Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am besten käme man im Badeanzug, so heiß wird einem im Foyer des Astor, wo man einerseits einen tollen Blick aus dem vierten Stock des Myzeil über die Stadt hat, aber sich doch alle nach innen wenden, wo in bequemen Sesseln die vielen Leute nicht unterkommen, weshalb das Steh-Stelldichein die Regel ist und sich Jung und erstaunlich viel Alt mischen. Wie immer blieb die Astor-Theke das Zentrum für Essen und Trinken, das Problem war nur, wie man durch die Massen hingelangte.
Während ich mir noch Gedanken machte, wie es kommt, daß es unter den berühmten Geschwisterregisseuren lauter Männer gibt: die Brüder Dardenne, die Brüder Taviani, die Coen-Brüder, fällt mir ein Film von zwei Schwestern ein, Portugal oder so, und natürlich die Brüder oder Schwestern Wachowski, je nachdem vor ihrer geschlechtlichen Umwidmung oder danach. Und nach kurzem Überlegen fällt mir noch das Geschwisterpaar Anne und Dietrich Brüggemann ein, wo zwar die Rollen verteilt sind, aber sich auch wieder kreuzen.
Nicht jeder ist so auffällig wie das österreichische filmische Multitalent Grenzfurthner (links), der als Prälat erscheint, das ist doch eigentlich das Kardinalsrot, also ein Kardinal. Der traut sich was, der Johannes Grenzfurthner und man ist sicher, daß er sich nicht nur in Frankfurt so gibt, sondern auch zu Hause in Wien. Aber in der Sauna des Abends muß es ihm unter dem Gewand ganz schön heiß geworden sein. Doch ist er ein alter Stratege, frankfurt- und B3erprobt und hält einschließlich seiner Sondereinlagen bei der Preisvergabe die vielen Stunden durch.
Einmal dauert es, bis sich so ein großer Kinosaal gefüllt hat, erst recht, wenn es im Foyer so gemütlich ist, und dann war es bei den Preisvergaben trotz spürbaren Versuchs, es kurz zu halten, doch so ausufernd, daß der anschließende Film der Träger des B3-Preises, die Brüder Dardenne aus Belgien, mit einer Stunde Verspätung begann. Ein Abend von 18.30 bis 24 Uhr ist dann schon im wahrsten Sinne abendfüllend.
Über die Moderation von Laura Karasek will ich kein weiteres Wort verlieren. Sie war überflüssig und die Moderatorin unsicher dazu, was vielleicht ja aus der Überflüssigkeit resultierte. Die Mannschaft, wie immer eine Frauschaft hinter der Bühne und vor dem Mikrophon, hatte alles im Griff, wenn dann allerdings der Sänger nicht auftauchte oder ein Durcheinander bei den Lobrednern herrscht, gibt's Pausen. Das nahm keiner übel. Überhaupt waren die Eingeladenen, denn es war eine geschlossene Gesellschaft, klatschwillig und es gab ja auch interessante Preisträger.
Doch das Ganze beginnt ja immer mit den Eröffnungsreden, die aber zur Zufriedenheit aller kurz ausfielen. Warum eigentlich die Ministerin nicht persönlich anwesend war und auch nicht der Buchmessendirektor, wo es doch um die Zehnjahresfeier ging, verwunderte. Auch die Staatssekretärin des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar war nicht anwesend, erschien aber als Video auf der Leinwand, wo sie die längste Rede hielt und man denen, die sie aufnahmen, doch mal empfehlen will, eine Fortbildung bei HessenFilm zu machen. Unter andere sagte sie: "„Zehn Jahre B3, das sind zehn Jahre innovative und unkonventionelle Kunst des Geschichtenerzählens, zehn Jahre intensiver branchenübergreifender Dialog und zehn Jahre interdisziplinäre Allianz für das bewegte Bild.“
Stefanie Wüst ist die Frankfurter Wirtschaftsdezernentin und sprach für die Stadt Frankfurt und als Karin Wolff, einst hessische CDU- Kultusministerin, heute Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die das Geld geben, ans Mikrophon ging, konnte man den Unterschied erfahrenen, wie geschulte Politiker ihre Grußadressen vorbringen. Sie ging gleich ohne Aufforderung ans Standmikrophon - hilflos stand die Moderatorin, die sie wohl gerne in ein Gespräch verwickelt hätte, daneben - und beantwortete gleich im ersten Satz eine Frage, die sich mir beim Rückblick der zehn Jahre gestellt hatte, bei denen übrigens Weltexpresso von Anfang an dabei war: Das die als Biennale gestartete B3 inzwischen zum Jahresrhythmus übergegangen ist und eigentlich Annuale heißen müßte.
"Der Funke hat gezündet"
Der wichtigste Mann, nicht nur des Abends, sondern der, der die B3-Idee hatte, die Mitstreiter fand und mit intensivem Einsatz alles am Laufen hält, die B3 ausgeweitet hat, die immer stabiler wird, Festivalleiter Bernd Kracke (im Foto ganz rechts bei der Preisverleihung an Luc Dardenne), Professor und Präsident der Hochschule für Gestaltung, Offenbach, faßte die zehn Jahre und die diesjährige zehnte Ausgabe zusammen: „Die B3 Biennale 2022 löst auch in ihrem zehnten Jahr eindrücklich ihren branchen- und genreübergreifenden Anspruch ein, das Storytelling mit bewegten Bildern als treibende kulturelle Kraft des 21. Jahrhundert zu präsentieren und zu diskutieren. Neuste Entwicklungen von VR über KI bis hin zum Metaverse werden von internationalen Expert:innen und Macher:innen thematisiert. Als Plattform für die gesamte Kreativwirtschaft bietet sie den kreativen Profis ebenso wie dem Nachwuchs sowohl in Hessen, aber auch weit darüber hinaus eine attraktive Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung. Das breite Publikum von jung bis alt kann sich über die aktuellsten Entwicklungen informieren“.
Daß der Funke gezündet hat und es sich gelohnt hat, die B3 mit Leben zu erfüllen, war dabei die wichtigste Botschaft dieses Festivals, das sich von Anfang an als Weltfestival verstand und darauf Wert legt, daß sowohl Preisträger wie die Lobredner hauptsächlich aus dem Ausland kommen.
Und dann begann der Preisregen, der mit so viel Namen und Funktionen gespickt ist, daß wir im Folgeartikel gerne die Angaben des Veranstalters übernehmen. Dabei bleibt für mich aber zu erwähnen, daß die auf der Leinwand gezeigten Ausschnitte aus Filmen nicht immer das Preiswürdige haben zeigen können. Auf jeden Fall als Ausnahme das Künstlerpaar Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, die mich unglaublich beeindruckten. Von ihrem Werk her, aber auch in der Ansprache von Christa Sommerer (im Foto rechts), die die Kunst mit dem Leben verband, als sie erzählte, daß sie im Studium im Palmengarten, diesmal einer der fünf Ausstellungsorte der B3, ihren Mann kennengelernt hatte, mit dem sie nun in Linz gemeinsam an der Hochschule die Idee der neuen Medien weiterentwickeln.
Fortsetzung der Auflistung der 14 Preisträger im nächsten Artikel
Fotos:
©Redaktion
Nicht jeder ist so auffällig wie das österreichische filmische Multitalent Grenzfurthner (links), der als Prälat erscheint, das ist doch eigentlich das Kardinalsrot, also ein Kardinal. Der traut sich was, der Johannes Grenzfurthner und man ist sicher, daß er sich nicht nur in Frankfurt so gibt, sondern auch zu Hause in Wien. Aber in der Sauna des Abends muß es ihm unter dem Gewand ganz schön heiß geworden sein. Doch ist er ein alter Stratege, frankfurt- und B3erprobt und hält einschließlich seiner Sondereinlagen bei der Preisvergabe die vielen Stunden durch.
Einmal dauert es, bis sich so ein großer Kinosaal gefüllt hat, erst recht, wenn es im Foyer so gemütlich ist, und dann war es bei den Preisvergaben trotz spürbaren Versuchs, es kurz zu halten, doch so ausufernd, daß der anschließende Film der Träger des B3-Preises, die Brüder Dardenne aus Belgien, mit einer Stunde Verspätung begann. Ein Abend von 18.30 bis 24 Uhr ist dann schon im wahrsten Sinne abendfüllend.
Über die Moderation von Laura Karasek will ich kein weiteres Wort verlieren. Sie war überflüssig und die Moderatorin unsicher dazu, was vielleicht ja aus der Überflüssigkeit resultierte. Die Mannschaft, wie immer eine Frauschaft hinter der Bühne und vor dem Mikrophon, hatte alles im Griff, wenn dann allerdings der Sänger nicht auftauchte oder ein Durcheinander bei den Lobrednern herrscht, gibt's Pausen. Das nahm keiner übel. Überhaupt waren die Eingeladenen, denn es war eine geschlossene Gesellschaft, klatschwillig und es gab ja auch interessante Preisträger.
Doch das Ganze beginnt ja immer mit den Eröffnungsreden, die aber zur Zufriedenheit aller kurz ausfielen. Warum eigentlich die Ministerin nicht persönlich anwesend war und auch nicht der Buchmessendirektor, wo es doch um die Zehnjahresfeier ging, verwunderte. Auch die Staatssekretärin des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar war nicht anwesend, erschien aber als Video auf der Leinwand, wo sie die längste Rede hielt und man denen, die sie aufnahmen, doch mal empfehlen will, eine Fortbildung bei HessenFilm zu machen. Unter andere sagte sie: "„Zehn Jahre B3, das sind zehn Jahre innovative und unkonventionelle Kunst des Geschichtenerzählens, zehn Jahre intensiver branchenübergreifender Dialog und zehn Jahre interdisziplinäre Allianz für das bewegte Bild.“
Stefanie Wüst ist die Frankfurter Wirtschaftsdezernentin und sprach für die Stadt Frankfurt und als Karin Wolff, einst hessische CDU- Kultusministerin, heute Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die das Geld geben, ans Mikrophon ging, konnte man den Unterschied erfahrenen, wie geschulte Politiker ihre Grußadressen vorbringen. Sie ging gleich ohne Aufforderung ans Standmikrophon - hilflos stand die Moderatorin, die sie wohl gerne in ein Gespräch verwickelt hätte, daneben - und beantwortete gleich im ersten Satz eine Frage, die sich mir beim Rückblick der zehn Jahre gestellt hatte, bei denen übrigens Weltexpresso von Anfang an dabei war: Das die als Biennale gestartete B3 inzwischen zum Jahresrhythmus übergegangen ist und eigentlich Annuale heißen müßte.
"Der Funke hat gezündet"
Der wichtigste Mann, nicht nur des Abends, sondern der, der die B3-Idee hatte, die Mitstreiter fand und mit intensivem Einsatz alles am Laufen hält, die B3 ausgeweitet hat, die immer stabiler wird, Festivalleiter Bernd Kracke (im Foto ganz rechts bei der Preisverleihung an Luc Dardenne), Professor und Präsident der Hochschule für Gestaltung, Offenbach, faßte die zehn Jahre und die diesjährige zehnte Ausgabe zusammen: „Die B3 Biennale 2022 löst auch in ihrem zehnten Jahr eindrücklich ihren branchen- und genreübergreifenden Anspruch ein, das Storytelling mit bewegten Bildern als treibende kulturelle Kraft des 21. Jahrhundert zu präsentieren und zu diskutieren. Neuste Entwicklungen von VR über KI bis hin zum Metaverse werden von internationalen Expert:innen und Macher:innen thematisiert. Als Plattform für die gesamte Kreativwirtschaft bietet sie den kreativen Profis ebenso wie dem Nachwuchs sowohl in Hessen, aber auch weit darüber hinaus eine attraktive Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung. Das breite Publikum von jung bis alt kann sich über die aktuellsten Entwicklungen informieren“.
Daß der Funke gezündet hat und es sich gelohnt hat, die B3 mit Leben zu erfüllen, war dabei die wichtigste Botschaft dieses Festivals, das sich von Anfang an als Weltfestival verstand und darauf Wert legt, daß sowohl Preisträger wie die Lobredner hauptsächlich aus dem Ausland kommen.
Und dann begann der Preisregen, der mit so viel Namen und Funktionen gespickt ist, daß wir im Folgeartikel gerne die Angaben des Veranstalters übernehmen. Dabei bleibt für mich aber zu erwähnen, daß die auf der Leinwand gezeigten Ausschnitte aus Filmen nicht immer das Preiswürdige haben zeigen können. Auf jeden Fall als Ausnahme das Künstlerpaar Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, die mich unglaublich beeindruckten. Von ihrem Werk her, aber auch in der Ansprache von Christa Sommerer (im Foto rechts), die die Kunst mit dem Leben verband, als sie erzählte, daß sie im Studium im Palmengarten, diesmal einer der fünf Ausstellungsorte der B3, ihren Mann kennengelernt hatte, mit dem sie nun in Linz gemeinsam an der Hochschule die Idee der neuen Medien weiterentwickeln.
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