Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 17. Oktober 2013, Teil 2
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Die deutsche Komödie hat es schwer. Von der Kritik wird sie verrissen und von den Besuchern mal geliebt, mal links liegen gelassen. Die Gründe für die unterschiedliche Aufnahme kann man schwer ausmachen. Sicher gehört Matthias Schweighöfer zu den Beliebtesten, der in Doppelfunktion als Regisseur und Hauptdarsteller von SCHLUSSMACHER in die Schlagzeilen kam, weil er eine hohe hessische Filmförderung zurückzahlen konnte – und dies öffentlichkeitswirksam tat.
FRAU ELLA
Daß auch in FRAU ELLA diese Konstellation von Regie und Rolle in einer Haut aufgeht, verdankt Schweighöfer den Frauen. Das ist nicht nur gemünzt darauf, daß er Backfischtraum, Schwiergermutterideal, junger Geliebter und seit diesem Film auch Großmutterbefreier in einem verkörpert, sondern vor allem, daß in allen seinen Filmen die Männer diejenigen sind, die auf der Leine stehen und es beherzten Frauen verdanken, mit den Tatsachen des Lebens auch die eigenen Gefühle wahrzunehmen: als junger Mann – mit 32 Jahren spielt Matthias Schweighöfer diese Rolle weitere zehn Jahr ohne Weiteres gut – so wenig über sich zu wissen, so sehr einem von außen angetragenen Bild cooler Männlichkeit zu entsprechen, daß erst die Frauen durch Aktionen, zu denen beliebt auch Schwangerschaften zählen, in diesen Männern Lebensmut für das eigene Leben erwecken.
Kein Wunder, daß die Frauen Matthias Schweighöfer lieben, denn sie gehen gestärkt aus seinen Filmen heraus – sei das nun Kitsch oder verlogen, wen schert es, wenn das Ergebnis stimmt. Dieser Film jedoch ist der Frauenfilm per se, der sich anzuschauen lohnt. Das verdankt er Ruth Maria Kubitschek, über die man sich auf der Leinwand schon deshalb freut, weil sie – 82jährig – im Film wenig und auch nicht mehr im Fernsehen zu sehen ist. Das ist ein Fehler, denn wie man hier sieht, ist sie guter Dinge und verleiht diesem einfach gestrickten Film diese Note von etwas Besonderem. Jeder Satz von ihr, jede Gestik, jede Mimik stellt gleich wieder die Aussage in Frage. Sie hat etwas Flirrendes, Doppeldeutiges, Hintersinniges, Geheimnisvolles, das einem Geschehen einen höheren Sinn verleiht. Und darum heißt der Film auch mit Recht: FRAU ELLA.
Um was es geht? Schnell erzählt. Sascha (Schweighöfer) vertrödelt gerne nutzlos, aber unterhaltsam die Zeit mit seinem Kumpan Klaus (August Diehl) und mag die Zeit dazwischen gerne mit Freundin Lina (Anna Bederke) verbringen – bis, bis das Unheil eintritt: Anna ist schwanger. Was nun? Für Anna ist die Sache klar: sie wird das Kind zur Welt bringen, Sascha muß sich entscheiden, ob er mit ihr zusammenzieht. Sonst ist es aus. Darob hat dieser Taugenichts erst einmal einen Unfall, der ihn ins Krankenhaus bringt in ein Zimmer, in dem ob Überfülle schon die Seniorin Ella liegt.
Wie sie diesen unerzogenen jungen Mann, den ob der redseligen Alten das Grausen erfaßt, in den Griff bekommt, ist sehenswert und daß er sich revanchiert, indem er sich mit ihr und dem menschlich überlegenen Freund Klaus ins Auto setzt und nach Paris fährt...das könnte viel Grauenvoller ausfallen. Mit einem Wort: ist erträglich. Wegen der Kubitschek, ach was, August Diehl gefällt uns auch und sooo schlimm und selbstverliebt ist der Schauspielerregisseur Matthias Schweighöfer dann auch wieder nicht.