Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5.Dezember 2013
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Auch in dieser Woche laufen so viele neue Filme an, daß man sich fragt, woher die ganzen Zuschauer kommen sollen, die doch angesichts der Vorweihnachtszeit eben auch anderes zu tun haben. Natürlich gibt es auch die Weihnachtsmuffel, aber die ziehen sich über die Feiertage meist eine Reihe von neuen DVDs rein.
VENEZIANISCHE FREUNDSCHAFT
Das ist ein berührender italienisch-französischer Film, der in Chioggia, dem Seehagen am Ende/oder Anfang der Lagune von Venedig zwei Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlichen Geschlechts, unterschiedlichen Herkommens zusammenkommen läßt, die etwas teilen: das Gefühl des Fremdseins und nicht dazu Gehörens. Dieses Gefühl wird zwischen Bepi, dem alten Fischer, der einst aus dem ehemaligen Jugoslawien kam und dessen Frau verstarb und Shun Li, die bei einem chinesischen mafiösen Kartell ihre Reiseschulden abarbeitet, damit danach ihr achtjähriger Sohn auch nach Italien kommt, das Stabile im Leben beider, denn es wärmt sie.
Dieses Gefühl wird schon erzeugt, wenn sie sich ansehen, oder er sie vorsichtig in den Arm nimmt. Um mehr als solche Nähe geht es nicht. Es geht auch nicht um Venedig, das die Chinesin gerade einmal sieht. Aber es geht darum, daß das Nahe weit ist und das Weite nah und daß die Welt so klein geworden ist, daß sich in Chioggia die Welt selber besucht: Das Regionale das Globale und umgekehrt.
INSIDE LLEWYN DAVIS
Auch dies ein melancholischer Film, eigentlich eine Ballade, in dem die Coen-Brüder wieder einmal dem einen großen Leinwandauftritt schenken, der es im wirklichen Leben auf der Bühne nicht schaffte. Es geht um den verhinderten großen Folksänger, der durch den Film unsterblicher wird als manche der damals erfolgreichen Sänger.
45 MINUTEN BIS RAMALLAH
Nicht ganz so schräg wie AMALI ALEIKUM hat Regisseur Ali Samadi Ahadi seine Mittel des Witzes in unwitzigen Situationen wieder voll ausgereizt. Der Sohn wurde in Europa groß, kommt nach Ost-Jerusalem und angesichts seiner für den Vater völlig indiskutablen liberalen Ansichten antwortet dieser mit seinem Tod durch Herzinfarkt. Klar, daß das mißratene Söhnchen jetzt die Leiche des Vaters nach Ramallah schmuggelt.
AUF DEM WEG ZUR SCHULE
Es fällt auf, daß es auf einmal mehr Filme gibt, die sich um Schule, um Schüler und Lehrer und auch grundsätzlich um das Lernen kümmern. Hier geht es um drei Kinder auf drei Kontinenten, die einem mitteleuropäischen Betrachter klar machen, daß Bildung immer eine Chance für das Leben ist und auch, was wichtig und was falsch ist. Kinder mit Bildung zuzuschütten und ihnen jegliche Schwierigkeit aus dem Weg zu räumen, zeigt sich eindeutig als kontraproduktiv. Man geht mit Mut aus diesem Film zurück ins Leben.
CARRIE
Der Superschocker nach Stephen King, der mit Brian de Palmas Version des Horror-Klassikers schon einmal für Aufregung sorgte. Was die Regisseurin Kimberley Peirce macht, ist eigentlich diese Schulgeschichte ins Heute zu verlegen, wo der Schulterror angesichts von Mobbing über Systeme wie Facebook und anderen noch größere Dimensionen angenommen hat.
DER LIEFERHELD
Noch ein Remake, warum eigentlich? Hier geht es um die kanadische Samenspenderkomödie STARBUCK, in der in der Nachahmung diesmal Vince Vaughn so rund 533 Mal Vater wird.
EISHEIMAT
Einmal ein ganz anderer Auswandererfilm als beispielsweise DIE ANDERE HEIMAT. Zudem ein Dokumentarfilm, der auf die Situation des Nachkriegsdeutschland eingeht, wo auf einem Schiff junge deutsche Frauen nach Island gingen, um dort Arbeit und Brot zu finden. Sechs sind es, deren Weg wir verfolgen, die nun über 80jährigen in ihrem individuellen Lebensweg verfolgen, was gut gelingt, aber keine Gemeinsamkeit und damit auch keine generelle Erkenntnis möglich macht.