Spielfreude und Kugelhagel

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. August 2022, Teil 4

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) –„Das ist schon eine sehr besondere Nummer“, meint Sebastian Bezzel über die Eberhofer-Filmreihe, in der er nun schon zum achten Mal die Hauptrolle spielt. Sein Kollegium sei „ein tolles Ensemble. Da sind Freundschaften gewachsen.“ Dass Darsteller*innen nach den Dreharbeiten von der guten Zusammenarbeit erzählen, gehört zwar zur üblichen PR-Folklore, aber beim Cast der Rita Falk-Verfilmungen wird die außergewöhnlich gute Arbeitsstimmung mit jeder Folge begeisterter beschwärmt, egal ob von Neuling Johannes Berzl („Ich fühl mich sehr willkommen geheißen. Perfekter könnte es nicht sein.“) oder Routinier Eisi Gulp („Alle haben auch immer wieder Bock drauf.“), ob Stammschauspieler Daniel Christensen („ein wahnsinniges Geschenk, eine Figur entwickeln zu können, und mit Kollegen wie in einem Ensemble jährlich zusammenzuarbeiten - das schweißt unglaublich zusammen.“) oder Theaterikone Stefanie Reinsperger („Ich habe das selten erlebt, dass man mit dermaßen offenen Armen von jeder einzelnen Person hier empfangen wird.“).

„Ich finde es bei unserer Buchreihe ganz toll, dass es uns gelungen ist, dass die Buchleser die Filme mögen. Und dass die Autorin stolz ist auf das, was wir machen“, erzählt Produzentin Kerstin Schmidbauer. Denn der Spaß bei der Produktion hat sich stets ebenso auf das Publikum übertragen. Nachdem der erste Film DAMPFNUDELBLUES noch als Fernsehfilm konzipiert war und dann glücklicherweise doch den Weg auf die große Leinwand fand, daraufhin das bayerische Publikum dermaßen begeisterte, dass jeder weitere „Eberhofer“ neue Besucherrekorde aufstellte, startet GUGLHUPFGESCHWADER wie zuvor auch schon KAISERSCHMARRNDRAMA nun wieder bundesweit. Denn auch die Fans oberhalb des Weißwurscht-Äquators sollen wieder in den vollen niederbayerischen Genuss kommen. Das Personal - vom Franz bis zum Bürgermeister, von der Oma bis zum Wirt – bleibt davon völlig unbeeinträchtigt: Sebastian Bezzel und Simon Schwarz ermitteln als Franz und Rudi, mit Lisa Maria Potthoff, Gerhard Wittmann, Enzi Fuchs und Eisi Gulp ist die Eberhofer-
Familie wieder komplett und auch Daniel Christensen, Sigi Zimmerschied, Stephan Zinner und Ferdinand Hofer verkörpern ihre Charaktere gewohnt liebenswürdig-skurril.


Neu im Ensemble ist Johannes Berzl, ein junger Schauspieler aus Cham in der Oberpfalz. Er verkörpert den „Lotto-Otto“, eine zentrale Figur im aktuellen Kriminalfall, der zudem durch seinen gewagten modischen Look das Ortsbild Niederkaltenkirchens nachhaltig prägt. Die zweite Verstärkung ist Theresa, Rudis Freundin mit Helfersyndrom, gespielt von der österreichischen Theatergröße Stefanie Reinsperger, die durch die Kultserie „Braunschlag“ und zuletzt durch den Dortmunder „Tatort“ auch zu größerer bundesweiter Bekanntheit gelangt ist. Nicht nur für ihren Spielpartner Simon Schwarz ist sie allerdings vor allem
„eine Theatergröße! Die hat, glaube ich, jeden Theaterpreis, den man in Deutschland bekommen kann, schon bekommen. Die ist klassische Hochkultur.“ Auch Regisseur Ed Herzog ist voll des Lobes für die „Vollblutschauspielerin mit großer Spielfreude“: „Sie hat sofort verstanden, was an dieser Figur komisch ist. Und das merkt man auch.“

Eine weitere neue Erscheinung im Filmuniversum ist der dubiose Mike Kuglmayer, der zusammen mit Franz Eberhofer schon in der Polizeischule zu den schlechtesten Berufsanfängern gehört hat. Zufälligerweise haben auch ihre beiden Darsteller Michael A. Grimm und Sebastian Bezzel die Ausbildung an der Bayerischen Theaterakademie gemeinsam genossen, wenn auch sicher nicht als die Schlechtesten ihres Jahrgangs. Später traten sie gemeinsam für Marcus H. Rosenmüller als Bobfahrer in „Schwere Jungs“ auf, dabei saß auch Drehbuchautor und Schauspieler Stefan Betz mit im Bob. Betz hat mit Ed Herzog fast alle Eberhofer-Filme verfasst und konnte in GUGLHUPFGESCHWADER seine Rolle als Doktor Brunnermeier etwas ausbauen: Als Paartherapeut gerät dieser
zwischen der aufbrausenden Susi und dem wenig diplomatischen Eberhofer schnell an die Grenzen seiner fachlichen Befähigung (Stichwort „Online-Kurs“).
Daniel Christensen fährt in GUGLHUPFGESCHWADER seine Rolle als überdrehter Flötzinger noch ein klein wenig mehr hoch und präsentiert einen niederbayerischen Gangsta-Rap mit Tanzbegleitung in XXL.

Im Abspann kontert dann „Susi“ Lisa Maria Potthoff höchstpersönlich mit einigen lässig gerappten Schmähversen im bairischen Gstanzl-Groove. Martin Probst, Stammkomponist der Eberhofer-Filme, arbeitete für die Hiphop-Stücke exklusiv mit dem bairischen Rapper Liquid zusammen. Für Christensen sind die Eberhofer-Filme eine „Kultreihe“ und vergleichbar mit den Asterix-Geschichten: „Das neue Heft erscheint, die Figuren stehen fest und man stellt sich
nur die Frage: Wie läuft die Geschichte für das gallische Dorf diesmal?“ Und wie bei 1010 Asterix kommen die Hauptfiguren auch in Niederbayern manchmal aus ihrer Provinz heraus: Bei einem wilden Tschechien-Trip wird Max (Ferdinand Hofer), der Jungbulle des Dorfes, zugedröhnt in dubioser Damenbegleitung angetroffen, dann wirft man den Franz aus dem Spielcasino und selbst ein Saunabesuch im Nachbarrevier endet mit einer Betäubung durch Knoblauchsuppe.

„Spielsucht, Millionengewinn und korrupte Polizisten“ – das sind laut Ed Herzog die offiziellen Themen in GUGLHUPFGESCHWADER, aber eigentlich dreht sich auch wieder alles um persönliche Beziehungen in der Eberhofer-Welt: Neuer Hund, neue Freundin, neue Verwandtschaft. Es gäbe ja viel zu diskutieren, aber bevor es zu innerlich werden kann, wird so viel geballert wie nie zuvor: Ed Herzog serviert den Eberhofer-Fans einen Zeitlupen-Kugelhagel, der in seiner Ausgedehntheit an Sam Peckinpahs Western „Wild Bunch“ erinnert, nur, dass da zum Schluss nicht die Oma die Patronen zusammenkehrt.

„Es gab die Überlegung, die Geschichte etwas westernmäßiger zu gestalten. Dadurch ist dann die Schießerei am Ende auf dem Hof gelandet“, erzählt Drehbuchautor Stefan Betz. „Das ist zwar Arbeit, das zu konstruieren, aber eben sehr lustig, wenn unter Todesgefahr Banalitäten ausdiskutiert werden. “Und auch Stefanie Reinsperger hatte ihren Spaß daran: „Am Ende gibt es einen unglaublichen Showdown. Ich habe mich ein bisschen gefühlt wie auf 'nem Hollywood-Set. Unglaublich detailliert und aufwändig!“ Wie gut, dass Herzog laut seinem Hauptdarsteller Sebastian Bezzel für sowas genau der richtige Mann ist: „Ein unglaublicher Detail-Scheißer“.