Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. November
von Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Ja, das stimmt, unsere Überschrift bezieht sich auf einen Film, einen Klassiker, der anderes zum Thema hat als Roman Polanski uns als bürgerliches Kammer- und Trauerspiel im Zwist zweier Ehepaare vormacht, aber immer geht es darum, welche inneren Kräfte freigesetzt werden, wenn man bei Alkohol und erst einmal guten Manieren ein Problem aus der Welt schaffen will. Wir hätten uns auch auf „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ beziehen können, denn auch bei Polanskis Gemetzel, geht es am Schluß um die aufgebrochene Fassade der Ehepaare selbst, worüber man aber doch bei anderen mehr lacht, als bei sich selbst. Also auch ein Stellvertreterfilm.
DER GOTT DES GEMETZELS
Eigentlich ist mit obigen Worten schon alles gesagt. Das ist ein Film, den man sich anschaut, weil er die eigenen Lüste anstachelt, es allen Mal zu geben und das herauszulassen, was einen immer schon mal ankotzte. Im Film tut dies in des Wortes wahrer Bedeutung Kate Winslet mit blonder strenger Hochfrisur als Nancy, als sie den Ostauflauf der Gastgeber von sich gibt. Das ist aber noch die harmlose, weil wegputzbare Seite dieser Salonkomödie, die alles das vereint, was in Menschen an verletzten Gefühlen und andere verletzen Wollendem drinsteckt.
Es ist auch in Deutschland das beliebteste Theaterstück, das Roman Polanski hier verfilmte: „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza. Die also schon gute Drehbuchgrundlage hat Polanski, wie er es immer tut, wenn er auf engem Raum große Gefühle inszeniert, zur Vollendung gebracht, wobei er seine sowieso guten Schauspieler zu Höchstleistungen brachte. Jodie Foster als Muttertier und Gutmensch, die nichts anderes will, als daß sich der Sohn der Gäste für seine Gewalt gegen ihr Kind (zwei Zähne!) entschuldigt, ist genauso nachvollziehbar wie die oberflächliche Dame Winslet, die so unglaublich ordinär werden kann, daß es kracht.
Ja, auch die Männer machen mit und für den spiegelglatten fiesen Alan ist Christoph Waltz die Idealbesetzung, die korrespondiert mit dem so normalen John C. Reilly als Ehemann, der den anfänglichen Entschuldigungs- und Versöhnungsbesuch der Eltern des aggressiven Jungen zum gegenseitigen Gemetzel in seiner Wohnung mitmacht. Nein, eigentlich geht die Welt nicht unter. Sie geht am nächsten Tag weiter wie bisher. Das weiß der Zuschauer nach den geschauten Exzessen genau. Das kennt er nämlich aus dem eigenen Leben, daß nach Tacheles reden alle so erschrocken die Scherben wieder aufkehren und zu einem Eheleben zurückkehren, das nur auf den nächsten Sprunggeber wartet.
IM WELTRAUM GIBT ES KEINE GEFÜHLE
Wieder ein Film über Autismus, zu dem man die leichtere Form, das Asperger Syndrom, zählt. Ehrlich gesagt kann es nicht genug solcher Filme geben, wenn sie so gut gemacht sind wie dieser schwedische Film, in dem der 18jährige Simon bei seinem Bruder einnistet, weil er von den Eltern genug hat und dadurch Turbulenzen auslöst, die er selber wieder einrenkt. Hier geht es nicht um Verständnis für eine Krankheit, sondern die Darstellung der inneren Befindlichkeit des Jungen und seiner Welt, die wir mitentdecken.
DIE MÜHLE UND DAS KREUZ
Sonst spricht man gerne vom Malerischen am Leben, an Fotos, an Geschichten. Hier ist es umgekehrt. Hier wird ein Gemälde: „Die Mühle & das Kreuz“ von Pieter Breughel lebendig gemacht.
BULLHEAD
Debütfilm über eine Rinder-Mafia in Belgien, gegen die sich ein Jungbauer auflehnt. Wie ein Krimi und die Innensicht eines Opfers zugleich.
30 MINUTEN ODER WENIGER
Krimikomödie um einen Pizzaboten, der gezwungen wird, eine Bank auszurauben. Temporeich.
DIE VERLORENE ZEIT
Einst lernten sie sich in Auschwitz kennen und lieben, überlebten beide und treffen nach 32 Jahren wieder aufeinander. Durch Zufall. Es geht gut aus.
ALS DER WEIHNACHTSMANN VOM HIMMEL FIEL
Cornelia Funke hat’s geschrieben, was als Familien-Weihnachtskomödie nun alle glücklich machen soll. Der neunjährige Ben, vom Leben durch Umzug, arbeitslosen Vater, beschäftigter Mutter, arg gebeutelt, wird wichtig. Der Weihnachtsmann baucht ihn.
TWILIGHT $:BREAKIND DAWN – BIS(S) ZUM ENDE DER NACHT: TEIL 1
Endlich. Nach insgesamt sechs Stunden Filmgeschehen und Liebeskrampf haben Bella und Edward es soweit geschafft, daß sie miteinander – als Verlobte, natürlich – schlafen. Die Welt ist nicht untergegangen, aber die Filme gehen weiter. Alles nur, weil es um Vampire geht und auch die Liebe brauchen.
DECKNAME COR – DAS DRAMATISCHE LEBEN DES MAX WINDMÜLLER
Hier geht es um ein bewegendes Exilantenleben.
DIE TAUSCHFAMILIE – ICH BIN DU UND DU BIST ICH
Einen Jux will der sich machen, der Körper verwechselt, vertauscht und nicht mehr weiß, was wem und wo oben und unten ist.
MURAT B. VERLOREN IN DEUTSCHLAND
Eine filmische Reflexion über das Leben als Gastarbeiter hierzulande.
THE BALLAD OF GENESIS UND LADY JANE
Hier geht es um den Sänger und seine verstorbene Geliebte. Ob man den Film liebt oder haßt, hat weniger mit dem Sänger zu tun, sondern dem Film.
DIE VERLORENE ZEIT
Kriegsgeschehen romantisch erzählt.