Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Was ich noch für eine falsch geschriebene Abkürzung der JVA, also der Jugendstrafanstalt, hielt, entpuppt sich als Junggesellen ja, und Jungstellinnenabschied, zu dem Gina, eine der drei Noch-Ledigen sagt: „Wenn jemand mir einen JGA schmeißt, wo keine Schwänze gelutscht werden, dann kündige ich die Freundschaft.“
Was soll man dazu sagen. Dabei ist die Thematik des Films, wie man denn als junger Mensch mit dem Menschen zusammentrifft, mit dem man dann ein ganzes Leben lang sein eigenes mit seinem teilen möchte, doch eine existentielle. Nur muß es so primitiv hergehen? Den Film begleitet eine unangemessene Über-über-über-Aufgedrehtheit, die verhindert, daß sich überhaupt so etwas wie Gefühle einstellen. Beim Zuschauer und bei den Personen auf der Leinwand. Und das sind erst einmal Jasmin ( Luise Heyer), Gina (Taneshia Abt ) und Anna (Teresa Rizos), wobei sich Luise Heyer die Seele aus dem Leib spielt. Das ist schon Exorzismus.
Die Handlung geht so. Die drei Maderln waren eigentlich vier. Und die Vierte hatte ihren Abschied vom Einzelleben mit ihren Freundinnen auf Ibiza geplant. Das sollte die große Sause werden und die drei Ledigen wollten das grandios dort feiern und hatten Hotel und Flüge längst gebucht und bezahlt. Doch dann verdünnt sich das Feld. Erst sagen die geplanten Gäste eine nach dem anderen ab, der Kinder wegen, die kränkeln und solche typischen Familienszenerien, die diese JGA, also Jasmin, Gina und Anna (ha, wie witzig“) einfach langweilen, ärgern auch. Das ist aber nichts gegen die Absage der Veranstaltung selbst, denn die Braut ist schwanger und kann nicht reisen. Eine solche Zusammenkunft vor der Hochzeit nannte man früher übrigens Polterabend, wobei Geschirr zerschmissen wurde. Warum eigentlich ist dieser Name verschwunden? Wenn man schon Traditionen pflegen will, paßt doch der Name gut. Also, Ibiza ist abgesagt! Also wird rasch das Hotel storniert, dann muß man ja nicht bezahlen. Die Drei ärgern sich. Sehr. Aber das Geld für die Flüge bekommt man nicht zurück. Was liegt näher, als die Idee, die sofort umgesetzt wird, dann halt alleine, d.h. zu Dritt auf die Insel zu fliegen. Gesagt, getan.
Doch im Hotel gibt es keine Zimmer, denn die hatten sie ja storniert. Was tun? Alles belegt, keine freien Zimmer. Geld ist auch knapp, bzw. auf einmal weg. Jasmin hat sich alles stehlen lassen und der Zuschauer sieht dem Raub zu. Kinder im Kino hätten vorher gerufen: „Nein, laß Dein Gepäck nicht bei der Frau!“, aber Jasmin ist eben nicht erdgebunden, sondern schwebt mit ihren Gefühlen von Lebensangst und Minderwertigkeit irgendwo herum.
Wir hatten die Probleme von Jasmin schon vorher erfahren. Obwohl sie doch eigentlich eine nette und ansehnliche junge Frau ist, kann sie bei jeder neuen Bekanntschaft nicht auf den Vergleich mit dem Verflossenen verzichten, der sie einfach verlassen hatte, was jedesmal zu Ungunsten dieser, eigentlich auch netten jungenMänner ausgeht. Das zieht sich schon über sieben Jahre hin. Die Freundinnen sind es leid. . Und auf einmal steht er vor ihr, in Ibiza, am Strand, wo er mit seinen Kumpels ebenfalls so einen Junggesellenabschied feiert. In einer großen gemieteten Villa, in der viele Zimmer frei stehen.
Und nun beginnt das Verwirrspiel. Natürlich wollen sie gerne in die Villa einziehen, aber erst einmal muß Jasmin eine Rolle haben, die sie gegenüber dem Ex nicht als Verliererin dastehen läßt. Das geht einfach. Sie wird zur Braut, also zu der, deretwegen ihre Freundinnen mit ihr nach Ibiza gekommen sind. Die Lügen ziehen sich, eine zieht nämlich eine andere nach sich. Das lähmt. Mich, die Zuschauerin, aber sicher wird es soundsovielte geben, die den Film herrlich finden. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Aber als dann der erste Fäkalwitz kam, war der Ofen aus. Warum geht es in deutschen Komödien nicht ohne Fäkalwitze? Darüber sollte jemand mal einen Film machen??!!
Auf der Strecke bleibt eine echte Komödie, die der Stoff hergibt und wo so viele Szenen doch auch in die richtige Richtung gehen. Aber verdorben werden durch Entscheidungen des Regisseurs, bzw. des Drehbuchs. Das ist wie ein Gericht mit so vielen hervorragenden Zutaten. Ein paar Gramm zuviel Salz und alles wird ungenießbar. Wenigstens für mich. Aber wie gut für den Verleih, daß manche keine Geschmacksempfindungen haben.
Foto:
©Verleih
Info:
Regie & Drehbuch
Alireza Golafshan
Besetzung
Jasmin Luise Heyer
Gina Taneshia Abt
Anna Teresa Rizos
Tim Dimitrij Schaad
Stefan Axel Stein
Simon Trystan Pütter
Django Arnel Tači
Regie & Drehbuch
Alireza Golafshan
Besetzung
Jasmin Luise Heyer
Gina Taneshia Abt
Anna Teresa Rizos
Tim Dimitrij Schaad
Stefan Axel Stein
Simon Trystan Pütter
Django Arnel Tači