Filmreihen im Kino des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums (DFF) Frankfurt im Oktober
Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Viel zu selten betonen wir, welches Glück man hat, so man Filmfan ist, in Frankfurt am Main und Umgebung zu leben, wo das Kino des DFF eine vielfältige Filmauswahl zusammenstellt, die einen oft sprachlos macht. Deshalb, weil man eigentlich jeden Tag ins Kino gehen könnte! Dieses Kino ist einst als Kommunales Kino vom damaligen Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann gegründet worden und Teil des später ebenfalls von Hoffmann gegründeten Deutschen Filmmuseums geworden. Hier veröffentlichen wir Teile des diesmonatlichen Programms.
Wolfgang Kohlhaase
Filmreihe von Sonntag, 2., bis Mittwoch, 26. Oktober
Wolfgang Kohlhaase, geboren 1931 in Berlin, ist einer der markantesten Drehbuchautoren der deutschen Filmgeschichte. Mit 21 Jahren verfasste er sein erstes Drehbuch für einen DEFA-Spielfilm. Seine frühen Erfahrungen prägten etliche der von ihm geschriebenen Filme, in denen zwei Thematiken hervorstechen: die Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Krieg und ein ausgeprägtes Interesse für die Probleme Jugendlicher. Das Jugendthema kommt besonders in einer Reihe von Filmen zum Ausdruck, die Kohlhaase zusammen mit dem Regisseur Gerhard Klein entwickelte und deren berühmtester BERLIN – ECKE SCHÖNHAUSER (1957) wurde. Nach dem Tode Kleins 1970 konzentrierte sich Kohlhaase auf die Zusammenarbeit mit Konrad Wolf; beim letzten der vier gemeinsamen Filme, SOLO SUNNY (1980), war er auch offiziell Koregisseur. In den 1980er Jahren verfasste er insbesondere die Drehbücher zu zwei Filmen von Frank Beyer. Auch nach dem Untergang der DDR arbeitete er weiter fürs Kino; besonders prägnante Filme aus dieser Zeit sind DIE STILLE NACH DEM SCHUSS (Volker Schlöndorff, 2000), HAUS UND KIND (Andreas Kleinert, 2009) sowie drei zusammen mit Andreas Dresen entwickelte Filme seit 2005. Kennzeichnend für alle Drehbücher Kohlhaases sind eine starke Orientierung an der Wirklichkeit, eine plastische, ganz unideologische Figurenzeichnung, die lakonische Verdichtung von Situationen und knappe, pointierte Dialoge.
Was tut sich – im deutschen Film?
Filmreihe zum aktuellen deutschen Kinogeschehen in Zusammenarbeit mit epd film
Sonntag, 2. Oktober, 20:15 Uhr
Zu Gast: Natalia Sinelnikova
Einmal pro Monat widmet sich die Reihe „Was tut sich – im deutschen Film?“ dem aktuellen deutschen Kinogeschehen. Im Oktober stellt Regisseurin Natalia Sinelnikova ihr Spielfilmdebüt WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN vor, der die Sektion Perspektive Deutsches Kino der diesjährigen Berlinale eröffnete und beim renommierten Tribeca Film Festival den Preis für die beste Kamera erhielt. Die deutsch-russische Regisseurin ist Teil des jüdischen Künstler:innen-Netzwerks Dagesh.
WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN
Deutschland 2022. R: Natalia Sinelnikova
D: Ioana Teodora Iacob, Pola Geiger, Jörg Schüttauf. 96 Min. DCP
Anna ist Sicherheitsbeauftragte und lebt mit ihrer Tochter in einem luxuriösen Hochhaus am Waldrand. In einer immer bedrohlicher werdenden Außenwelt wird eine Bleibe im Hochhaus zum Ziel vieler Wohnungssuchenden. Doch als der Hund des Hausmeisters verschwindet, verbreitet sich eine irrationale Angst unter den Bewohner:innen des Hauses: Eine neu gegründete Bürgerwehr soll fortan für Recht und Ordnung sorgen – schon bald steht Anna selbst im Visier der argwöhnischen Nachbarn.
Nach dem Film spricht Ulrich Sonnenschein (epd film) mit Natalia Sinelnikova.
Kinderkino
Immer am Freitag- und Sonntagnachmittag
Immer freitags um 14:30 Uhr und sonntags um 15 Uhr zeigt das Kino des DFF Filme für die ganze Familie. Im Oktober sind FERIEN AUF SALTKROKAN, die Verfilmung des Astrid-Lindgren-Romans, und DER KLEINE PRINZ, die Adaption des Literaturklassikers von Antoine de Saint-Exupéry, zu sehen.
Fotos:
Filmstill aus SOMMER VORM BALKON (DE 2005, R: Andreas Dresen)
Filmstill aus WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN
Filmstill aus DER KLEINE PRINZ (FR 2015, R: Mark Osborne)
©dff.de