cucci4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Dezember 2021, Teil 5

Redaktion

Los Angeles (Weltexpresso) - „Oh, was für ein verstricktes Netz 
                                                 wir weben,wenn wir zuerst 
                                                 die Täuschung üben!“
                                                 Sir Walter Scott

Von Königsfamilien und Dynastien in der Politik bis hin zu Medienmogulen haben die Skandale und Verwirrungen der Reichen und Mächtigen immer eine gewisse Faszination ausgeübt – und Modefamilien sind da keine Ausnahme. Kurz nach der Veröffentlichung von Sara Gay Fordens „The House of Gucci: A Sensational Story of Murder, Madness, Glamour and Greed“ im Jahr 2001 sicherte sich Scott Free, die erfolgreiche Produktionsfirma des visionären Regisseurs und Produzenten Ridley Scott, die Filmrechte. Zu unwiderstehlich war der glamouröse Aufstieg und Fall der Familie Gucci über drei Generationen hinweg – Zügellosigkeit, Gier, Verrat und schließlich sogar Mord inklusive.

„Das Projekt kam zustande, weil Ridleys Frau Giannina (eine der Produzentinnen des Films) vor zwanzig Jahren das Buch in die Hände bekam“, sagt Kevin Walsh, Präsident von Scott Free Productions und selbst Produzent von HOUSE OF GUCCI. „Sie war fasziniert von der Gucci-Geschichte, dem Machtkampf und dem Gedanken, als Familie eine ganze Modedynastie zu leiten. Es sagt viel über sie als Produzentin aus, dass sie bis zur Ziellinie an dem Film drangeblieben ist – letztendlich ist er aufgrund ihrer Beharrlichkeit entstanden.“

Das kommentiert Produzentin Giannina Scott: „Da ich mein halbes Leben in Italien verbracht habe und von Mode fasziniert bin, hat es mich beeindruckt, wie leidenschaftlich diese tragische Geschichte war. Selbst als die Hauptfiguren auf Abwege gerieten, taten sie alles aus tiefster Leidenschaft.“

Regisseur und Produzent Ridley Scott fügt hinzu: „Es war eine faszinierende Familienchronik. Die Gucci-Dynastie war innerhalb der Modeindustrie fast italienisches Königtum und ihre Zerstörung passierte im Inneren und breitete sich von dort weiter aus. Wie hätte das nicht spannend sein können?“

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Bei der Entwicklung des Films war Roberto Bentivegna „der Autor, der uns drehbuchtechnisch schließlich voranbrachte“, gesteht Walsh. „Er stellte haufenweise Recherchen an, aber schuf letztendlich seine ganz eigenen Figurendynamiken und -beziehungen.“

„Roberto besaß eine ganz natürliche Verbundenheit mit dem Stoff, da er Italiener und selbst in einer Modefamilie groß geworden ist“, ergänzt Giannina Scott. „Er hat viel von seinem eigenen Temperament und seinen Erfahrungen in die Geschichte eingebracht, und seine Ideen deckten sich mit Ridleys Vision.“

„Ich bin in Italien aufgewachsen und meine Mutter war Modedesignerin“, so Bentivegna. „Ich kenne außerdem viele der schillernden Orte, an denen die Gucci-Familie gelebt und gefeiert hat. Ich weiß noch, wie ich von dem Mord gelesen habe und dachte: ‚Wow, das wäre ein grandioser Film.‘“

Bentivegna vertiefte sich in Fordens detaillierten Bericht und studierte zusätzlich Hunderte von Artikeln über die Gucci-Dynastie sowie Gerichtsaufnahmen des Mordprozesses. „Die Gucci- Familie ist extrem bekannt, sodass sich eine Menge Informationen über sie finden lässt“, erläutert er. „Es war faszinierend, sich mit den großen italienischen Zeitungen wie La Repubblica hinzusetzen und zu lesen, was sie über die verschiedenen Personen zu sagen hatten. Ich bin auf sehr viele echte Schätze gestoßen, was die einzelnen Familienmitglieder betrifft, von denen ich zuvor nichts gewusst hatte, zum Beispiel Paolo Guccis (Jared Leto) Begeisterung für Tauben. Das hat zusätzliche Einblicke in seine Figur geliefert.“

In Bentivegnas Augen ist die Gucci-Dynastie Teil einer Tradition großer toskanischer Familien der Renaissance, wie die Medici oder die Sforza, führt er weiter aus: „Sie alle hackten aufeinander rum und begriffen dabei nicht, dass sie so genau das zu Fall brachten, was sie geschaffen hatten. Und ich glaube, dass diese Geschichte aus literarischer wie auch aus filmischer Perspektive reif ist, erzählt zu werden. Weil es im Kern um Verrat geht. Es geht darum, was Menschen einander hinter den Kulissen antun und wie sie sich gegenseitig manipulieren.“

„Roberto hat verstanden, dass diese Geschichte eine Komödie von Irrtümern ist, die in eine Tragödie übergeht“, so Regisseur Scott. Zu Beginn ist Maurizio schüchtern, introvertiert und wird beherrscht von seinem Vater. Wie ein Geist lebt Rodolfo Gucci sehr stark in der Vergangenheit, was sein gefügiger Sohn als erdrückend empfindet. „Maurizio kann sein eigenes Leben nicht wirklich leben, was erklärt, wieso er letztlich gegen seinen Vater rebelliert und Patrizia heiratet.“

Aldo Gucci stellt Bentivegna zufolge Rodolfos Gegenstück dar. Unter seiner Führung scheint das Gucci-Familiengeschäft zu gedeihen und stetig weiter zu wachsen. Doch es ist zum Großteil Schall und Rauch. „Aldo ist ein schlauer Fuchs und ziemlich verlogen, und genau das bringt ihn schließlich zur Strecke“, so der Autor.

„Aldo will die Marke kommerzialisieren“, kommentiert Produzent Walsh. „Er will Klimperkram verkaufen und Becher und Taschenimitationen. Er will ein Einkaufszentrum in Japan eröffnen. Er impft Gucci eine Kommerzialität ein, die niemand will. Aber als sie sich ihm in den Weg stellen, stoßen sie auf heftigen Widerstand.“

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Aldos Sohn Paolo ist eine Art vornehmer Narr. Zwar liebt Aldo seinen Sohn, doch er hält ihn auch für einen Idioten und scheut sich nicht, das offen zuzugeben, wodurch er ein bereits zerbrechliches Ego weiter schwächt. Genau wie Rodolfo und Maurizio besitzt Aldo „eine so starke Präsenz, dass Paolo darunter leidet, ständig in seinem Schatten zu stehen“, so Bentivegna.

„Aldo liebt seinen Sohn aufrichtig“, sagt Oscar®-Preisträger Al Pacino, „doch gleichzeitig erkennt er seine Unzulänglichkeiten an. Wie er es ausdrückt: ‚Mein Sohn ist ein Idiot, aber er ist mein Idiot.‘“

Während Rodolfo auf Patrizia herabschaut, erkennt Aldo in ihr eine verwandte Seele. Jemand, der aggressiv ist und manipulativ. Gemeinsam überzeugen sie Maurizio, ins Familiengeschäft einzusteigen. Während Patrizia ihm den Verstand vergiftet, wird Maurizio immer selbstbewusster, aber auch zynisch und ruchlos, bis er sämtliche anderen Mitglieder der Familie aus der Firma wirft, Onkel Aldo eingeschlossen. „Zu guter Letzt entledigt er sich auch Patrizias“, so Bentivegna.

Maurizios Erzählbogen erinnert Bentivegna zufolge an einen anderen Erben aus einer anderen Dynastie – Michael Corleone in Der Pate. „Wie bei Michael wohnt Maurizios Aufstieg ein gewisser Fatalismus inne. Er weiß, dass alles irgendwann furchtbar schiefgehen wird. Seine Rolle im Familiengeschäft, mit der er sich abfindet, steht unter keinem guten Stern.“