Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. Juli 2022, Teil 2
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – BLANCO (55): „Der perfekte Chef“ und Besitzer eines Familienunternehmens, der immer alle Zügel fest in der Hand hält. Er ist der perfekte Lokalmatador, ist extrem versiert und manipulativ und sieht sich dabei doch immer auch als ein großer Philanthrop und Gönner. Er will, dass es seinen Mitarbeiter*innen gut geht – koste es, was es wolle – und mischt sich auch ungeniert in deren Privatleben ein, um die Produktivität seiner Firma zu verbessern. Wenn sich die Angestellten wohlfühlen, laufen auch seine Geschäfte bestens. Das Objekt seiner Begierde ist ein lokaler Business Excellence Award, den er unbedingt gewinnen will. Ihm widmet er seine ganze Aufmerksamkeit.
MIRALLES (50)
Ist Produktionschef bei Basculas Blanco. Er ist die rechte Hand des Chefs, ein starker Mann. Allerdings lernen wir ihn am Tiefpunkt seines Lebens kennen: abgelenkt, außer Kontrolle, wesentlich mehr auf sein Handy und seine Eheprobleme konzentriert als auf die Produktionsstandards der Firma. Blanco, als selbsternannter Ratgeber in Herzensangelegenheiten, lädt ihn zum Abendessen ein, stellt ihn anderen Frauen vor, versucht ihn aufzumuntern... nur um festzustellen, dass alles für die Katz ist.
JOSÉ (50)
Ist verzweifelt. Von gebrechlicher Erscheinung, nervös, Opfer des jüngsten Stellenabbaus. Er kampiert mit einem Banner vor den Toren der Firma, skandiert Slogans gegen Blanco, fordert Gerechtigkeit und seine sofortige Wiedereinstellung. Seine Anwesenheit gefährdet den Preis, den sein ehemaliger Arbeitgeber so dringend gewinnen will. Deshalb setzt Blanco alles in Bewegung, um José vor Eintreffen der Jurykommission loszuwerden. José wiederum nimmt Blancos Intrigenspiel nicht wahr und skandiert donnernde Sprüche aus einer anderen Zeit gegen die Firma durch ein Megaphon. Er will Blanco das Leben schwer machen. José gewinnt an Selbstvertrauen durch seine Revolution, er will den Job am Ende gar nicht mehr zurück, sondern hat seine Bestimmung gefunden, indem er für seine Sache kämpft. Er wird mächtig, weil Blanco ihn fürchtet.
ROMÁN (45)
Sicherheitsbeamter, der den Zugang zum Firmengelände kontrolliert. Stattlich und sensibel, ein Vogelfreund und ausgestattet mit einer gewissen Herzlichkeit, sieht seine friedliche Existenz durch Josés Anwesenheit gestört. Und das nicht nur wegen dessen Megaphon. Der Konflikt, einen in Not geratenen Kollegen zu unterstützen und ihn gleichzeitig nach Anordnung der Firma zu schikanieren, bringt ihn in eine moralische Zwickmühle, aus der er keinen Ausweg findet. Möglicherweise ist Román die einzige gute Figur der Geschichte. Und „gut“ ist im positivsten Sinn des Wortes gemeint.
LILIANA (24)
Stieg unlängst in die Marketingabteilung der Firma ein. Selbstbewusst, engagiert und attraktiv ist Liliana doch nicht genau das, was sie zu sein scheint. Blanco findet sie anziehend und nutzt die Gelegenheit aus... ohne jemals zu ahnen, dass sie trotz ihrer Jugend so stark sein kann wie er. In einer dramatischen Wendung der Ereignisse legt sie die Passivität ab und wird eine unberechenbare Gefahr, indem sie das Leben des Chefs in einem Moment verkompliziert, in dem er es am wenigsten braucht.
ADELA (45)
Blancos Ehefrau. Sie ist eine starke und besonnene Frau mit Stil. Sie besitzt eine Nobelboutique in der Altstadt, betreibt sie aber eher als Hobby und weniger um Geld zu verdienen. Das manipulative Geschachere ihres Gatten erträgt sie mit stoischer Gelassenheit – und ein wenig Alkohol. Sie ist sich seiner kleinen Nöte mehr bewusst, als er ahnt.
KHALED (35)
Ist ein gut gebauter, attraktiver Mitarbeiter aus Nordafrika. Er leitet die Logistikabteilung und steht privat wie beruflich auf der Höhe seines Lebens. Die Ruhe, mit der er sein Department führt, offenbart die Defizite von Miralles. Khaled ist einer der wenigen Angestellten der Firma, die den Mumm haben, Blanco die Stirn zu bieten – falls nötig. Und Blanco weiß, dass Khaled ein wichtiges Rad im Getriebe ist...
FORTUNA (70)
Arbeitet am Fließband, ein Handwerker, treu bis zur Unterwerfung. In seiner freien Zeit übernimmt er Hausmeistertätigkeiten im Haus seines Arbeitgebers. Er hat sein ganzes Leben der Firma gewidmet, arbeitete bereits für Blancos Vater, was auch der Grund ist, warum er der Familie für immer und ewig dankbar ist. Er steht in einem fast feudalen Lehnsverhältnis zu seinem Gönner, und er würde alles tun, was dieser von ihm verlangt. Und mit „alles“, ist alles gemeint.
SALVA (17)
Fortunas Sohn, ein dünner, kahlrasierter Teenager mit ausweichendem Blick. In ihm ist etwas zerbrochen, was nur schwer zu heilen ist. Er hat keine Ahnung von der Welt und der Arbeiterklasse, der sein Vater angehört, ist immer auf dem Sprung, ohne Wünsche, ohne Identität. Mit seiner Bomberjacke und hohen Stiefeln, seinem urbanen Guerilla-Look ist Salva Kanonenfutter.
RUBIO (50)
Führt die Personalabteilung bei Basculas Blanco. Ein treuer Knappe und Handlanger des Chefs, Manager seiner Manöver – all seiner Manöver: der legalen ebenso wie jener, die man besser nur hinter vorgehaltener Hand erwähnt.
Foto:
©Verleih
Info:
DER PERFEKTE CHEF (El buen patrón)
von Fernando León de Aranoa, E 2021, 120 Min.
mit Javier Bardem, Manolo Solo, Almudena Amor, Óscar de la Fuente, Sonia Almarcha, Fernando Albizu
Komödie / Start: 28.07.2022
Abdruck aus dem Presseheft