Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 13. Februar 2014, Teil 1

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) - Das können sie, die Amerikaner, eine doppelbödige gesellschaftliche und persönliche Situation durch Situationskomik, aber auch durch hintergründige Dialoge und exzellente Schauspielleistungen zu einem Heidenspaß machen, wie es gerade AMERICAN HUSTLE vormacht.

 

 

AMERICAN HUSTLE

 

Mit seinen beiden vorherigen Filmen hatte David O.Russell schon einmal oscarnominiert vorgeführt, inwiefern sich Menschen in schwierigen existentiellen Situationen neu zu erfinden versuchen. Diesmal geht’s in die Geldgeschäfte, um die frechen Betrüger, die deshalb erfolgreich sind, weil sie mit einem überzüchteten Selbstbewußtsein auftreten und durch ihre Harmlosigkeit zu überzeugen wissen. Das Ganze übrigens nach einem echten Fall - damals hatte das FBI einen Trickbetrüger angestellt, um Sünder zu überführen -, weshalb auch die damalige Zeit der Siebziger bis Achtziger Jahre visuell ins Bild kommen.

 

Vorzugsweise durch die Frisur, Kleidung und Gehabe des Kleingauners Irving Rosenfeld, dem Christian Bale auch dadurch nahekommt, daß er sich als Vorbereitung für die Rolle einen richtigen Schmerbauch, einen echten Wams anfraß. Was müssen Schauspieler da alles tun? Die Frage stellt sich bei Bale auch deshalb, weil er für seine Rolle als abgemagerter THE FIGHTER den Oscar erhielt. Hier sieht er nicht nur fett, sondern unglaublich schmierig aus und vermittelt doch auch die ganze Zeit über menschliche Wärme, zwar nicht seiner Frau (irre verändert und hochgradig hysterisch, wenn man sie mit Katness aus den Tributen von Panem vergleicht: Jennifer Lawrence) gegenüber, aber seiner Geliebten und Geschäftspartnerin, die Amy Adams ladylike mit tiefem Ausschnitt bis zum Bauchnabel rasant hinbekommt. Übrigens strahlt seine Bauchwärme auch noch bis ins Publikum im Kino aus.

 

Die wahre Geschichte ist schnell erzählt und tatsächlich geht es im Film auch mehr um das Drumherum, nämlich mit welchen Erzähltönen von den Menschen und ihren Irrungen und Wirrungen berichtet wird und in welchen Bildern das erfolgt. Dieser Rosenfeld war ein Finanzen-Trickbetrüger zu einer Zeit, als die Reicheren, also die, die Bargeld haben, auch noch nicht so oft von Finanzhaien über den Tisch gezogen wurde. Der Trick bestand darin, daß er erst einmal mit einem Brotberuf, nämlich einer Reinigungskette ausgestattet, Geldanleihen zu irre günstigen Bedingungen vermittelte, wo dann immer etwas schiefgeht, andererseits handelt er auch mit nicht unbedingt echten Bildern und vor allem, weiß er, mit welchen Mitteln welcher Politiker oder Bürokrat zu bestechen ist.

 

Dennoch fliegt Irving mit seinem Liebchen auf, weil ein auf die Aufklärung fast schon rauschhaft fixierter FBI-Agent, den Bradley Cooper wie unter Speed hinbekommt, die beiden enttarnt, ihnen aber einen für beide vorteilhaften Deal anbietet: Wenn das Pärchen ihm bei der Überführung korrupter Beamter hilft, läßt er die beiden laufen. Sein Ziel ist insbesondere, den erfolgreichen Bürgermeister Polito als korrupt zu enttarnen. Damit das Ganze glaubhaft wirkt, muß es sich um extrem hohe Investitionsbeträge handeln, von denen der Bürgermeister dann seinen Anteil erhält, weshalb ein Scheich erfunden wurde, den einer der Eingeweihten spielt. Nur: wo angeblich Geld ist, werden auch andere angezogen: hier die Mafia, was Verwicklungen nach sich zieht.

Ach was, wir wollen den Film nicht nacherzählen. Wir wollen lieber von den geschliffenen Dialogen reden und dem Gekeife, das sich vor allem die als Dummchen dargestellte und dann doch durchtriebene Rosenfeld-Gattin (J.Lawrence) mit der Geliebten ihres Mannes leistet. Hinreißend und abscheulich zugleich. Daß der Film bei 138 Minuten - also, die neuen Filme gewinnen mehr und mehr an Länge, das geht so nicht weiter – nicht langweilig wird, hat schon mit dem Anfang zu tun, wo unser Interesse für Irving Rosenfeld ja beginnt. Wir sehen zu, wie dieser Bale minutenlang seine Halbglatze drapiert, indem er erst einmal die wenigen Strähnen querlegt, dann darauf ein Toupet klebt und darüber dann wieder seitliche Resthaare legt und durch viel Spray fixiert, damit das alles hält. Das Irre ist jedoch, daß er anschließend genauso aussieht, wie echte Haartrachten in den Siebzigern wirkten.

Die Geldgeschäfte sind falsch, aber die Gefühle sind echt. Mit dieser Kombination hält uns der Regisseur mit seiner Darstellergranate im Kinosessel bei Laune, wie dem nicht nachlassenden lauten Gelächter in den Kinos zu entnehmen ist.