Redaktion
Madrid (Weltexpresso) - FAKTEN UND FIKTION: So wenig ‚Maixabel' ein Biopic ist, so eng hält er sich an die Tatsachen. "Man kann diese Geschichte und vieles von dem, was passiert ist, nicht erfinden", sagt Icíar Bollaín, "es ist zu unglaublich. Eigentlich ist das Einzige, was von den tatsächlichen Begebenheiten abweicht, die Zeit. In unserem Film ist alles konzentrierter, verdichteter." Dabei ging es nicht nur um die Begegnungen Maixabels mit den Mördern ihres Mannes, sondern auch um die Details. Von Ibons einsamer Erinnerungsfahrt an die Tatorte vor dem Treffen mit Maixabel hatte der wirkliche Ibon erzählt: "Er sagte uns", erinnert sich Bollaín, "dass er sich seiner Geografie des Leids stellen wollte, bevor er sich mit Maixabel traf. Das hat mich sehr beeindruckt, es lässt einen bildlich begreifen, wie dieser Mann die Verantwortung für das übernimmt, was er gemacht hat. Und gleichzeitig ist diese Szene eine Hommage an die Opfer."
Auch die gemeinsame Fahrt Ibons mit Maixabel am Ende des Films hat wirklich stattgefunden, mit einem Strauß von zehn roten und einer weißen Nelke. Bis hin zu den Dialogen orientierten sich Icíar Bollaín und Isa Campo an dem, was ihnen die Beteiligten erzählt hatten. Dass sie lieber Juan Maris Witwe als Ibons Mutter sei, hatte Maixabel während des privat organisierten Treffens in Esther Pascuals Wohnung zu Ibon gesagt. Tage später erhielt sie einen Anruf. "Es war Ibon", erzählt Maixabel Lasa. "Er fagte mich, ob ich mich daran erinnere, was ich zu ihm gesagt habe. Gut, meinte er, er habe jetzt die Antwort: Er wäre lieber Juan Mari als sein Mörder."
OHNE WORTE
Campo und Bollaín entschieden sich dafür, den Film mit dem Attentat zu beginnen, inszeniert wie ein Thriller, aus unterschiedlichen Perspektiven. "Aus den Nachrichten waren wir es gewohnt, die Fakten zu erfahren, die Namen der Ermordeten", sagt Icíar Bollaín. "Aber in einem Film kann man erzählen, wie sich das anfühlt, was es bedeutet für die Frau des Ermordeten, die Tochter, die Freunde. Es war wichtig, die Folgen für die Hinterbliebenen zu sehen, wie sie die Nachricht erfahren, wie sie reagieren, wie sie kämpfen, um weiterzumachen. Und auf der anderen Seite war es wichtig, die Täter am Ausgangspunkt ihrer Reise zu sehen, wenn sie sich die Hände schmutzig machen. Nur so lässt sich die Größe dieses Moments begreifen, wenn sie schließlich Maixabel gegenübersitzen."
Eine große Herausforderung lag darin, die politischen Hintergründe ohne didaktisches Reenactment so zu erzählen, dass sie sich auch jüngeren Leuten in Spanien oder dem nichtspanischen Publikum erschließen. Das unerbittlich klingelnde Telefon bei Maixabel, die unerwartete Ankunft der Tante im Jugendcamp von María: Eindringlicher und authentischer lässt sich die Wucht und die Omnipräsenz des baskischen Konflikts bis hinein in die einzelnen Leben nicht schildern. Diese Szenen stehen exemplarisch für die Herangehensweise von Isa Campo und Icíar Bollaín: Den tatsächlichen Ereignissen bis in die Details treu zu bleiben, um sie dann im Film wie fiktives Material zu behandeln.
EINE LIEBESGESCHICHTE
‚Maixabel' ist auch die Geschichte einer großen Liebe. "Juan Mari ist in unserem Film immer sehr präsent", sagt Icíar Bolaín, "nicht nur auf den Fotos in Maixabels Wohnung. Sie weiß, dass Juan Mari das gleiche machen würde wie sie, das gibt ihr die Kraft." Maixabel Lasa spricht in Interviews selbst davon, wie sehr sie der Verlust ihres Mannes getroffen hat. "Ich denke jeden Tag an Juan Mari, bis heute. Und nicht einmal, tausendmal. Die ETA hat unsere Aussichten radikal zerstört, von einem Tag auf den anderen. Aber Juan Mari hat immer mit allen geredet. Er glaubte an die Macht des Worts, an den Dialog. Ich bin sicher, dass er versucht hätte, mit seinen Mördern zu reden. Ich bin überzeugt davon, dass es richtig war, mich auf diese Treffen einzulassen. Danach fühlte ich mich leichter." Die Szene, wenn Maixabel die Nachricht erfährt, dass die ETA den bewaffneten Kampf endgültig aufgegeben hat, erzählt in einer großartigen Verdichtung von dieser tiefen Liebe über den Tod hinaus. Maixabel, allein auf dem Sofa, flüstert: "Wir haben es geschafft. Wir haben es geschafft, Juan Mari." Es ist die einige Szene im Film, in der sie ihre Beherrschung verliert.
Foto:
©Verleih
Info:
MAIXABEL
BLANCA PORTILLO ... Maixabel Lasa
LUIS TOSAR ... Ibon Etxezarreta
URKO OLAZABAL ... Luis Carrasco
MARÍA CEREZUELA ... María Jauregui
TAMARA CANOSA ... Esther Pascual
MARÍA JESÚS HOYOS ... Ibons Mutter
ARANTXA ARANGUREN ... Carmen
Regie ... ICÍAR BOLLAÍN
Buch ... ISA CAMPO & ICÍAR BOLLAÍN
Kamera ... JAVIER AGIRRE ERAUSO
Editor ... NACHO RUIZ CAPILLAS
Filmmusik ... ALBERTO IGLESIAS
Abdruck aus dem Presseheft
©Verleih
Info:
MAIXABEL
BLANCA PORTILLO ... Maixabel Lasa
LUIS TOSAR ... Ibon Etxezarreta
URKO OLAZABAL ... Luis Carrasco
MARÍA CEREZUELA ... María Jauregui
TAMARA CANOSA ... Esther Pascual
MARÍA JESÚS HOYOS ... Ibons Mutter
ARANTXA ARANGUREN ... Carmen
Regie ... ICÍAR BOLLAÍN
Buch ... ISA CAMPO & ICÍAR BOLLAÍN
Kamera ... JAVIER AGIRRE ERAUSO
Editor ... NACHO RUIZ CAPILLAS
Filmmusik ... ALBERTO IGLESIAS
Abdruck aus dem Presseheft