Filmvermittlung im Deutschen Filmmuseum Frankfurt mit neuen Angeboten

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der Junge liegt flach auf dem Boden und rutscht einem angeschubsten Skateboard gleich wie von selbst durch den Raum. Die beiden jungen Mädchen gleiten wie Eisläufer durch einen Saal, ohne die Füße zu heben, ein Mann schwebt eine Leiter senkrecht hinauf: Magie des bewegten Bildes, Zauber eines Effekts namens Pixilation.

 

 

Wie funktioniert Film? Wie entsteht die Illusion von Bewegung? Was hat es mit den 24 Bildern pro Sekunde auf sich? Dem Tempo, das die Einzelbilder im menschlichen Auge zum Bewegtbild werden lässt?

 

Das neue Workshop-Angebot des Deutschen Filmmuseums „PixelMe“ knüpft direkt an die grundlegenden Fragen an, die im ersten Teil der Dauerausstellung „Filmisches Sehen“ beantwortet werden und bietet einen Weg der praktischen Erprobung an. Mit Hilfe der großzügigen Förderung der Aventis Foundation hat das Deutsche Filmmuseum seine Filmvermittlung ausgebaut und ganz neu aufgestellt. Es wurden neue Inhalte entwickelt und hochwertige Technik angeschafft: In der Blue Box im Filmstudio können sich Besucher bereits seit einigen Monaten selbst in eine Auswahl von Filmen „beamen“, dort mit einem Monster kämpfen oder auf einem fliegenden Teppich über Frankfurt dahin sausen. Eine Download-Plattform wurde eingerichtet, von der die Besucher sich ihre Filme komfortabel zu Hause herunterladen können.

 

 

Ganz konkret wird es in den beiden neuen Workshop-Angeboten „PixelMe“ und „MobileFilms“, die sich an Schüler von der siebten Klasse an richten.Hier lernen die Teilnehmer Grundlagen des Filmemachens in der Praxis. Dazu wurden fünf Tablet-Computer und vier Smartphones angeschafft. Mit den Tablets werden während des 90minütigen Workshop-Angebots „PixelMe“ Kurzfilme aus Einzelbildern gedreht: Die Darsteller bewegen sich im Raum und ein Teilnehmer macht mit der Kamera des Tablets in

bestimmten Momenten Fotos. Eine App fügt diese Einzelbilder zu einem Film zusammen: Wird ein stehender junger Darsteller immer dann fotografiert,wenn er gerade einen Schritt gemacht hat und bereits wieder still steht, erscheint diese Bewegungsfolge im Film so, als gleite er auf unsichtbaren Kufen durch den Raum. Menschen, die sich ja eigentlich bewegen könnten, werden also zum Stillstand verdammt und aus den zusammengefügten

Einzelbildern entsteht eine neue Art von Bewegung. Das Angebot macht so das Prinzip von Stop-Motion-Filmen erfahrbar und verdeutlicht die Grundlagen der Funktionsweise bewegter Bilder.

 

Die geläufige Ästhetik von Handyfilmen zu durchbrechen, ist das Ziel des dreistündigen

Angebots „MobileFilms“. Üblicherweise werden Handyfilme aus der Ich-Perspektive

gedreht und nicht geschnitten. Im Deutschen Filmmuseum filmen die Teilnehmer dieselbe

Handlung mit den Smartphones aus unterschiedlichen Kameraperspektiven. Danach werden diese am Rechner zu einer Szene zusammengeschnitten. So erfahren die Teilnehmer/innen die Bedeutung von Kameraperspektiven und Filmmontage ganz unmittelbar und vertiefen ihre Erkenntnisse, die sie im zweiten Teil der Dauerausstellung „Filmisches Erzählen“ gewonnen haben.

 

Ziel der neuen Angebote ist es unter anderem, das Programm der Filmvermittlung im Museum so zu erweitern, dass sich jüngere Kinder, aber auch ältere Jugendliche noch besser angesprochen fühlen“, betont Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums. „Wir wollen erreichen,dass jeder Besucher in unserem museumspädagogischen Programm für sich das Passende findet.“

 

Voraussetzung für die Neuerungen im Deutschen Filmmuseum ist neben der Entwicklung der Inhalte und der Anschaffung der Tablets und Smartphones eine Reihe kostspieliger technischer Neuerungen, etwa im Filmstudio, die die Aventis Foundation ermöglichte. „Die Aventis Foundation unterstützt die Erweiterung des filmpädagogischen Angebotes, weil auf diese Weise Jugendliche über neue, digitale und mobile Formate wie Handy- und Tablet-Filme angesprochen werden, die sie gut kennen und täglich nutzen“, erläutert Eugen Müller, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung.

 

Im Umgang mit vertrauter Technik können kreative Fähigkeiten spielerisch vermittelt und vertieft werden. Dabei geht es zum einen um ein besseres Verständnis und eine Sensibilisierung im Umgang mit dem allgegenwärtigen Kulturgut Film. Zum anderen werden die Jugendlichen über das attraktive Medium Film an das Museum herangeführt, und es wird ganz allgemein die Schwelle zur Nutzung öffentlicher Kulturinstitutionen überwunden.“

 

Die Aventis Foundation fördert zum zweiten Mal die 2011 neu geschaffenen Aktionsräume im Deutschen Filmmuseum, weil dieses Konzept im besonderen Maße den Zielen der Kulturinitiative „eXperimente“ entspricht, die die Aventis Foundation aus Anlass ihres zehnjährigen Bestehens im Jahre 2006 zur Förderung von Kulturprojekten im Rhein-Main-Gebiet ins Leben gerufen hat. Hierzu zählen neben Maßnahmen zur Nachwuchsförderung in den Bereichen Musik, Bildende Kunst und Literatur auch Initiativen, die Kinder und Jugendliche an kulturelle Themen heranführen. Bislang wurden im Rahmen dieser Reihe 44 Projekte mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 1,8 Millionen Euro gefördert.

 

 

INFO I:

 

Workshop-Start gegen 14.45 Uhr –

Informationen, Beratung und Buchung der museumspädagogischen Angebote unter:

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Telefon 069 / 961 220 223

 

 

INFO II:

 

Die Aventis Foundation ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie dient der Förderung von Kunst und Kultur sowie von Wissenschaft, Forschung und Lehre. Sie wurde 1996 als Hoechst Foundation gegründet und ist mit einem Stiftungskapital von 50 Millionen Euro ausgestattet. Im Jahr 2000 wurde die Stiftung in Aventis Foundation umbenannt.

 

 

www.deutsches-filmmuseum.de

www.deutsches filminstitut.de