king2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. Februar 2022, Teil 1

Richard Williams

Hollywood (Weltexpresso) - Für den Star des Films und zugleich Produzenten Will Smith ist die Geschichte von KING RICHARD die Geschichte „eines eigentlich unmöglichen Traums. Die meisten von uns haben unmögliche Träume. Wir würden gerne so manches tun, wenn wir glauben würden, dass es im Bereich des Möglichen liegt. Die Geschichte von Richard und seiner Familie ist im Grunde die Geschichte des amerikanischen Traums. Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, an denen Venus und Serena hätten ‘passieren‘ können. Im Kern geht es darum, dass wir die besten Versionen unserer selbst sein wollen.

Manchmal passen aber die Umstände nicht so ganz dazu und dann hängt es eben an der inneren Stärke, diese Umstände zu überwinden. Diese Geschichte ist Wunscherfüllung für jeden von uns.“

Für Regisseur Reinaldo Marcus Green ging es um die Dynamik einer Familie, die zusammenarbeitet, um diesen Traum wahr werden zu lassen: „Es ist klar, dass diese Geschichte eine Familiensache ist. In den Gesprächen mit den Familienmitgliedern erzählten diese, wie die Mutter in Doppelschichten arbeitete, um genug Essen auf den Tisch zu bekommen. Vater Richard hatte mehrere Jobs. Aber alle Schwestern – Isha, Lyndrea, Tunde – waren mit auf dem Tennisplatz bei Venus und Serena. Sie sammelten Bälle, hingen Schilder auf und waren auf dem Tenniscourt bis das Licht ausging. Die älteren Schwestern halfen dabei, sich um die jüngeren zu kümmern. Ich fand das unglaublich und auch dieser Teil der Geschichte musste unbedingt ins Drehbuch und auf die Leinwand.“

Ungefähr zu der Zeit als die echten Williams-Schwestern die öffentlichen Tennisplätze in Compton hinter sich ließen, um die professionelle Tennisszene der späten 90er aufzurütteln, hörte auch ein junger Mann namens Tim White, selbst Tennisspieler, Geschichten über den Plan, den Richard Williams für seine Töchter Venus und Serena geschmiedet hatte, noch bevor diese überhaupt auf der Welt waren. Tim White erinnert sich an den Moment, als die Williams-Schwestern 1999 im Finale der LiptonChampionships (heute Miami Open) aufeinandertrafen: „Da war dieser Vater mit seinen beiden Mädchen und jeder betrachtete ihn aus unterschiedlicher Perspektive. Aber mich beeindruckte, dass dieser Mann einen Traum hatte, an dem jeder gezweifelt hatte. Jetzt spielten die Mädchen im Finale und er hielt ein Schild hoch auf dem stand: Ich hab’s Euch doch gesagt! Am Ende stellte sich alles, was er gesagt und vorhergesagt hatte als wahr heraus. Ich hielt ihn für eine unglaubliche Figur mit einer Geschichte, die erzählt werden musste. Für mich war das der Moment, der mich zu diesem Film inspiriert hat.“

Ungefähr 2015 begannen Tim White und sein Bruder und Geschäftspartner Trevor White Richard Williams näher unter die Lupe zu nehmen: Seine Kindheit in Shrevenport, Louisiana und später seinen Hang zu Plänen aller Art, inklusive des 8 Plans, der skizzierte, wie seine und Oracenes Töchter die Tenniswelt erobern würden. Produzent Trevor White erzählt: „Tim umriss es als die größte TrainingsErfolgsgeschichte, die ihm jemals erzählt worden war. Es war aber viel mehr als das, nämlich die Geschichte einer Familie, die das Unmögliche möglich machte. Ich wusste jenseits der kontroversen Figur, die er für die Presse war, sehr wenig über Richard Williams. Als wir uns mit ihm als Person beschäftigten, zeigte sich ein völlig anderes Bild: Er war ein komplexer Mann, der entschlossen war, seiner Familie zum Erfolg zu verhelfen. Gemeinsam hatten Richard, Oracene und alle anderen Schwestern in der Familie Venus und Serena so großgezogen, dass sie einmal herausragende Frauen und wahre Champions werden konnten.“

Will Smith erklärt: „Was mich am meisten überrascht hat – bevor ich mich dann entschied, diese Story unbedingt erzählen zu wollen – waren Richards Prophezeiungen: Er hatte alles genau so vorhergesagt! Er hatte im Fernsehen ein Tennismatch gesehen, bei dem Virginia Ruzici 40.000 Dollar gewonnen hatte. Nach diesem Erlebnis entwarf er bereits zwei Jahre vor Venus‘ Geburt, Pläne für die Karrieren von beiden Kindern. Er ging zu Oracene mit diesem Traum: Wir bekommen zwei Kinder und sie werden einmal die weltbesten Tennisspieler! Ich dachte mir: Unglaublich! Was für eine kraftvolle Geschichte um den Glauben an sich selbst, um Liebe, Familie und Gott.“ 

Für Tim und Trevor White sollte sich die Geschichte vor allem um Richard, Oracene und ihre Töchter drehen. Es war die Geschichte eines Vaters, der alles für seine Familie tat. Im Herbst 2017 trafen die Produzenten Autor Zach Baylin im Rahmen eines anderen Projekts. Im Gespräch erwähnte er, dass er am Abend noch ein Spiel live bei den US Open besuchen würde. „Es war offensichtlich, dass er Tennis liebte“, erinnert sich Tim White. „Ich sagte also: ‘Setz dich doch nochmal und lass uns kurz über etwas anderes reden.‘ Wir haben ihm also diese noch sehr vage Idee von Richard Williams und den weiteren Figuren der Geschichte vorgestellt und er hatte sofort einen Bezug dazu. ‘Gebt mir einen Tag, ich melde mich‘. Am nächsten Tag schickte er mir eine EMail, die bereits vor vier Jahren den Kern des heutigen Films umriss. Sein Drehbuch erzeugt derartig starke und positive Gefühle, dass man bei der Lektüre schon lachen und weinen muss. Zachs unglaublich gutes Drehbuch ließ dieses Projekt real werden.“

Trevor White ergänzt: „Zach legte auch das sehr spezifische Zeitfenster fest, das der Film erzählen sollte: Die letzte Zeit der Familie in Compton, Paul Cohen als erster Coach, Venus‘ erste Jahre im Jugendturnier-Zirkus und der Umzug nach Florida, um bei Rick Macci trainieren zu können. Das war ein zentraler Bestandteil der Familiengeschichte, ganz gleich, ob Venus Profi geworden wäre oder nicht. Der geniale Schachzug lag aber darin, mit Venus‘ erstem Profiturnier aufzuhören.“ Er unterstreicht: „Es ist keine Geschichte über Richard, der seine Mädchen zu den Superstars machte, die sie heute sind. Darum geht es gar nicht, sondern um die Vision, die er hatte und wie die gesamte Familie, Oracene und die anderen Kinder, das gemeinsam umsetzen. Es ist die Geschichte einer Familie, nicht die eines einzelnen Mannes.“

Drehbuchautor Zach Baylin ergänzt: „Beinahe alles im Drehbuch ist von Fakten untermauert. Ich schickte das Drehbuch zum ersten Mal meinem Manager, der kein Kenner der Tennisszene ist. Die ersten Anmerkungen, die ich zurückbekam, lauteten: ‚Das ist aber nicht wirklich alles so passiert?‘ Doch, das ist alles wahrheitsgetreu! Richard ist einfach eine überlebensgroße Persönlichkeit. Er ermöglicht zum großen Teil diese unglaubliche Entwicklung der gesamten Familie.“

Nachdem die beiden Produzenten ein tolles Drehbuch hatten, zeigten sie es zuallererst Will Smith. Eine Zusammenarbeit mit ihm war der Traum der White Brüder. Es begannen Verhandlungen, die damit endeten, dass Smith dritter Produzent des Films und gleichzeitig Hauptdarsteller wurde. Für Will Smith „liegt die Schönheit der Geschichte und dieser Familie darin, dass im Zentrum der Glaube und das Vertrauen steht. Oracene „Brandy“ Williams ist für Richard das Zentrum der Familie in Bezug auf das Vertrauen. Und Richard ist die treibende Kraft bei der Verfolgung der Träume. Die beiden als Team waren der Wahnsinn! Es dreht sich alles um die Pläne der beiden für diese Familie. Sie gaben ihnen das Vertrauen in die Dinge, die sie taten. Über allem stand Gott, dann kam die Familie, dann Erziehung und Tennis. Das machte sie in ihrem Antrieb erst so nachhaltig.“

An erster Stelle stand für die Filmemacher, zu denen nun auch Will Smith gehörte, die Familie Williams ins Boot zu holen. Tim White erinnert sich: „Es begann mit Venus‘ und Serenas Schwester Isha Price, die ausführende Produzentin wurde. Sie öffnete uns nicht nur die Tür zur Familie, sondern spielte eine Schlüsselrolle bei der gesamten Produktion durch ihre Unterstützung. Von ihr stammen all die kleinen Details und Genauigkeiten im Kontext, die die Filmfamilie so real erscheinen lassen.“

Sein Bruder Trevor ergänzt: „Ohne die Unterstützung der Familie hätten wir diesen Film so nicht drehen können. Isha Price war in jeder Phase ein zentraler Bestandteil. Nachdem Will Smith dabei war, gehörte sie zu den frühesten Partnern bei der Weiterentwicklung des Drehbuchs. Die Genauigkeit und Akkuratesse, die sie mitbrachte, hätten wir allein durch Lesen und Recherche nicht erreichen können. Sie hat das Projekt soviel bunter gemacht. Isha war, ebenso wie der Rest der Familie, ein toller Partner.“

Isha Price gibt zu: „Ich hatte das Drehbuch zunächst ziemlich lange gar nicht gelesen, weil ich schon so viele Versionen davon kannte, wie wohl andere Leute meine Familie betrachten. Nachdem ich dann aber bei der Lektüre gelacht, geweint und schließlich erkannt hatte, welche Details nicht ganz stimmten, haben wir in der Familie darüber diskutiert und gemeinsam die Entscheidung getroffen, dass wir an dem Projekt weiter mitarbeiten – unter dem Vorbehalt, dass ich zentraler Bestandteil des Projekts bin, damit die Authentizität gesichert und es ehrlich, wahr und reflektiert wird. Das war wichtig, denn andernfalls hätte nur jemand außenstehendes die eigene Familiengeschichte erzählt.“ 

Sie fährt fort: „Bei dem Projekt mitzumachen, ermöglichte es uns, die Geschichte selbst zu erzählen, die Menschen teilhaben zu lassen an Dingen, die sie über uns vorher vielleicht nicht wussten. Das Projekt hatte damit sozusagen einen Gültigkeitsstempel. Es hat sich niemand ausgedacht. Es ist wirklich so passiert.“

Erzählen sollte diese familienbezogene Geschichte der versierte Regisseur Reinaldo Marcus Green. Produzent Trevor White schwärmt: „Rei ist ein ganz besonderer Filmemacher. Er ist so überlegt, akkurat und detailorientiert. Er versteht, besser als viele Filmemacher, wie er seine Darsteller mehr sie selbst sein lassen kann und so die Authentizität ihrer Arbeit erhöht. Seine Filme fühlen sich lebendig an, nicht aufgesetzt. In diesem Film sollte der Fokus auf der Familie als Ganzes, als Einheit liegen und nicht auf einzelnen Schauspielern, die berühmte Persönlichkeiten darstellen. Darin liegt die große Gefahr bei solchen Filmen. Bei Rei waren wir da in guten Händen, weil er das versteht und auch weiß wie man es real, packend und inspirierend umsetzt – alles das, was dieser Film brauchte. Will Smith erinnert sich: „Jada und ich sprachen über Rei und unser erstes Treffen mit ihm. Ich war ihm sofort verfallen, als er über seine Beziehung zu seinem eigenen Vater sprach. Rei wollte früher Profi-Baseballer werden und sprach über die Handlung des Films aus der Sicht eines Kindes, das eine ähnliche Beziehung zu seinem eigenen Vater hatte. Dieser unmittelbare, persönliche Zugang, den er zum Filmthema hatte, haute mich um.“

Regisseur Green findet, dass es „sehr viele Synergien und Ähnlichkeiten damit gab, wie ich selbst aufwuchs. Ich bin offensichtlich nicht der größte Tennisspieler aller Zeiten. Aber die erste Hälfte meines Lebens setzte unser Vater meinen jüngeren Bruder und mich als Baseballer auf einen ähnlichen Pfad. Ich war auf zwei Sichtungsturnieren, spielte Baseball am College. Aber am Ende hat es nicht gereicht und ich bin hinter die Kamera gewechselt. Ich wuchs zwar nicht in Compton, aber auch in einem schwierigen Viertel auf und ich bin im selben Jahr wie Serena geboren. Dann war ich sehr beharrlich – der Rest ist Geschichte...“

Für Green bezog sich die Familienauthentizität ausdrücklich auch auf die Titelfigur: „Man musste ihn zeigen, wie er wirklich war. Es gibt viel Archivmaterial über Richard Williams. Er hat ein Buch geschrieben und wir hatten natürlich viel Input seitens der Familie, dank der Beteiligung von Isha, Lyndrea, Venus und Serena. Es ging uns nicht darum, Richard zu idealisieren. Er ist ein menschliches Wesen und das Publikum liebt vielschichtige Figuren. Das macht Will hervorragend in dieser Rolle. Er garniert die Figur nicht mit Zuckerguss, sondern zeigt ihre dunklen und ihre hellen Seiten. Wir haben alle versucht, Richard so ehrlich wie möglich zu zeigen.“

Für Aunjanue Ellis, die Oracene „Brandy“ Williams spielt, war es eine große Überraschung, wie sehr Brandy als Ehefrau und Mutter am Erfolg der Familie beteiligt war. Ellis erinnert sich: „Am Anfang dachte ich, sie hätte so eine Art Cheerleader-Rolle für die Mädchen gehabt wie die meisten Mütter. Dass sie bei den Matches dabei war und Richards Vision unterstützte. Aber diese Dame war in Wirklichkeit genauso wichtig wie Richard Williams. Das ist das Faszinierende. Der Film mag ja KING RICHARD heißen, aber eigentlich müsste er auch „Queen Oracene“ heißen. Ich freue mich riesig, dass die Welt endlich erfährt, dass diese Frau genauso der Coach der WilliamsSchwestern war. Sie stand mit ihnen auf dem Platz, machte Übungen, entwickelte Strategien, trainierte sie und ist für die Art und Weise wie die Beiden Tennis spielen und damit die Geschichte des Tennis veränderten, mitverantwortlich. Das hat diese Frau geleistet und es wurde nicht mal erwähnt. Es freut mich, dass es die Leute jetzt erfahren.“

Zach Baylin fügt hinzu: „Der Sport ist für diese Geschichte zwar eine interessante Kulisse, wir haben das Projekt aber immer als inspirierendes Familiendrama vor einem interessanten Sporthintergrund betrachtet.“ Tim White geht sogar noch einen Schritt weiter, wenn er sagt: „Ein schwarzer Mann und dessen Familie in den 80er Jahren, ohne finanzielles Polster, eine Mutter und ein Vater, die kein Tennis spielten...? Allein die Idee, dass dieses Elternpaar aus seinen zwei Mädchen die besten Tennisspielerinnen der Welt machen würde, ist lächerlich und unmöglich. Aber Richard und Oracene haben ihren Mädchen Tennis beigebracht und sie haben einige innovative Schlagtechniken eingeführt, die heute überall im Tennis Standard sind.“