Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 16. Januar 2014, Teil 1

 

Corinne Elsesser

 

Frankfurt (Weltexpresso) – Einfach und unprätentiös führt dieser Film in eine Landschaft, die wenig Aufregendes zu bieten hat. NEBRASKA zeigt ein Amerika der einfachen Leute, der kleinen Ideale und Träume und des bröckelnden grossen amerikanischen Traums.

 

 

NEBRASKA

 

Ein alter Mann läuft im grauen Nebel an einer Schnellstrasse entlang. Er wirkt scheinbar schon verloren in seiner Demenz und hat dennoch ein klares Ziel vor Augen. Dem Sohn, der ihn dort vom Auto aus entdeckt, zeigt er einen Gewinnschein über eine Million Dollar, den er nun einlösen will. Natürlich lässt er sich nicht belehren, natürlich will er nicht hören, dass dies nur eine Werbesendung ist, die nichts besagt und schon gar nicht das hält, was sie verspricht.

 

Der alte Woddy Grant (Bruce Dern) widersteht seiner resoluten Ehefrau Kate (Jane Squibb), die sein nichtstuerisches Rentnerdasein schon lange satt hat, und überzeugt seinen Sohn David (Will Forte), mit ihm von Montana nach Nebraska zu fahren, wo er den verheissungsvollen Gewinnschein persönlich einlösen will. So beginnt eine Autofahrt durch das weite Hügelland Nebraskas. Ein Roadmovie, das so ereignislos anmutet wie die karge Landschaft und dessen Schwarzweissformat die Tristesse noch untermalt. Die Ereignisse finden im Kleinen statt und darin entwickelt der Film seinen besonderen Esprit voller Situationskomik, Skurillität und seltsamer Begegnungen.

 

Ein kurzer Zwischenstop im Heimatort Hawthorne entwickelt sich zu einem Familientreffen, wobei einer nach dem anderen von dem potenitellen Millionengewinn erfährt und jeder auf seine Art nur an sich selber denkt. Man fordert die noch offenen Schulden zu begleichen, man schleicht sich an Woody heran oder überfällt ihn, wie die beiden arbeitslosen Neffen, um an den vielversprechenden Schein zu kommen.

 

Weit ausserhalb in einem Industriegebiet von Lincoln erreichen Woody und sein Sohn schliesslich ein provisorisch in einer Wellblechbaracke untergebrachtes Büro. Hier müssen sie erfahren, dass ihre Losnummer leider nicht zu den Gewinnnummern zählt. Als Trostpreis gibt es eine Baseballkappe, auf der als ironischer Wink „Prize Winner“ aufgedruckt ist.

 

Der Regisseur Alexander Payne führt mit dieser Geschichte weit weg vom farbenfreudigen Glamour Hollywoods und zeigt ein Amerika, dessen Realitäten man nicht aus den Augen verlieren sollte. Eine langsam vor sich hindämmernde Provinz abseits der grossen Städte, gezeichnet von Langeweile und Arbeitslosigkeit, von Überalterung und einem allenthalben spürbaren wirtschaftlichen Niedergang. Und dennoch ist es gerade das kleine Glück, das unerwartet aufblitzt, vermischt mit einem Quäntchen Humor, das das Leben wieder lebenswert macht.

 

Bruce Dern überzeugt als verwirrter Woody Grant mit schütterem Haar und schleppendem Gang und Jane Squibb entwickelt als seine Ehefrau nach anfänglichem bissigen Sarkasmus doch auch wieder Gefühle für ihn.

 

Nicht zuletzt ist der Film eine Hommage an die Heimat Paynes, der in Omaha, Nebraska, geboren wurde und längst in Hollywood heimisch geworden ist. Dass er die kleine Welt des Alltäglichen im Fokus behält, bewies er bereits in Filmen wie ABOUT SCHMIDT 2002 oder SIDEWAYS 2004 und zuletzt 2011 mit THE DESCENDANTS. NEBRASKA ist ein stiller Film, dessen Schwarzweiss eine Folie für überzeugende schauspielerische Leistungen bietet.

 

INFO:

NEBRASKA

Regie: Alexander Payne, USA, 2013