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Redaktion

flynochmalFrankfurt am Main (Weltexpresso) - Tanzen, Spielen, Überleben! Es begann ein aufwendiges Casting in Berlin, bevor es ein Drehbuch gab. „Ich begann das Casting erstmal mit einem persönlichen Gespräch“, sagt Katja von Garnier. „ Ich wollte wissen: Welchen Menschen habe ich vor mir? Welche Träume hat er/sie? Welche Ängste? Dann haben wir nach den „Signature moves“ gefragt, um zu sehen, was ihre tänzerische Identität ist. Ja und dann ging es natürlich darum: Wie gut können sie spielen?“

Jeder Bewerber führte beim Casting zwei Szenen vor: Die eine war cool und körperlich, die andere war ein emotionsgeladener Monolog. „So merkten wir schnell, ob jemand das Talent hat, seine Gefühle in Worten und beim Tanzen auszudrücken“, sagt Katja von Garnier. Als letztes mussten die Tänzer ein Element improvisieren. Tänzer wie Majid Kessab, der im Film die Rolle des Fahid spielt, überzeugten die Regisseurin auf Anhieb: „Ich wusste, dass Majid dabei sein muss. Sein Tanz ist sehr besonders, vermittelt ein Gefühl von Freiheit. Und er ist ein Naturtalent, was das Spielen betrifft. Er war auf Anhieb gesetzt.

Auch Yui Kawaguchi oder Willy Hem haben mich beim ersten Treffen begeistert und inspiriert. Robozee hingegen konnte beim Casting erstmal seinen Text nicht, eigentlich ein Ausschlusskriterium. Er hatte aber das Glück, dass an dem Tag Nicolette Krebitz vor Ort war, die angeboten hat, mit ihm im Nebenraum die Szene zu erarbeiten. Er hat die Szene dann gut gespielt, hat aber vor allen Dingen eine Wahnsinns-Tanzimprovisation von Wasser gemacht, mit sehr viel Fantasie und Vorstellungskraft. Er hat eine ganze Geschichte erzählt, vom Tropfen über die Wellen am Strand bis zu einem reißenden Wasserfall. Das war sehr emotional und wir haben uns später im Writers Room diesen Tanz noch sehr oft zur Inspiration angesehen. Ich glaube, daraus ist auch letztendlich die ganze Wasserebene entstanden.“

Majid Kessab, zweimaliger Hip-Hop-Weltmeister, erinnert sich mit einem guten Gefühl an sein erstes Casting: „Wir haben nicht mit dem Schauspiel oder mit dem Tanzen angefangen, sondern mit einem Interview. Katja von Garnier hat einfach mit uns geredet und wollte uns kennenlernen. Das hat mir das Gefühl gegeben: Ich bin wichtig. Sie interessiert sich für mich und mein Leben, nicht nur für die Leistung, die ich vor der Kamera erbringen könnte.“ Im Laufe weiterer Castings kristallisierten sich noch Sebastian Jaeger alias Killasebi, Jenny Freitag-Praxmerer alias Tweetie und Luwam „Luulu“ Russom als perfekte Mitglieder für das vielfältige Tänzer-Ensemble heraus.

Zu den magischen Momenten gehörte das Vorsprechen von Ben Wichert. „Aufgrund seines Charismas und seiner ganzen Art gehörte Ben von Anfang an zu unseren Favoriten“, sagt Produzent Martin Richter. Katja von Garnier ergänzt: „Es war klar, dass wir uns für Ben eine Rolle ausdenken werden.“ Am Ende wurde es Jay, die männliche Hauptrolle. „Ich hatte zunächst einige Bedenken, weil ich noch nie geschauspielert habe und das ein ganz neues Metier für mich war“, sagt Ben Wichert. Doch der Hip-Hop-Weltmeister im Freestyle und künstlerische Leiter an der Hip-Hop-Academy Hamburg besann sich auf seine Fähigkeiten: „Tanzen ist meine Leidenschaft, weil ich mich dadurch 100 Prozent ausdrücken kann. Das Tanzen gibt mir 9 einen Ruhepol im Leben, macht mich glücklich und zufrieden und hält meinen Körper und auch meinen Spirit fit.“

So unterschiedlich die Biografien, Nationalitäten und Tanzstile der Bewerber waren, so hatten sie doch eine Gemeinsamkeit: „Ich habe bei den Castings festgestellt, dass viele Tänzer durch ihre Kunst eine Limitation überwunden haben“, sagt Katja von Garnier. „Einige hatten in einer frühen Phase ihres Lebens nicht so gute Vorzeichen und konnten durch das Tanzen zum Beispiel ein Sprachproblem oder ein körperliches Manko überwinden. Einige waren dabei, die als Kind Polio hatten und aus der Not eine Tugend gemacht haben. Sie können heute mit ihrem Arm Dinge tun, die sonst niemand beherrscht, weil sie den Arm schon früh viel stärker beansprucht haben als andere Leute. Das ist jetzt deren Superpower.“ Aus den Gesprächen mit den Tänzern ergab sich eine weitere Gemeinsamkeit, die Katja von Garnier zum zentralen Thema ihres Films machen wollte: Tanzen als Überlebensstrategie! „Das Herz unserer Geschichte ist die Frage: Welche Limitationen haben unsere Hauptfiguren? Was haben die verbockt, dass sie ins Gefängnis gekommen sind? Und wie finden sie auf einen Weg zurück, der in eine bessere Zukunft führt?“

Diese Aspekte flossen in die Geschichte ein, die tiefgründiger sein sollte als die simple Frage, wie es ein junger Mensch auf eine gute Tanzschule schafft oder wie eine junge Frau das Herz eines professionellen Tänzers erobert. „Es war mir wichtig, einen außergewöhnlichen Film zu drehen, der nicht in diese typischen Register des Genres greift, sondern eine dramatische Handlung mit einer Metaebene erzählt“, sagt Katja von Garnier.

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