die beidenSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Oktober 2022, Teil 9

Redaktion

Stockholm (Weltexpresso) - Waren Sie ein Fan der früheren Filme von Ruben Östlund?
Ich hatte nur einen von Rubens Filmen gesehen, bevor ich für ihn vorsprach – ich wählte zufällig THE SQUARE aus und sah ihn mir im Kino in New York an. Normalerweise nehme ich Popcorn und Schokolade mit in die Vorstellung, aber ich habe nichts angerührt, weil ich mir keine Sekunde dieses einzigartigen, faszinierenden und brillanten Films entgehen lassen wollte. Am Ende war ich so aufgeregt, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte einen Marathon laufen.


Was war Ihre erste Reaktion nach der Lektüre des Drehbuchs?

Drehbuch? Welches Drehbuch? Der geheimnisvolle Ruben hat uns nichts dergleichen gegeben! Er erzählte mir ein wenig über die Prämisse, aber die Dinge änderten sich laufend, und das bis zum Schluss der Dreharbeiten. Wir wussten nicht einmal, wie der Film enden würde. Ruben hat eindeutig das Sagen, aber er ist auch unglaublich anpassungsfähig, hört sich Vorschläge an und ändert Dinge, wenn er meint, dass sie besser oder interessanter sein könnten. Als ich das erste Mal mit ihm über den Film sprach, hatte ich ein Gefühl blanken Entsetzens – aber gleichzeitig war es die Art von Projekt, bei dem es für mich nicht schnell genug losgehen konnte.


Was denken Sie über die Ökonomie der Schönheit als Schlüsseltheorie, die dem Film zugrunde liegt?

Ich glaube, dass Schönheit in unserer Gesellschaft definitiv eine Währung mit abnehmendem Wert ist und insofern ein Fluch, wenn man ihr zu viel Wert beimisst.


Gibt der Film einen Einblick in die Welt der Mode?

Hundertprozentig ja. Rubens Frau Sina – die mich an Ruben vermittelt hat – ist eine brillante Modefotografin, und sie hat ihre Erfahrungen mit ihm geteilt. Er ist definitiv in die Feinheiten der Modewelt eingeweiht.


Hat der Film bewirkt, dass Sie Ihre Meinung über die Modewelt überdenken?

Ich bin mir nicht sicher, um ehrlich zu sein. Aber ich war mir natürlich bewusst, wie es für jemanden außerhalb der Branche aussehen muss. Manchmal ist man so nah an einer Sache dran, dass man nicht merkt, wie absurd sie ist, bis man sie aus der Perspektive einer dritten Person betrachtet. Es hat Spaß gemacht, das „Model-Girl" zu spielen; ich hatte einen Freifahrtschein, überkandidelt zu sein, und ich finde es großartig, wie unverblümt Yaya ist.


Wie haben Sie sich mit dem Rest der Besetzung, insbesondere mit Harris, verstanden?

Die Kameradschaft, die entsteht, wenn eine Gruppe von Menschen aus der ganzen Welt während einer Pandemie für mehrere Monate auf einer griechischen Insel zusammenkommt – nun, Sie können darauf wetten, dass wir unseren Zusammenhalt nie verlieren werden. Ich fühle mich so sehr mit der gesamten Besetzung und Crew verbunden – es sind Freunde geworden, die ich für immer haben werde. Mit Harris zu arbeiten, war ein absolutes Geschenk: Er ist freundlich, geduldig und unglaublich talentiert - er ist wirklich ein Juwel.


Kann man die Schauspielerei mit dem Modeln vergleichen?

Ich glaube nicht – abgesehen davon, dass man sich ans Reisen und das ständige Unterwegssein anpassen muss. Und vielleicht in Bezug auf den inneren Dialog. Davon gibt es beim Modeln tatsächlich eine Menge, und ich bevorzuge diese Art von Schauspielerei auch; der innere Dialog, den wir als Menschen immer vor der Außenwelt zu verbergen suchen.


Wie, glauben Sie, wird das Publikum auf TRIANGLE OF SADNESS reagieren?

Ich habe keine Ahnung! Ich hoffe, dass die Leute das Kino verlassen und darüber sprechen und diskutieren wollen. Meine Lieblingsfilme sind die, die mich zum Nachdenken anregen, mich ein bisschen ärgern, mich zum Lachen und Weinen bringen.


Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung
Carl               Harris Dickinson
Yaya              † Charlbi Dean
Abigail           Dolly De Leon
Dimitry           Zlatko Burić
Therese         Iris Berben
Paula.            Vicki Berlin
Jarmo.           Henrik Dorsin
Nelson.         Jean-Christophe Folly
Clementine    Amanda Walker
Winston         Oliver Ford Davies
Vera               Sunnyi Melles
Der Kapitän   Woody Harrelson

Stab
Regie          Ruben Östlund
Drehbuch   Ruben Östlund

Abdruck aus dem Presseheft

Charlbi Dean starb 29. August 2022 in New York City mit 32 Jahren an einer plötzlich auftretenden unerwarteten Krankheit. Sie war beim Gewinn der Goldenen Palme in Cannes im Mai noch dabei. Wenn man hier liest, wie wichtig ihr dieser Film war und wie sie durchblickte, geht es einem durch und durch.
Die Redaktion