Die Wettbewerbsfilme der 64. Berlinale vom 6. bis 16. Februar 2014, Film 13

 

Claudia Schulmerich

 

Berlin (Weltexpresso) – Im gestrigen chinesischen Film über das Leben von Blinden in einem Massagesalon von Nanking, kam man sich vor wie auf einem anderen Stern, fern, in einer anderen Welt. Heute im Film über den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan, gab es erneut eine andere Welt, obwohl das Thema jeden Tag in der Zeitung steht und Bilder im Fernsehen davon berichten.

Unter der couragierten Regie von Feo Aladag sind wir im Geschehen mitten dabei, wozu paßt, daß fast der gesamte Film in Afghanistan gedreht wurde. Wir sehen Sandwüsten, wir sehen Straßen, wir sehen nur wenige afghanische Bürger, wir sehen eine deutsche Einsatztruppe, die eine einheimische, die von den Taliban angegriffen werden, in ihrem Abwehrkampf unterstützen soll, und wir erleben den jungen Tarik (Mohsin Ahmady), der als Übersetzer dient. Und mit ihm sind wir mitten im Film, der mit den körperlichen Übungen des Bundeswehrsoldaten Jesper (Ronald Zehrfeld) in Deutschland beginnt. Sein Bruder ist gerade beim Einsatz in Afghanistan in die Luft gesprengt worden, ganz in der Nähe des Einsatzortes, an dem er nun mit seiner Truppe diese Arbeit zum Schutz der einheimischen Bevölkerung fortsetzt.

 

Den jungen Afghanen Tarik haben wir schon kennengelernt und seine Sorge um seine Schwester, denn beide werden verfolgt von denen, die unter der Anwendung von Terror keine Ausländer im Land haben wollen, weil sie dann leichter ihre politischen Ziele verwirklichen können. Schon der Vater wurde seiner Arbeit für die Deutschen wegen von den Taliban getötet und genau dies wird den Geschwistern angedroht, weshalb sie nach Deutschland ausreisen wollen. Doch das untersteht dem Auswärtigen Amt, das zwingende Beweise für die Gefährdung haben will, aber keine Kooperation mit dem Militär herstellt, das wiederum die Lage für die Geschwister als gefährlich einschätzt.

 

Als Tarik nun zur frisch aus Deutschland eingereisten Gruppe kommt, kommt er zu spät, wird dafür vom Chef der Truppe, Jesper, runtergeputzt, wobei wir die erste Klippe im deutsch-afghanischen Verhältnis schon angesprochen sehen: die unterschiedlichen Einstellungen zur Zeit und zur Pünktlichkeit, die sich im Film in einem wunderbaren afghanischen Sprichwort bündeln: „Ihr habt die Uhr, aber wir haben die Zeit“.

 

Gleichzeitig sind aber Jesper und Tarik genau die Personen auf beiden Seiten, die sich in der Lage zeigen, aus dem Lagerverhalten der jeweiligen Gruppe auszubrechen, was Tarik schon von seiner Funktion als Dolmetscher her zukommt, Jesper aber durch Anleitung und leichte Provokation von Tarik nach und nach lernt: nämlich die Gefühle, die Sitten und Bräuche der Einheimischen zu respektieren beim Einsatz für sie in ihrer Heimat. Das Übersetzen durch Tarik – hier die deutschen Soldaten, dort die zu schützende Männergruppe von typischen afghanischen Machos - macht dem Zuschauer die Grundproblematik durch die Blume, nämlich durch die Sprache selbst deutlich. Sagt der einheimische Führer: „Hier befehle ich“, weil er mit dem Vorschlag der Deutschen nicht einverstanden ist, kommt das - durch Tariks sozusagen kulturelle Übersetzung - bei den Deutschen an als: „Zur Zeit ist dieser Vorschlag nicht so günstig.“

 

Tatsächlich fanden wir diese Dialoge im Film die stärksten Argumente für einen anderen Umgang miteinander, weil sie die kulturellen Unterschiede des Redens und Verhaltens nicht mit Worten oder Taten beschreiben, sondern allein durch die Feinheiten der Wortwahl beim Übersetzen einen die kulturellen Unterschiede erkennbar werden lassen. Ohne Holzhammer, aber mit dem feinen Zeichenstift eines Dürers, eines Michelangelo.

 

Was die Handlung angeht, ergeben sich aus dem Einsatz häufig unterschiedliche Einschätzungen der Soldaten vor Ort und damit auch des sie führenden Jesper und der Kommandozentralen, die in der Regel dessen Vorschläge ablehnt, bis es zu einem Befehl kommt, den Jesper mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, weshalb er nicht nur widerspricht, sondern widerhandelt. Dies wird nicht dramatisch herausgespielt oder gar dargestellt, sondern ist die natürliche Konsequenz, wenn man sich auch im Militär nicht nur als Befehlsempfänger sieht, sondern seine eigene Verantwortung nicht an der Garderobe abgibt. Für solche Verhaltensweisen haben die Deutschen aus ihrer Geschichte heraus die besten Gründe.

 

 

 

Aus der Pressekonferenz

Anwesend

Judith Kaufmann, Kamerafrau, Ko-Drehbuch

Jawed Taiman, Produzent Afghanistan

Hewas Laraway, Übersetzer interkultureller Berater

Feo Aladag, Regisseurin

Ronald Zehrfeld

Matthias Koch

 

Feo Aladag hatte die Idee durch „kleine Stolpersteine“. Das erste war ein Foto eines Bundeswehrsoldaten in Kampfuniform in Afghanistan, wo sie erkannte, daß es um Kriegssituationen geht und nicht um Brunnenbau. Warum gibt es in Deutschland keine Kriegsfilme über deutsche Soldaten? Das liegt am deutschen Kriegstrauma und wir müssen lernen damit umzugehen. Es ist übliche Praxis, daß Afghanen drangsaliert werden, wenn sie mit Deutschen oder für sie arbeiten.

 

Frage an die Drehbuchautoren: nur rein deutscher Film um Auslandseinsatz, einen Befehl zu mißachten, kommt dem Fragenden als Drehbuchkniff vor. Warum der Film nicht von Afghanistan normaler erzählen könne, normaler Befehl, weniger eindringlich. Diese Frage löste großen Widerspruch aus, nicht nur auf dem Podium, sondern auch bei den anwesenden Journalisten, die gerade diese Situation als besonders wichtig erachteten.

 

Soldaten können nur alles falsch machen, denkt man im Film. Sie haben haben ihren Eid geschworen und das eigene Gewissen bleibt Maßstab, eben nicht die Befehlskette. Es gäbe diese Zerrissenheit, wenn der Film eine Aussage hat, dann die, daß man potentiell nur etwas falsch machen kann, nicht alle Interessen unter einen Hut bringen kann und darum selbst entscheiden müßte. Zehrfeld wüßte bis heute nichts Genaueres über Afghanistan, wenn er den Film nicht gemacht hätte und wenn der Film dazu beiträgt, auch nur einige Prozent mehr zu wissen, hat er seinen Sinn erfüllt. Er wurde durch ein Buch, daß die „Operation Heimkehr“ zum Inhalt hatte, für den Stoff interessiert. Politisch bewege sich derzeit viel, die Deutschen werden offener.

 

Fast alles wurde direkt in Afghanistan gedreht, häufig in Kundus, nur ein paar Drehtage mit reinen Innenaufnahmen in Hanau. Zur kulturellen Übersetzung: wie kann ich deeskalieren, wie kann ich vermitteln, was die Leute wirklich meinen, unabhängig von ihren Worten. Es herrscht Sprachlosigkeit, sich zu verständigen, wäre einfacher; ein Brückenschlag wäre wesentlich, die Menschen erwarten, daß man sie nicht im Stich läßt.

 

Der Film hat Kommunikation zum Ziel. Der Übersetzer ist das Bindeglied zwischen dem „Alien“, der in das Land kommt, und dem eigentlicher Bewohner. Es entsteht im Film eine persönliche Bindung zwischen Soldat und Dolmetscher, das Wichtigste sind persönliche Beziehungen zwischen beiden Figuren und deren Gewissen. Das Spannendste ist das Übersetzen. Wobei es zu wenig stattfindet, weil zu wenig kommuniziert wird. Kamerafrau und Mit-Drehbuchautorin Judith Kaufmann hat im Lager der Afghanen nachgefragt, sprecht ihr mit den Soldaten, hat die Soldaten gefragt, sprecht ihr mit den Einheimischen, jedes Mal war ein „nein“ die Antwort.



























Übersetzer. Sehr viel Information,

Bei Recherchen, Übersetzer gezielt ermordet. Wie gehen andere Nationen mit dem Problem der Helfer an. Meines Wissens sagt Feo über 4000 Ortskräfte ein Visum gegeben, auch England und Neuseeland, mehrere hundert afghanischen auch Frankreich, Deutschland wenig. Was sind Beweise. In der Haltung bewegen und schnelleres Prozedere.

Einer der Mitarbeiter hat erzählt, als er für die Kanadier arbeitete, ist er bedroht worden, vermummte Männer bedroht. Es gibt, aber sie hat nicht mit Ortskräften gesprochen. Diese Menschen haben Angst, was nach der Wahl passiert. Jeder Medienschaffende hat Sorgen.

De Grundlage ist der Bürgerkrieg, darum werden die bedroht, Team zur Hälfte aus Ortskräften und Deutsche. Ja alle, die dort mit Ausländern arbeiten sind gefährdet. Problematik mit den Dolmetschern, nicht das Ziel des Films sondern daß der Einsatz sich lohnt, eine Perspektive Politik muß sich stabilisieren.

Wenn ich mich hier sicher fühlen würde, würde ich nicht wegwollen.

Er spricht von wir Zehrfeld: „Wir haben die da und die, er möchte in Frieden aufwachsen, einstehen auf Menschenrechte,

Für Afghanistan bringen die Filme viel , schon auch da´daß Frauen solche Filme drehen und einfach da sind.