Bezaubernder Animationsfilm am Sonntag, 31. Juli 2022 beim Disney Channel
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Auf der Waldlichtung hat es schon lange nicht mehr geregnet - selbst der Teich ist ausgetrocknet. Die Tiere sammeln den Tau in Kürbissen und verteilen das Wasser gleichmäßig. Um eine Lösung zu finden, ruft der Hase alle erwachsenen Tiere des Waldes zu einer Ratsversammlung zusammen.
Während die Erwachsenen beraten spielen die Tierkinder miteinander. Allerdings darf der etwas ängstliche Eichhörnchenjunge Tjum (Tim Schwarzmaier) nicht mit den anderen Tierkindern spielen. Als das recht unbeliebte Igelmädchen Latte (Luisa Wietzorek) Tjum verteidigt, findet er heraus, dass sie in einem leeren Schneckenhaus heimlich Wasser gesammelt hat, das sie auch nicht an die Allgemeinheit abgeben will. Beim anschließenden Gerangel wird nicht nur das von Latte gesammelte Wasser verschüttet, sondern Tjum fällt auf den mit Wasser gefüllten Kürbis, das Wasser versickert daraufhin im Boden.
Beim Rat der Tiere erzählt der weise aber auch etwas verschrobene Rabe Korp (Gerald Schaale) eine alte Geschichte, dass das Wasser ausbleiben würde, weil der Bärenkönig Bantur den magischen Wasserstein von der Bergspitze gestohlen und in seinem Palast im Nordwald versteckt hätte. Damit das Wasser wieder fließen kann, muss der Stein an seinen Ursprungsort zurückgebracht werden.
Die erwachsenen Tiere halten dies für eine Sage und trauen sich nicht die Lichtung zu verlassen. Deshalb entschließt sich Latte den Wasser spendenden Stein allein zu suchen, denn auch ihr Vater ist vor einiger Zeit weggegangen und nicht wieder zurückgekommen. Nachdem Latte losgezogen ist, folgt ihr Tjum heimlich, denn er will das Igelmädchen unbedingt zur Rückkehr überreden. Doch das eigensinnige Igelmädchen lässt sich nicht von ihrer Wanderung abhalten.
Unterwegs treffen die beiden kleinen Streithähne immer wieder auf Tiere, die sie entweder verfolgen oder die ihnen helfen, wie ein Biber, der sicherheitshalber schon mal Bäume fällt und Dämme baut und dadurch Tjum und Latte vor einem Luchs rettet. Dann ist da die geheimnisvolle Kröte Greta (Regina Lemnitz), die ihnen zwar droht sie zum Abend zu verspeisen, ihnen aber stattdessen ein schmackhaftes Essen serviert und ihnen dazu noch Wasserbeeren als Wegzehrung mitgibt. Später treffen sie auf ein Rudel Wölfe unter der Führung von Lupo (Michael Deffert), die sie zwar gerne fressen würden, sie aber weiterziehen lassen als sie von ihrer Mission erfahren.
Doch dann streiten sich Latte und Tjum wieder einmal und werden durch ein Unglück getrennt. Latte trifft auf einen allein lebenden Igel, der ihr - nur um sie loszuwerden - den Eingang in die Bärenhöhle zeigt. Zur gleichen Zeit begegnet Tjum dem Bärenjungen Prinz Amaroo (Timur Bartels), der sich als freundlich und hilfsbereit entpuppt und der sich so gar nicht wie sein Vater König Bantur (Henning Baum) verhält.
In der Bärenhöhle sehen beide zu ihrer Überraschung, dass es dort Wasser im Überfluss gibt. Doch sowohl Tjum als auch Latte werden von den Bären gefangen genommen und müssen erst zu echten Freunden zusammenwachsen, bevor sie auch mit der Hilfe von Amaroo ihre Mission erfüllen können. Denn es reicht nicht nur, den magischen Wasserstein aus der Bärenhöhle zu stehlen, sondern sie müssen ihn auch gegen den Luchs, die Wölfe und König Bantur (Henning Baum) verteidigen, um ihn wieder an seinen Ursprungsort auf der Bergspitze zurück zu bringen...
"Latte Igel und der magische Wasserstein" geht auf die Bücher des schwedischsprachigen finnischen Autors Sebastian Lybeck zurück. Sein erstes Buch über den kleinen Igel Latte (der im Original übrigens männlich ist) ist erstmals 1958 unter den schwedischen Titel Latte Igelkott och Vattenstenen erschienen. Die Geschichten vom Igel Latte hat in Deutschland der Thienemann-Verlag verlegt. Außer diesem Buch hat der Autor noch drei weitere Kinderbücher über Latte geschrieben und zwar Latte Igel reist zu den Lofoten (1969), Latte Igel und der Schwarze Schatten (2009) und Ein großer Tag für Latte Igel (2012).
Die Regisseurinnen Regina Welker und Nina Wels haben nach dem Drehbuch von Andrea Deppert und Martin Behnke Lybecks Buch zum ersten Mal als Animationsfilm adaptiert. Der Film zeigt aber auch, wie aktuell die Geschichte vom fehlenden Wasser und von der Bedrohung der Natur auch 50 Jahre nach seinem Erscheinen heute noch ist. Dabei hält sich die Story zwar im Großen und Ganzen an das Buch, aber das Ende wurde dann doch etwas freundlicher gestaltet - ganz im Sinne von "das Wasser gehört nicht einem, sondern allen". Dadurch wirkt die Botschaft aber auch gerade für kleinere Kinder nicht bedrohlich, sondern sie sollte dazu führen, dass die Kinder Fragen stellen und über das Gesehene nachdenken.
Natürlich ist es ein Kinderfilm mit einem altbekannten Szenarium, denn auch hier zieht die Heldin Latte aus, um ihre Heimat zu retten und gegen übermächtige Feinde zu kämpfen. Dabei muss sie weit von zu Hause weggehen, sich in unbekannte Gegenden trauen, vielen Gefahren trotzen, aber auch freundliche Helfer kennen lernen - natürlich zusammen mit einem getreuen aber etwas ängstlichen Sidekick.
Das Igelmädchen Latte ist für Kinder eine tolle Identifikationsfigur. Sie ist zwar frech, mutig, selbstbewusst und hat das Herz auf dem rechten Fleck aber manchmal schießt sie dann doch über das Ziel hinaus. Vor allem dem etwas ängstlichen aber immer loyalen Tjum gegenüber ist sie immer wieder mal ein richtiger kleiner Kotzbrocken, der dickköpfig auch mal mit dem Kopf durch die Wand gehen will.
Der Animationsfilm wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit der Auszeichnung: Kinderfilm, Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet, da die durchweg positiven Botschaften des Films, die nicht übertriebene Dialogsetzung, die liebevolle Animation und die ruhige Erzählweise den Film zu einer idealen Unterhaltung für ganz junge Zuschauer macht. Die FBW Jugend Filmjury vergibt 3,5 von 5 Sternen und empfiehlt den Film ab 4 Jahren, da die kindgerechte Geschichte gut erzählt und auch nicht zu aufregend für dieses Alter ist.
Insgesamt ist "Latte Igel und der magische Wasserstein" ein gefühlvoll gestalteter Animationsfilm voller märchenhaftem Charme, der ein auch für Vorschulkinder verständliches spannendes Abenteuer über Umweltprobleme, Zusammenraufen und Freundschaft erzählt. Schließlich sind Probleme mit dem Trinkwasser gerade wieder ausgesprochen aktuell. Ganz sicher werden auch im Fernsehen nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen ihre Freude an Latte, Tjum, Amaroo, ihren Helfern und Feinden haben.
Foto 1: Tjum (Tim Schwarzmaier) folgt Latte (Luisa Wietzorek) auf Schritt und Tritt. © Koch Films
Foto 2: Der Rabe Korp (Gerald Schaale) erzählt, dass der Bärenkönig Bantur den magischen Wasserstein gestohlen hat. © Koch Films
Foto 3: Obwohl sie furchteinflößend wirkt, steht Greta (Regina Lemnitz) Latte (Luisa Wietzorek) und Tjum (Tim Schwarzmaier) mit Rat und Tat zur Seite. © Koch Films
Info:
Latte Igel und der magische Wasserstein (Deutschland, Belgien 2019)
Genre: Animationsfilm, Kinderfilm, Roadmovie
Filmlänge: ca. 80 Min.
Regie: Regina Welker, Nina Wels
Drehbuch: Andrea Deppert, Martin Behnke nach dem Buch von Sebastian Lybeck (1958)
Deutsche Sprecher: Luisa Wietzorek, Henning Baum, Timur Bartels, Tim Schwarzmaier, Regina Lemnitz, Gerald Schaale u.a.
FSK: ab 0 Jahren
"Latte Igel und der magische Wasserstein" läuft am Sonntag, 31.07.2022 um 20:15 Uhr im Disney Channel. Der Animationsfilm wird dort am Freitag, 05.08.2022 um 21:55 Uhr wiederholt.