Die Wettbewerbsfilme der 64. Berlinale vom 6. bis 16. Februar 2014, Film 22
Claudia Schulmerich
Berlin (Weltexpresso) – Die französisch-deutsche Produktion, die Regisseur Christophe Gans nach Cocteau und Disney erneut auf die Leinwand bringt, nimmt die Worte des Märchens beim Wort und entwirft in neuen und dramatischen Bildern die bewegende Geschichte von der jungen unschuldigen Schönen, durch deren Liebe das Biest wieder zum Prinzen werden kann.
Die jüngste Verfilmung des weltberühmten Märchens vereint vier bekannte Namen: die Franzosen Léa Seydoux als Schöne, André Dussolier als deren Vater, Vincent Cassel in der Doppelrolle als Prinz und Biest und Ivonne Catterfeld als getötete Prinzessin in einer zeitlosen, romantischen Zauberwelt. Die Geschichte geht so: Im Jahre 1810 treibt ein Schiffbruch einen wohlhabenden Händler und Vater dreier Töchter und dreier Söhne in den finanziellen Ruin. Die Familie zieht aufs Land und lebt fortan in ungewohnt ärmlichen Verhältnissen. Nur die Jüngste, die anmutige Belle, kann sich für die ländliche Idylle begeistern.
Doch das Schicksal schlägt ein zweites Mal zu. Als der Vater in einem verwunschenen Schloßgarten eine Rose für Belle pflückt, wird er vom Besitzer, einem Ungeheuer, zum Tode verurteilt. Furchtlos begibt sich Belle anstelle des Vaters in den Palast, bereit sich zu opfern. Doch dort erwartet sie nicht der Tod, sondern ein merkwürdiges Leben, erfüllt von Magie, Luxus und Melancholie. Jeden Tag, ohne Ausnahme, ißt Belle gemeinsam mit dem Biest zu Abend. Jede Nacht wird sie von Träumen heimgesucht, die die tragische Vergangenheit des Biests enthüllen.
Das Untier verspürt ein immer stärker werdendes Verlangen nach der schönen, jungen Frau. Die nutzt ihren Mut, um das Geheimnis des bösen Zaubers zu entdecken, unter dem ihr unheimlicher Bewunderer leidet und den sie durch ihre Liebe erlösen kann. Die gefundenen Bilder mitsamt der sie bewohnenden Zauberwelt kommen einem so unbekannt wie bekannt vor. Leider hat der Moderator die Frage nicht mehr zugelassen, wo wir nach den Motivationen für die Steinernen Riesen fragen wollte, wo man im Film Wagner und Mozart assoziiert, ihre Musik aber nicht ertönt. Denn diese steinernen Riesenfiguren, die alles kaputtrampeln, bevor sie am Ende zerschellen, erinnern sowohl an Fafner und Fasolt aus Richard Wagners Rheingold, Erster Teil des Rings, wie auch an den steinernen Gast, der in Mozarts Don Giovanni diesen zum Ende erschlägt, eigentlich aber der Geist des durch Giovanni getöteten Vaters der Dona Ana ist, die der Frauenheld entehrte.
Aus der Pressekonferenz:
Anwesend:
Christophe Gans, Regisseur und Drehbuchautor
Léa Seydoux, Schöne
Yvonne Catterfeld, Prinzessin
André Dussolier, Vater und Kaufmann
Gefragt wird, was bei der erneuten Verfilmung die Absichten des Regisseurs waren. Es ging ihm um die Bilder, die das Märchen bei den Menschen evoziert. „Das, was man als Kind erlebt hat, stellt man nie in Frage. Die Bilder sind im kulturellen Gedächtnis des Volkes. Cocteau hat jeder noch heute im Sinn. Aber dieser Film ist keine Cocteau-Adaption, sondern bringt das Märchen in neuen Bildern. Die Schauspieler fand ich durch Casting oder durch Weitersagen wie André Dussollier, der einfach ein hervorragender Schauspieler ist und den Vater spielt. Yvonne Catterfeld hatte ich kennengelernt, sie ist Deutsche und eine außerordentlich gute Schauspielerin. Sie ist anmutig und ihre Sterbeszene ist die berührendste im Film, die emotionalste.“
Es gibt zwei schriftlichen Fassungen des Märchens. Diese Geschichte bezieht sich auf die griechische und lateinische Mythologie, wo es um Götter geht, die sich in Menschen, aber auch in Tiere verwandeln. Diese heidnische Version habe ich hier bevorzugt, weniger christliche Motive. Auch die Moral hat mich nicht interessiert, aber die menschliche Dimension von Erlösung.
Fragen an Ivonne Catterfeld: nach Romy Schneider gefragt, der sie wirklich sehr ähnlich sieht. Darüber will sie nichts sagen. Aber daß sie für die Rolle der Prinzessin genommen wurde, erfüllt sie mit Stolz, zumal sie dies Märchen liebt, auch die beiden Filmfassungen, Cocteau und Disney. Léa Seydoux findet es gut, mal eine ganz andere Rolle zu spielen, sie lernt gerne dazu. Gerade nach dem Film BLAU IST EINE WARME FARBE ist diese Rolle just das Gegenteil. „Ich überrasche gerne als Schauspielerin und wenn dies in verschiedenen Welten spielt.“
Welche Erfahrungen machte Christoph Ganz mit dem Studio Babelsberg? „Dort zu drehen, war eine tiefe Erfahrung für mich, Lubitsch und Nibelungen, das hat mich berührt. Zu sehen, wo die Überschwemmungsszenen in METROPOLIS gedreht wurden, das ist einfach großartig. Große Liebe und Nostalgie zum europäischen Kino, ich bin zur Wiege zurückgekehrt...“
INFO:
Frankreich / Deutschland 2014, 112 Min
Französisch
REGIE
Christophe Gans
DARSTELLER
Vincent Cassel
Léa Seydoux
André Dussollier
Ivonne Catterfeld