Hanswerner Kruse im Gespräch mit Nadja Uhl

 

Berlin (Weltexpresso) – Nadja Uhl ist eine der wandlungsfähigsten deutschen Schauspielerinnen, wobei ihr in jeder Rolle gelingt, beim Zuschauer Interesse, ja Rührung hervorzurufen. Kein Wunder also, daß sie viele Preise erhalten hat. In diesem Film spielt sie eine, mit sich so strenge wie anderen gegenüber langmütig-vergebende Rolle.

 

 

 

Kruse „Ich muss sie jetzt einfach mal anschauen, zweimal habe ich den Film bisher gesehen und Sie beim ersten Mal wirklich nicht erkannt. Diese Apple ist ja so eine verrückte, neurotische Frau mit ihrem Hund im Babybjörn...

UHL (lacht)...ich freue mich total, dass Sie das sagen, das ist ja ein Lob!

 

Kruse Beim ersten Ansehen des Films stand die Komik im Vordergrund, heute ist mir aufgefallen, wie einsam und verzweifelt Sie alle sind.

UHL Mir ging das ähnlich als ich den fertigen Film sah, ich habe oft schallend gelacht, aber dann hatte ich einen Kloß im Hals und hätte losweinen können. Es ist unglaublich, wie kompliziert die Figuren im Film alles machen, was für einsame Seelen wir sind. Jeder kommt mir vor wie ein Astronaut im Orbit, auf immer und ewig verdammt in dieser Glocke für sich zu bleiben, keiner kriegt es hin da herauszukommen.

 

Kruse Sie kennen das?

UHL Mir kommt das gar nicht so fremd vor, auch wenn Doris das sehr auf die Spitze treibt.

 

Kruse Ihre Filme sind wirklich keine Komödien...

UHL Ja, wir müssen dafür mal einen neuen Begriff finden (lacht). Schon bei Andreas Dresens „Sommer vorm Balkon“ haben wir gedacht, es muss doch irgendetwas „Süß-Saures“ dazwischen geben.

 

Kruse Man kann sich diese Geschichte auch als tristes, düsteres Drama vorstellen...

UHL …ja so ganz blaustichig, voll mit deutschen Alltagssituationen, alle grau in grau. Aber Doris verpackt ihre Geschichten nicht in ein Dramolett der Unerträglichkeit, sondern sie schafft auch eine Hommage an das Leben.

Jedem Zuschauer bleibt es selbst überlassen, wie tief er sich einlassen will. Ich denke, wenn jemand den ganzen Tag im Krankenhaus oder im Büro gearbeitet hat, dann hat er bei ihr erst einmal Spaß im Kino, lacht viel - kann aber auch ins Nachdenken kommen und sich fragen, wie ist denn eigentlich das Verhältnis zu meiner Tochter oder Mutter? Damit ist doch schon ganz viel erreicht.

 

Kruse Was war besonders bei Ihrer zweiten Zusammenarbeit mit der Regisseurin?

UHL Doris hatte jahrelang an Roman und Drehbuch gearbeitet, aber wenn wir als Akteure eine andere Idee hatten und sie die besser fand, dann warf sie alles über Bord. Ich habe noch nie bei einem Autor oder einem Regisseur erlebt, dass jemand sich so schnell von Ideen trennt.

 

Kruse Ein Beispiel?

UHL Ja, die Begegnung von Apple und Tina, Doris hatte sie im  Drehbuch als Freundschaft beschrieben, aber Hinnerk und ich haben das als Liebesgeschichte gelesen. Als wir darüber sprachen hat sie uns das spielen lassen und sofort übernommen: „Alles klar, Ihr habt recht!“

 

FZ (die Pressefrau drängt) Können wir noch schnell über Ihre Beziehung zu Chica, dem Hund sprechen, den Sie so oft im Babybjörn vorm Bauch getragen haben.

UHL Ich bin ja sowieso eine große Tierliebhaberin. Aber ich habe mich natürlich gefragt, ist das denn „politisch korrekt“ mit dem Herumtragen? Aber Chica, dieses kleine Streichelwesen, hat das unheimlich genossen. Ansonsten hatten wir einen Tiertrainer, der sich immer um sie gekümmert hat.