krullstrandSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. September 2021, Teil 3

Redaktion

München (Weltexpresso) - Regisseur und Produzent kamen schnell überein, Daniel Kehlmann, der mit Buck schon zusammengearbeitet hat, als Drehbuchautor zu verpflichten. „Er kannte den ‚Krull‘ in­ und auswendig und wusste genau, welche Elemente für die Fans des Romans unbedingt beibehalten werden sollten und wo man variieren konnte, um die Zeitlosigkeit, die die Figur des Felix Krull ja hat, hervorzuheben“, erläutert Zimmer.

Während der gemeinsamen Drehbucharbeit mit dem Autor, einem aus­ gemachten Mann­Fan, wurde Detlev Buck bewusst, wie aktuell das Thema ist: Die Angst vor der Armut, die Felix Krull antreibt, ist heute noch genauso relevant wie damals, die Schere zwischen Arm und Reich ein großes Thema geblieben. „Aber auch die Figur, wie Mann sie beschreibt, verliebt in die Welt, ohne dieser im bürgerlichen Sinne zu dienen“, sei zeitgemäß, meint Buck: „Ein Illusionist, ein Träumer, ein Hochstapler, wir lieben Menschen, die der Realität entfliehen. Menschen, die träumen, geben auch Kraft in Zeiten wie diesen“, resümiert der Regisseur. Es sei ein sehr reichhaltiger Stoff. Manns Werk sei immer auch durchzogen von der Angst vorm Tod, in „Felix Krull“ spielt der Selbstmord des Vaters eine zentrale Rolle.


AKTUALISIERUNGEN UND SPRACHE

Manns Sprache zu erhalten und zugleich zu aktualisieren und für die Zuschauer von heute zugänglich zu machen war den Machern sehr wichtig. „Ein großer Teil der Zielgruppe sind die Mann­Fans. Die Sprache, die die Leser kennen und lieben, sollte also erhalten bleiben“, erklärt Zimmer. Eine zeitgemäße Verfilmung mache allerdings aus, „aktuelle Elemente aufzu­ nehmen und die Sprache sensibel zu modernisieren, ohne ihren Charme zu verlieren. Das ist Kehlmann gelungen. Er hat die Sprache erhalten, wo es ging, aber an vielen Stellen versucht, sie heutiger erscheinen zu lassen“.

Für Jannis Niewöhner ist das ein gelungener Ansatz: „Dadurch, dass das Buch nur aus Felix’ Worten besteht, die er an den Leser richtet, haben wir einen sehr starken Einblick in seine Gedankenwelt. Der ist allerdings auch eingeschränkt. Der Film geht einen Schritt weiter und zeigt die Tragik, die darunter liegt, auch den gebrochenen Krull, der niemals zugeben würde, dass er gebrochen ist. Hinter dieser Veranlagung, sich immer wieder in neue Rollen zu begeben und die Leute für sich zu gewinnen, steckt ein ganz schöner Knacks. Das kann man auch im Roman lesen, der Film stellt es noch mal heraus.“ Das Faszinierende ist für ihn Thomas Manns Sprache: „Nie hat jemand so gesprochen. Daraus einen Film zu machen, dem eine Lebendigkeit zu geben und Wahrhaftigkeit in diese Texte zu legen, ist herausfordernd.“

Buck beschreibt das Besondere der Sprache „als eine sehr sinnliche, reich­ haltige Kunstsprache, voller Struktur wie Musik. Wir haben das adäquat umgesetzt. Im Dialog gibt es manchmal zwei Sätze Thomas Mann, zwei Sätze Kehlmann – sie lesen sich wie aus einem Guss. Das ist eine geschlossene Welt“, sagt er. „Entweder man lässt sich darauf ein und ist neugierig – oder man sagt, die sprechen ja komisch, chillen gar nicht, das ist nicht nice und cool, dann braucht man Shakespeare aber auch nicht! Das passt dann nicht zur Welt, die wir über Ausstattung und Kostüm erzählen. Es ist ein Weg­ fliegen in eine andere Zeit – und etwas Neues aufnehmen, das ist schließlich Kino! Deswegen ist es eine philosophische Komödie und nicht banaler Bananen­Humor.“

Foto:
©Verleih

Info:
BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL

Darsteller
Jannis Niewöhner  Felix Krull
Liv Lisa Fries.            Zaza
David Kross.              Marquis Louis de Venosta
Maria Furtwängler     Madame Houpflé
Joachim Król.            Kuckuck
Nicholas Ofczarek     Stanko
Harriet Herbig-Matten   Eleonor

Stab
Detlev Buck, Regie und Drehbuch
Daniel Kehlmann, Drehbuch