/kino/18276-enkel-fuer-anfaenger-2_559_544
https://weltexpresso.de/index.php/kino/18275-enkel-fuer-anfaenger_559_544
Drehbuch: Robert Löhr
Produzenten: Jakob Claussen, Ulrike Putz
Besetzung
Karin MAREN KROYMANN
Gerhard HEINER LAUTERBACH
Philippa BARBARA SUKOWA
Kai DOMINIC RAACKE
Harald GÜNTHER MARIA HALMER
Jelena PALINA ROJINSKI
Britt LAVINIA WILSON
Antje PAULA KALENBERG
Tobias TIM OLIVER SCHULTZ
Merle MAYA LAUTERBACH
Jannik JULIUS WECKAUF
Viktor BRUNO GRÜNER
Leonie JULIA und LUISE GLEICH
Verehrer MATTHIAS KÖBERLIN
DVD Studiocanal ab 20. August 2020
Alterseinstufung: Freigegeben ab 6 Jahren
Bisherige Artikel in Weltexpresso
https://weltexpresso.de/index.php/kino/18276-enkel-fuer-anfaenger-2_559_544
https://weltexpresso.de/index.php/kino/18275-enkel-fuer-anfaenger_559_544