Hanswerner Kruse
Frankfurt (Weltexpresso) - Drei Filme mit Menschen, die eigenartige Beziehungen miteinander eingehen, sind derzeit neu auf DVD oder online zu sehen: "Wo in Paris die Sonne aufgeht", "Nebenan" und "I am Zlatan"
„Wo in Paris die Sonne aufgeht“ ist ein erotischer Episodenfilm - und wird dennoch für den Unterricht mit 16-jährigen empfohlen. In Philosophie, Religion oder Ethik bieten die Figuren und ihre Beziehungen genug Anlässe, um sich mit Liebe in Zeiten von Dating-Apps und schnellem Sex auseinanderzusetzen: Die aus China stammende Émilie (Lucie Zhang) lebt in einem Hochhaus im Pariser Quartier Asiatique. Sie braucht Geld, sucht eine Mieterin und bekommt Camille (Makita Samba), der trotz seines Frauennamens ein attraktiver Schwarzer ist.
Beide fliegen aufeinander, haben viel Sex miteinander, aber er will keine Bindung und zieht wieder aus.
Parallel lernen wir die weiße Jurastudentin Nora (Noémie Merlant) kennen, die aus der Provinz nach Paris kam, bald aber von ihren Kommilitonen für das Camgirl Amber Sweet gehalten und aggressiv gemobbt wird. Sie schmeißt das Studium, arbeitet in einem Maklerbüro und lernt dort Camille kennen... Der spannende Schwarzweißfilm erinnert an französische Streifen der 1960er-Jahre, stellt aber multikulturelle Affären unserer Zeit mit großer Selbstverständlichkeit dar.
„Nebenan“ heißt das Regiedebüt Daniel Brühls. Er gibt selbst darin den schnöseligen Schauspieler Namens Daniel, der in Berlin-Mitte in einer Luxusdachwohnung mit Frau und Kind lebt. Gleich nebenan liegt die uralte typische Berliner Eckkneipe „Zur Brust“. Hier nimmt sich der alte Ossi Bruno (Peter Kurt) den Filmstar zur Brust: Er gibt ihm Bier, Schnaps und Sülze aus, kritisiert hart seine Filme, offenbart sich als sein nebenan wohnender Nachbar, der alles über ihn weiß: seine finanziellen Verhältnisse, seine außerehelichen Liebesgeschichten und die Affären seiner Frau. Nicht umsonst kritisiert Bruno die Rolle eines Stasispitzels, die Daniel mal in einem Film spielte: Er kann das wirklich besser.
Nach und nach wird Daniel von dem Ossi, der sich als gedemütigtes Opfer von Wiedervereinigung und Gentrifizierung fühlt, in dessen Welt hineingezogen. Aus diesem makabren Kammerspiel in der Kneipe gibt es kein Entkommen, schließlich verpasst der Filmstar sogar noch seinen Flieger und ein wichtiges Casting. Aber zum Lachen gibt es auch viel, das einem jedoch manchmal im Hals steckenbleibt.
„I am Zlatan“ ist ein Film - nicht nur für Sportinteressierte oder Fußballfans - über die schwierige Kindheit und Jugend des genialen und einst bestbezahltesten Fußballspielers der Welt, Zlatan Ibrahimović. Selbst mit 40 Jahren ist er immer noch ein aktiver Fußballer, der für seinen ausgeprägten Eigensinn bekannt ist und oft dafür kritisiert wird. Uli Hoeneß soll über Zlatan gesagt haben, er sei „dumm“ und „eine gescheiterte Diva.“ Der junge Zlatan wuchs im Armenviertel der schwedischen Stadt Malmö auf und hatte schon als kleines Kind nur Fußball im Kopf.
Da seine vom Balkan stammenden Eltern bettelarm waren, wollte er der beste Fußballspieler Schwedens werden. Das gelang ihm auch, jedoch den notwendigen Teamgeist entwickelte er nie. Der Film skizziert als Biopic Zlatans Entwicklung bis zum ersten Erfolg und ist dadurch eigentlich eher eine Entwicklungsgeschichte: Wie kann sich ein armer, schwieriger und ausgegrenzter Junge aus der Misere befreien und mit eigener Kraft erfolgreich entwickeln? Zlatan Ibrahimović wird im Film von zwei Darstellern verkörpert, den jüngeren spielt Dominic Andersson Bajraktari, den älteren verkörpert Granit Rushiti.
Fotos:
„Wo in Paris die Sonne aufgeht“, Neue Visionen Filmverleih
„Nebenan“, mm-filmpresse
„Zlatan“, Entertainment Kombinat
Info:
WELTEXPRESSO hatte I am Zlatan am Erscheinungstag besprochen
https://weltexpresso.de/index.php/kino/26317-i-am-zlatan
Fotos:
„Wo in Paris die Sonne aufgeht“, Neue Visionen Filmverleih
„Nebenan“, mm-filmpresse
„Zlatan“, Entertainment Kombinat
Info:
WELTEXPRESSO hatte I am Zlatan am Erscheinungstag besprochen
https://weltexpresso.de/index.php/kino/26317-i-am-zlatan