Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Dezember 2011, Teil 1
von Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Immer mehr werden nun die Originaltitel auch im deutschen Verleih beibehalten, oft versehen mit einem deutschen Zusatz. Das gilt aber in der Regel nur für englische, sprich amerikanische Titel. Dadurch sieht man übrigens auf einen Schlag, wie stark das gesamte Film- und Zuschauergeschäft hollywooddurchtränkt ist, falls man dies nicht schon vorher wußte. Titelausnahme diese Woche der neue Film von Nanni Moretti, der sich die Floskel zu eigen macht, wenn ein neuer Papst gewählt wurde. Sein deutscher Zusatztitel „Ein Papst büxt aus“ verrät allerdings schon die ganze so liebevoll inszenierte Geschichte.
HABEMUS PAPAM
Nanni Moretti ist als Spaßvogel bekannt, als Satiriker auch, ebenfalls als Melancholiker und soziologischer Interpret seiner italienischen Gesellschaft mittels Filme. Einen so aufwendigen und durchkomponierten Film, wo alle bisherigen Ansätze vorhanden sind, ein filmisches Märchen dazu kommt, einen solchen Film hat er jedoch noch nie vorgelegt, wie HABEMUS PAPAM nun geworden ist. Sicher gibt’s auch Kritisches zu äußern, aber in uns erstarb jeglicher Anflug, bestimmte Stellen im Film zu hinterfragen und an der Geschichte rumzudeuteln, angesichts der Gesamtdarstellung von Michel Piccoli, der den gewählten Papst angesichts der vor ihm liegenden Aufgabe als Menschen darstellt, als Menschen mit Versagensängsten, die ihn dann tatsächlich…
Nein, wir wollen nicht das Ende erzählen, sondern nur beschreiben, wie dieser Film eine Welt aufbaut, die tatsächlich im Vatikan sich bei der Papstwahl so darstellt, wie wir uns das immer schon vorgestellt haben. Die komischsten Typen sagen die irrwitzigsten Dinge, dann wiederum wird jegliche Formalität, aus denen die Zeremonie einer Papstwahl ja besteht, durch so viele Facetten aufgeweicht, daß aus den Typen Menschen werden. Nicht völlig, aber doch im Ansatz. Und man fängt an, den Regisseur dafür zu bewundern, daß er einerseits unsere Vorurteile so voll bestätigt, in dem er Karikaturen von Kardinälen aus der ganzen Welt versammelt, die auf einmal, schneller als wir das mitbekommen, keine Karikaturen mehr sind, sondern Abbilder dieser Gesellschaft.
Das ist kein ‚entlarvender‘ Film, keiner, gegen den der Vatikan einen Prozeß wegen Diffamierung und Mißachtung stellen muß. Daß die oberste römische Kirchenbehörde jedoch tief verletzt sein müßte, so ist der Film dann auch wieder nicht. Mag sein, daß das Märchenhafte am Vorgang auch dasjenige ist, was alle versöhnlich stimmt, die Katholische Kirche und die Zuschauer. Jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Herrliche Szenen erwarten Sie. Wie ein gewählter Papst (Michel Piccoli) nach anfänglichen Verboten seitens der Kurie dann doch zum Psychoanalytiker (Nanni Moretti) darf und dieser in der Behandlung an die Grenzen seiner Zunft und Kunst gerät, aber erst mal das Umfeld aufmischt, in dem er den wartenden, teilweise recht beleibten Kardinälen ein Volleyballturnier ‚verschreibt‘, das ist intelligent und subtil.
Warum die Kardinäle warten? Das ist der Knackpunkt der Geschichte. Nachdem der französische Kardinal Melville, dem der über 80jährige Piccoli sein Gesicht und seine Seele gibt, gewählt wurde, ist die Wahl erst dann öffentlich vollzogen, wenn der Papst auf diesen berühmten Balkon tritt und die Menschheit auf dem Petersplatz grüßt. Er ist auf dem Weg, scheut dann zurück und wie er im Verlauf seines Bewältigungsprozesses das ganze Leben reflektiert, ist eigentlich der Grund, warum Sie diesen Film unbedingt anschauen sollten. Es gibt wirklich immer wieder Filme, die es noch nie gab. Dieser gehört dazu.
DER GESTIEFELTE KATER
Ein digitaler Animationsfilm, wo eine sonstige Randfigur aus der Shrekserie nun die Hauptrolle spielt: der gestiefelte Kater.
BESSERE ZEITEN
Diesmal rechnet Noomi Rapace (Millennium) erneut mit ihrer Vergangenheit ab – allerdings auf ganz andere Weise. Sie ist Leena, die am Totenbett der Mutter erkennt, wie schlimm ihr Leben mit diesen Eltern war und daß sie nicht davonlaufen kann, sondern dies aufarbeiten muß.
ATMEN
Regiedebüt des Schauspielers Karl Markovicz, wo ein junger Häftling gegen viele Widerstände versucht, auf die gerade Bahn zu kommen. Die Suche nach der Mutter hilft.
DER WEIHNACHTSMUFFEL
Eine Familienkomödie aus England. Ein Lehrer für die Kleinen soll mit diesen ein Krippenspiel inszenieren. Aber er mag Weihnachten nicht. Und dann dichtet er noch, die Schulproduktion würde von Hollywood übernommen. Alles kommt ins Rutschen.
HAPPY NEW YEAR
Til Schweiger ist auch dabei. Zusammen mit Robert de Niro und Michelle Pfeiffer werden hier die emotionalen Auswüchse zu Sylvester kundgetan, in dem sich die Lebenswege verschiedener Menschen kreuzen. Und wenn Sie wissen, was Sie sich vom neuen Jahr wünschen und was andere davon erwarten, sind Sie genau richtig: alles kommt vor.
PERFECT SENSE
Teuer besetzt mit Eva Green als Wissenschaftlerin Susan und Ewan McGregor als Koch Michael geht es wieder einmal um den drohenden Weltuntergang. Denn das Gift geht um, eine sehr mysteriöse Epidemie läßt die Menschen ihre Sinne verlieren. Nicht auf einmal, sondern nach und nach.
ROMEOS - ANDERS ALS DU DENKST
Hier geht es um einen Jungen. Lukas ist als Mädchen geboren worden.