Serie: Ab 27. 10.: Die Sonntagnachtkrimireihe des ZDF um JACK TAYLOR des Iren Ken Bruen, Teil 1
Elisabeth Römer
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir kennen den versoffenen und belesenen Ex-Polizisten JACK TAYLOR bisher nur aus den Romanen, die der in Galway, im Westen Irlands lebende Ken Bruen verfaßt hat und die schräg, derb und kunstvoll Harry Rowohlt kongenial ins Deutsche brachte, was der Atrium Verlag Zürich in liebevoller großzügiger Aufmachung verlegt.
Bisher sind übrigens neun Bände erschienen, auf die wir noch eingehen. Die ZDF Serie beginnt mit Staffel 1, die sechs Folgen enthält. Es verlautet, die zweite Staffel sei schon in Angriff genommen, aber sicher hängt das auch davon ab, wie viele Zuschauer die erste Staffel anzieht, auf einem Fernsehplatz am Sonntagabend, der ab 22 Uhr dem internationalen Krimi in Serie zugedacht ist. Da gibt es auch immer wieder INSPECTOR BARNABY, der ursprünglich als Romanfigur dann zum Fernsehhelden wurde. Seine netten Geschichten aus Mittelengland, mit seiner netten Frau, sind so etwa das Gegenteil dessen, was JACK TAYLOR in Galway treibt. Obwohl man sich da nicht täuschen sollte, denn ein gewisser englischer Witz wohnt auch in der kleinsten bürgerlichen Hütte.
Galway also, an der Westküste Irlands, wo es auch Kühe gibt, die man aber nicht verwechseln darf mit dem Galloway-Rind, das aus Schottland kommt. So ähnlich ist das auch mit dem Whisky, der in den JACK TAYLOR ROMANEN natürlich auf Irisch Whiskey geschrieben wird. Und da die Iren massenhaft die USA kolonisierten, hat sich auch im Amerikanischen das Whiskey gehalten, während England und Schottland dem Whisky huldigen. Tatsächlich stammt das Wort Whisky aus dem Schottischen und bedeutet so etwas wie „Wasser des Lebens“, weil man nach der Gärung des Getreides beim Destillieren eine wasserklare Flüssigkeit erhielt.
Bis heute aber streiten sich Schottland und Irland, wo dieses Verfahren erfunden wurde. Dabei kommen endlich die dort lebenden Kelten so richtig ins Spiel. Sicher stellten sie längst ihren Whisky/Whiskey her, als ausgehend vom irischen Nationalheiligen St. Patrick die irisch-schottischen Mönche die Inseln – später auch uns - missionierten, überall Klöster errichteten, die nachweislich eigene Kneipen zum allgemeinen Trinken führten. Das alles weiß JACK TAYLOR und noch viel mehr, denn er ist der belesendste Privatdetektiv, den es je gab. Leider – das kommt auf die Perspektive an – auch der versoffendste. Wenn man Anti-Alkoholiker wäre oder aus gutem Grund bei den Anonymen Alkoholikern, die übrigens in dieser Woche zutiefst beklagten, daß ihre Mitgliederzahlen zurückgehen, dann macht man was mit – und erst recht, wenn man die Frau eines Alkis, wie es vertraulich, weil vertraut, im Buch heißt.
Die Romane durchzieht also auch das Auf und Ab, das sich in die Bewußtlosigkeit Saufen und im Delirium Weilen, hart an der Grenze zum Abkratzen und die immer wieder entschlossen in Gang gesetzte und durch die Fallstricke des Alltags verhinderte erfolgreiche Entziehung. Das war jetzt aber fast zu viel des Trankes. Denn die Geschichten um die es geht, zeigen, was auch seine Wirtin meint, daß er ein guter Mann sei, dieser JACK TAYLOR und Autor Ken Bruen läßt uns an den Verzweiflungen des Mannes angesichts einer gemeinen Wirklichkeit voller Argwohn und Verbrechen so knallhart teilhaben, daß wir den Griff zur nächsten Flasche dann immer wieder verstehen, verzeihen sowieso, auch wenn es blöde von diesem Jack ist, sich selbst zu ruinieren.
Nein, nein, viel wichtiger als der Alkohol sind die Bücher und da hat Ken Bruen wirklich ein goldenes Los gezogen mit Taylors Leidenschaft für Bücher, die ja eine für Gedanken und Worte ist. Sie durchziehen mit vielen, auf Extraseiten auch länger zitierten Passagen, die Bücher, was dazu führt, daß unsererseits die Lektüre eines JACK TAYLOR immer länger dauerte, denn immer wieder mal holten wir die Bücher hervor, aus denen die Zitate stammten, um sie im Zusammenhang zu verfolgen.
Allein die Beschreibung, wie sich das Kind und der Jugendliche Jack durch die Literatur – vom unbelesenen Vater extrem gefördert, ja fast schon gefordert – aus dem Sumpf holt, immer wieder neu erschafft, ist an Herz gehend, weil sie unser – der Schreiber und Leser – immerwährende Hoffnung nährt, daß wir durch das Gelesene, das Durchdenken und Vertiefen auch in unserem Kopf klarer sehen, sinnvoller handeln, bewußter leben. Insofern ist es eigentlich die Härte des Alltags und die Sehnsucht nach einem anderen Leben, das die Romane um JACK TAYLOR zu etwas Besonderem machen.
Wie das Fernsehen das rüberbringt? Mal schauen heute abend um 22 Uhr im ZDF. Wir wissen nur, daß in Galway und in Bremen (?) gedreht wurde und daß es tatsächlich mit dem ersten Kriminalroman der Reihe, mit JACK FLIEGT RAUS losgeht, der aber in der Fernsehfassung zum Ex-BULLEN wird, was stimmt und was wir gleich weitergeben. Iain Glen ist ein britischer Schauspieler, der unseren JACK verkörpert und den Zuschauern bekannt vorkommen wird, denn er hat u.a. in DIE PÄPSTIN, TOMB RAIDER, GAMES OF THRONES und DOWNTON ABBE mitgewirkt. Die sechs Sendungen laufen bis zum 1. Dezember und wir geben zur besseren Übersicht hier die Titel der Fernsehfassungen unter den Ausstrahlungsdaten und rechts davon den deutschen Originaltitel der im Atrium Verlag erschienen Krimis von Ken Bruen an, was wir fortsetzen wollen.
ERSTE STAFFEL
27. Oktober 2013:
Der Ex-Bulle Jack Taylor fliegt raus
3. November 2013:
Auge um Auge Ein Drama für Jack Taylor
10. November 2013:
Gefallene Mädchen Jack Taylor fährt zur Hölle
17. November 2013:
Königin der Schmerzen Ein Drama für Jack Taylor
24. November 2013:
Tag der Vergeltung Jack Taylor und der verlorene Sohn
1. Dezember 2013:
Das schweigende Kind Jack Taylor liegt falsch
FOTO: Nein, sie werden nicht steckbrieflich gesucht, Autor Ken Bruen auf der Linken und Übersetzer Harry Rowohlt auf der Rechten. Das Bild stammt vom Krimifestival Hamburg und wir hatten kein anderes, das beide zeigt.
INFO:
ZDF, Jack Taylor: Der Ex-Bulle, Sonntag, 22 Uhr
Die Romane erscheinen im Atrium Verlag Zürich
Hier: Ken Bruen, Jack fliegt raus, übersetzt von Harry Rowohlt, Irish Crime
Der letzte der bisher neun Kriminalromane, alle in der Übersetzung von Harry Rowohlt und alle im Atrium Verlag Zürich, war im März 2013 "Ein Grabstein für Jack Taylor"
www.atrium-verlag.com