terrorWerkschau Takahisa Zeze. August bis 30. September 2021 im Zeughauskino Berlin

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Takahisa Zeze ist einer der profiliertesten und produktivsten japanischen Filmemacher der Gegenwart. Mehr als 60 Werke konnte der Regisseur seit Ende der 1980er-Jahre realisieren – darunter Blockbuster wie die für Warner Bros. Japan produzierte actiongeladene Superhelden-Variation Sutoreiyâzu kuronikuru (Strayer’s Chronicle, 2015). Zezes Wurzeln liegen jedoch im Bereich des Pinku eigas, bei kostengünstig von kleinen Independent-Studios produzierten Kino-Erotikfilmen, die spektakulär körperliche Schauwerte apostrophieren.

Die von Christian Lenz kuratierte und vom Hauptstadtkulturfonds geförderte Retrospektive Terror und Transgression im Niemandsland stellt das Spielfilm-Werk eines der faszinierendsten Regisseure der Gegenwart erstmals in seiner ganzen Breite vor und präsentiert 18 Arbeiten aus den Jahren 1989 bis 2021 - viele davon als deutsche und europäische Kinopremieren.

Der Erfolg von Zezes faszinierenden Pinkfilm-Beiträgen ermöglichte es ihm bald, sich auch in anderen Bereichen zu verwirklichen. Spätestens mit dem komplex erzählten Geister-Horror Kokkuri-san (1997) diversifizierte sich das Werk; im Laufe der Jahre folgten starbesetzte, hochbudgetierte Großproduktionen, die den Regisseur in Japan endgültig einem Massenpublikum bekannt machten. Die Konstanz, mit der Zeze in unterschiedlichen etablierten Produktionskontexten reüssiert, erlaubt es ihm zudem immer häufiger, unabhängig realisierte, persönliche Projekte zu verwirklichen, die auf besondere Weise erzählökonomische Erfordernisse des Mainstream-Kinos und generische Erwartungshaltungen unterlaufen – darunter das avancierte Historienepos Kiku to Guillotine. Onnazumō to Anarchist (The Chrysanthenum and the Guillotine, 2018), das von Frauenemanzipation und anarchistischen Revolutionsbestrebungen in der Zeit nach dem verheerenden Kantō-Erdbeben von 1923 erzählt.

Seit dem drastischen Debüt-Langfilm Kagai jugyō: Bōkō (1989), der die Ausgrenzung ethnischer Minderheiten in Japan auf die Agenda setzt, sind es vor allem grenzgängerische Figuren und die begrenzenden Milieus, in die sie eingepflanzt sind, die Zeze interessieren. Japanische Geschichte erzählt er konsequent von den gesellschaftlichen Rändern aus und mit Vorliebe für allegorisch aufgeladene Landschaften. Außerhalb seines Heimatlandes sind Takahisa Zezes transgressive Gegengeschichten immer noch kaum bekannt. Zwar waren einige wenige seiner Filme auf renommierten europäischen Festivals zu sehen. Reguläre Kinostarts erhalten seine Arbeiten außerhalb Japans jedoch nicht und auch als DVD- oder Blu-Ray-Veröffentlichungen sind sie in untertitelten Fassungen bisher kaum greifbar.

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