Serie: Ab 27. 10.: Die Sonntagnachtkrimireihe des ZDF um JACK TAYLOR des Iren Ken Bruen, Teil 2
Elisabeth Römer
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ach, wir haben noch gar nichts weiter zum Autor KEN BRUEN gesagt. Muß man eigentlich gar nicht, weil er hinter sein Werk zurücktritt. Daß der 1951 Geborene allerdings in Dublin Metaphysik studierte, das merkt man dem um die Fragen nach Leben und Tod ringenden JACK TAYLOR gut an.
Daß Bruen in Afrika, Japan, Südostasien und Südamerika 25 Jahre als Englischlehrer arbeitete, das erklärt, warum er sich auf das irische Galway beschränken kann.Denn die finsterste Provinz – und das ist Galway noch nicht - , ist immer auch der Ausguck zur Welt, wo Weltbewegendes passiert.
Wenn heute also DER EX-BULLE diesen Jack Taylor vorstellt und mit ihm den Ex-Polizisten, Privatdetektiv und Säufer aus dem irischen Galway, dann ergibt sich gleich am Anfang ein Problem. Er soll Verkehrssünder überwachen und erwischt einen, der mit hoher Geschwindigkeit todgefährlich dahinbraust. Allerdings ist es der Wagen „einer hohen Charge“, nämlich „Der Herr Finanzministerialdirigent“, den er sogar kennt und als dieser beim Herausbitten aus dem Wagen zum Polizisten Taylor sagt: „Sie unverschämter junger Spund, das kostet Sie ihren Job. Haben Sie eine Ahnung, was passieren wird?“, geht es im Buch so weiter: „Ich sagte: 'Ich weiß genau, was passieren wird.' Und haute ihm aufs Maul.“
Da haben wir JACK TAYLOR wie er leibt und lebt und das Buch hindurch so unerschrocken seinen Weg geht. Er läßt sich nicht verbiegen, auch wenn ihm die Angst in den Knochen steckt, denn dieser JACK TAYLOR ist ein Mensch und keine Killermaschine. Auch wenn im Verlauf dieser Geschichte mancher dran glauben muß, ist doch Taylor selten der Urheber. Aber auch. Er ist also ein gefährlicher gefährdender Philanthrop, der sich eine neue Beschäftigung suchen muß, nachdem er nun wirklich dieses Ereignisses wegen aus dem Polizeidienst geflogen ist, aber die Genugtuung mit sich weiterträgt: Geflogen wäre er eh, aber jetzt hat er Schmackes dazugegeben.
Schneller als erwartet, wird sein Plan eines Privatschnüfflers zur Wirklichkeit. Aber: „Es gibt keine Privatdetektive in Irland. Das würden die Iren nicht ertragen. Das Konzept streift gefährlich nah den verhaßten Informanten. Man kann sich so ziemlich alles erlauben, aber 'Petzen' geht gar nicht. Wegen meiner vorigen Karriere glaubte man, ich liefe Innenbahn. Die Leute suchten mich, baten mich um Hilfe. Ich hatte Glück und fand Lösungen. Ein bescheidener Ruf begann sich auf falschen Voraussetzungen zu festigen. Und ganz wichtig, ich war billig. Mein Büro war das Grogan's. Ich mag Grogan's, weil es die einzige Kneipe ist, in der ich noch nie Lokalverbote hatte.“
Aber er hat den Fall, dessen Verlauf im übrigen seine obigen Aussagen auf den Kopf stellen. Aber das dürfen wir noch nicht verraten. Jetzt geht’s um seine Auftraggeberin, die – natürlich wunderschön – sein Etablissement in der Kneipe betritt und wo man beim Eintreten sofort an all die Schönen denken muß, die Phil Marlowe beauftragten und in den Abgrund stürzten, dies zumindest wollten. Ob es dem Schotten Iain Glen gelingt, die Figur des JACK TAYLOR uns so ins kulturelle Gedächtnis zu pflanzen, wie es Humphrey Bogart in DER GROSSE SCHLAF (Tote schlafen fest) mit Philip Marlowe gelang? Abwarten.
Auf jeden Fall hat Ann Henderson Jacks Hilfe nötig. Ihre sechzehnjährige Tochter hatte vor kurzem Selbstmord verübt, an den sie nicht glaubt und darum den Mörder sucht. Wir geraten also in ein aktuelles Feld von älteren Männern mit jungen Mädchen, denn der Selbstmorde werden mehr. JACK TAYLOR löst den Fall, allerdings nicht auf den üblichen Wegen der Ermittlung. Er läßt sich eher die einzelnen Puzzleteile zutragen und setzt etwas in Gang, was sich dann selbst erfüllt. Dabei erwischt es nicht nur den Mörder, sondern auch zwei von denen, an den er hängt. Einen Saufbold und einen Wirt. Aber wir wollten jetzt nicht metaphysisch werden, sondern versprechen, daß es sich lohnt, sich auf Jack Taylor einzulassen.
Wenn Ihnen die erste Folge gefällt, greifen Sie zu dem Roman! Und wenn sie nicht gefällt, dann erst recht, denn dieser Kriminalroman ist großartig. Er zeigt eine düstere Welt. Aber die gibt es. Und doch gibt es genug Menschen, die das Touristenziel Galway an Irlands Küste ansteuern. Denn die schönen Seiten gibt es dort auch.
ERSTE STAFFEL
27. Oktober 2013:
Der Ex-Bulle Jack Taylor fliegt raus
3. November 2013:
Auge um Auge Ein Drama für Jack Taylor
10. November 2013:
Gefallene Mädchen Jack Taylor fährt zur Hölle
17. November 2013:
Königin der Schmerzen Ein Drama für Jack Taylor
24. November 2013:
Tag der Vergeltung Jack Taylor und der verlorene Sohn
1. Dezember 2013:
Das schweigende Kind Jack Taylor liegt falsch
INFO:
ZDF, Jack Taylor: Der Ex-Bulle, Sonntag, 22 Uhr
Die Romane erscheinen im Atrium Verlag Zürich
Hier: Ken Bruen, Jack fliegt raus, übersetzt von Harry Rowohlt, Irish Crime
Der letzte der bisher neun Kriminalromane, alle in der Übersetzung von Harry Rowohlt und alle im Atrium Verlag Zürich, war im März 2013 "Ein Grabstein für Jack Taylor"
www.atrium-verlag.com